Blutbraut
zusammen, ehe er knapp und nach wie vor unübersehbar widerwillig ebenfalls nickte. »Es sei denn, Joaquín wird vor Ablauf dieser Frist endgültig zum Nosferatu.«
Joaquín neigte den Kopf. »Zwei Dinge noch: Santa Reyada bleibt im Besitz der de Alvaros. Auch nach meinem Tod wird die Hermandad keinen Anspruch auf Lucinda Moreira erheben. Sie ist frei, zu tun und zu lassen, was sie will, und zu gehen,
wohin sie will. Niemand wird ihr zu nahe kommen. Niemand! Darauf will ich euer Wort. Von jedem von euch.«
»Santa Reyada geht an den nächsten Patron, und was Lucinda Moreira betrifft: Sie ist eine Blutbraut und gehört der Hermandad. «
Wann hatte er das Glas mit dem restlichen Scotch neben dem Sessel auf den Boden gestellt? »Santa Reyada geht an Cris und Lucinda ist frei.«
Tomás lachte spöttisch.
Joaquín war schneller auf den Beinen, als er reagieren konnte, hatte ihn an der Kehle gepackt und gegen die Wand befördert, bevor der andere mehr als einen überraschten Laut hervorbringen konnte.
»Sie ist frei!« Die Worte waren nur noch ein Knurren. Seine Fingernägel gruben sich in Tomás’ Haut. Millimeter für Millimeter. Der keuchte und würgte.
»Joaquín …« Ruiz.
»Um Gottes willen …« Bartolomé war aus dem Sessel aufgesprungen. Keiner von beiden wagte sich heran.
Er nahm es nur am Rande war. Drückte fester zu. Mistkerl.
Tomás röchelte, zerrte mit der einen Hand an Joaquíns Griff. Die andere hatte er halb erhoben. Magie knisterte in der Luft. Joaquín verzog den Mund zu einem bösen Lächeln. Er schloss die Finger ein bisschen mehr, trat ein kleines Stück weiter zu Tomás. Noch war er der Patron dieser Familie; noch war er Teil der Hermandad; noch würde Tomás dafür mit dem Leben bezahlen, wenn er es wagte … »Komm schon. Tu es!«, zischte er verächtlich, »tu mir den Gefallen.«
Tomás’ Adamsapfel zuckte unter seiner Hand. Er zerrte heftiger an seinem Arm, rang krampfhaft nach Atem. Joaquín sah
ihm einfach nur weiter höhnisch in die Augen. Dann war die Magie unvermittelt verebbt.
Mit einem harten Laut lockerte er seinen Griff, ohne ihn gänzlich zu lösen. »Wenn ich nicht mehr bin, bleibt Santa Reyada im Besitz der de Alvaros! Und die Hermandad wird Lucinda Moreira in keinster Weise mehr behelligen! Sie ist frei!« Er sprach sanft, schmeichelnd, gerade laut genug, dass auch die anderen ihn verstehen konnten. »Ansonsten werdet ihr mich mit Gewalt in den letzten Kreis schleifen müssen. Und ich schwöre euch: Dann werde ich euch mitnehmen!«
»Du bist nicht in der Position …«
Joaquín fletschte die Zähne. Noch ein Wort und er würde Tomás das Herz herausreißen. Hier. Jetzt. Ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.
»Du hast unser Wort.« Bartolomé verhinderte mit einem Blick und einem Kopfschütteln Tomás’ Widerspruch. Ruiz murmelte seine Zustimmung. Verlogene Brut. Sie hatten nicht vor, dieses Wort zu halten. Auch jetzt nicht. Zumindest nicht Tomás und Bartolomé.
Trotzdem nickte er knapp. Nur eine Bewegung zu viel und er würde die Kontrolle verlieren. Abrupt nahm er die Hand von Tomás’ Kehle, ging zur Tür, schob die eine Hälfte so hart zurück, dass sie gegen den Anschlag krachte. »Und jetzt raus! Ich will euch auf meinem Grund und Boden nicht mehr sehen, bis es so weit ist.« Er würde dafür sorgen, dass sie ihr Wort hielten!
11
W o gehört das hin?«
»Lass doch, das kann Rosa machen.«
Ich wandte mich zu Cris um, Marmelade und Erdnussbutter schon in den Händen. Die Reste meines Frühstücks standen noch auf dem Tresen in der Küche. Abgesehen von der Butter. Irgendwie war ich mir sicher, dass ich sie im Kühlschrank finden würde, sollte ich danach suchen. Da ich nicht gesehen hatte, dass er sie hineingeräumt hatte, konnte es nur Rosa gewesen sein, um zu verhindern, dass sie sich endgültig in weiche, gelbe Schmiere verwandelte.
»Das sind doch nur ein paar Handgriffe.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Und es ist ja nicht so, dass ich irgendwelche dringenden Termine hätte. – Also sag schon: Wo gehört das hin?«
Kopfschüttelnd zeigte er es mir: Erdnussbutter und Marmelade in den Hängeschrank neben dem Kühlschrank, das benutzte Besteck in die Spülmaschine – wohin sonst –, jedoch nicht, bevor ich die letzten Eierflocken hatte verschwinden lassen. Der angebissene, inzwischen labbrige Toast wanderte in den Müll, der Teller zum Besteck.
Cris stand schon an der Tür, als schließlich auch die Rolle Küchenkrepp wieder an ihren Platz
Weitere Kostenlose Bücher