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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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keine … ›positiven‹ Eigenschaften?«
    Cris senkte den Kopf, schien nachzudenken. »Er steht immer zu seinem Wort«, meinte er schließlich. »Egal wem, wann und warum er etwas versprochen hat: Er hält es. Auch bei den banalsten Dingen. – Und dabei hat er ein Gedächtnis wie ein Elefant. Manchmal erinnern sich die Betroffenen selbst gar nicht mehr daran: Er weiß es noch.«
    Ich schlang die Arme um mich. Er hatte gesagt, dass er mir nichts tun würde; hatte es mir mehrfach gesagt; es mir am ersten Morgen sogar versprochen … Aber er brauchte mein Blut, um nicht noch mehr Nosferatu zu werden. Konnte ich ihm da tatsächlich trauen? Wohl kaum.
    »He!« Erneut glitten seine Fingerspitzen federleicht über meine Stirn. »Ich habe dir gesagt, ich lasse nicht zu, dass er dir irgendetwas
tut. Das war auch ein Versprechen. Du kannst mir vertrauen.«
    Irgendwie brachte ich ein Lächeln zustande, während ich zugleich möglichst unauffällig ein Stück zurücktrat. Wie gern würde ich das: Cris wieder vertrauen. So wie vor dem Augenblick, in dem ich erfahren hatte, wer er wirklich war: Joaquín de Alvaros jüngerer Bruder. Er hatte gesagt, er würde mir Zeit geben. Warum fühlte ich mich dann so seltsam schuldig? Ich schaute zu Boden, überallhin, nur nicht Cris an.
    »Mach dir keine Sorgen. Warum genießt du nicht einfach für den Moment den Luxus, den mein Bruder dir bietet, und überlässt alles andere mir?« Er strich meinen Arm entlang, bis er meine Hand erreichte, umfasste sie, drückte sie. »Komm weiter. – Nicht, dass Joaquín sich irgendwann fragt, wo wir so lange bleiben, und am Ende noch nach uns sucht. Oder du dir einen Sonnenbrand holst.« Sacht zog er mich voran. Ich folgte ihm stumm.
    Von Zeit zu Zeit fuhr der Wind in kurzen Böen heiß zwischen den Hecken hindurch. Immer wieder ging es zwei oder drei flache Treppenstufen auf – oder abwärts, und zuweilen gaben sauber gestutzte Durchgänge in den Blättern und Zweigen den Blick auf sattgrünen Rasen frei, der sich bis zum Haus zurück erstreckte.
    »Wie kann es eigentlich sein, dass alles um das Haus grün ist und blüht?«
    Cris hob die Schultern, ohne stehen zu bleiben. Meine Hand lag immer noch in seiner. »Der Wahnsinnige unter meinen Vorfahren, der Santa Reyada ausgerechnet hier hat bauen lassen, hatte anscheinend zumindest noch so viel Verstand, um inmitten dieser Gluthölle wenigstens einen der wenigen Flecken auszusuchen,
an denen es Wasser gab. Ein klein wenig Magie und: Abrakadabra – Blumen in der Wüste.«
    Wir bogen um eine Ecke. Vor uns öffnete sich die Hecke zu einem asphaltierten Platz, über dem die Luft flimmerte.
    »Und hier hätten wir Joaquíns Rennstall.« Er nickte zu einem flachen, lang gestreckten Bau, dessen Längsseite aus drei großen Rolltoren bestand. Ein ebenfalls asphaltierter Weg verschwand uns gegenüber zwischen weiteren halbhohen Hecken.
    »Rennstall?« Ich erwartete das Wiehern von Pferden zu hören, allerdings sah das Gebäude eher aus wie eine …
    »Die Garage.« Grinsend zog Cris mich weiter. »Joaquíns zweite große Leidenschaft.« Er stieß eine Tür an der Schmalseite auf und schob mich hindurch. »Autos mit sehr, sehr vielen PS.« Sie schloss sich hinter uns wieder mit einem dumpfen Klacken. Im Vergleich zu draußen war es erstaunlich kühl. Ganz schwach hing der Geruch nach Öl in der Luft. Ein schmales Oberlicht sorgte für Helligkeit.
    Lack und Chrom schimmerten um die Wette. Ich hatte eigentlich keine Ahnung von Autos, aber eine Viper, einen Lamborghini, einen Maserati oder einen Jaguar erkannte selbst ich. Und sei es nur an dem Logo auf der Motorhaube.
    »Nichts von dem, was du hier siehst, hat weniger als 400 PS.« Cris ging vor mir her, tiefer in die Garage hinein.
    Ich zählte auf den ersten Blick acht dieser Wahnsinns-PS-Schleudern. Dazu einen viertürigen Pick-up und einen Geländewagen – den, mit dem er und Rafael mich gestern hierher zurückgebracht hatten – und zwei gediegen wirkende Limousinen in edlem Grau. Auf der Schnauze der einen prangte die Jaguar-Raubkatze. Die andere hatte uns vor zwei Nächten an der kleinen Landebahn im Nirgendwo erwartet.

    »Von dem Ferrari hier wurden nur 400 Stück gebaut …« Cris deutete auf einen dunkelorange-metallic-farbenen Wagen, mit dessen Türen irgendetwas nicht zu stimmen schien. »660 PS, 217 Meilen die Stunde maximale Geschwindigkeit. – Von dem Lamborghini gibt es nur 350 Stück.« Seine Finger glitten über eine weiße Schnauze, während

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