Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Lucinda.« Jetzt war ich die Unsichere.
    »Ich weiß.« Elenas Lächeln wurde zu einem Strahlen. »Wir alle wissen das. Und wir sind alle sehr froh, dass Cris dich endlich gefunden hat.« Sie legte die Hand auf Lorencios Arm. »Ist es überhaupt in Ordnung, wenn ich dich duze?« Auf einmal klang sie fast erschrocken.
    »Ja, natürlich. Bitte, kein ›Sie‹!« Hastig nickte ich.
    War das die Geschichte, die er verbreitet hatte? Nicht dass Rafael mich entführt, sondern dass Cris mich gefunden hatte?
    Leicht beklommen wies ich auf die Köstlichkeiten hinter ihr. »Das wäre nicht nötig gewesen.« Es fühlte sich unbeschreiblich seltsam an, dass sich jemand meinetwegen so viel Mühe gemacht hatte.
    Elena lachte. »Das habe nicht alles ich gemacht. ¡Dios mío! Nein, dafür hätte die Zeit gar nicht gereicht. Immerhin hat Cris ja erst heute Mittag angerufen und gefragt, ob ich für dich eine kleine Fiesta organisieren könnte, nachdem er deinen Geburtstag vergessen hat.«
    Vergessen? Ach? Ich sah schnell zu Cris hin. Der hob mit einem Verzeihung heischenden Lächeln die Schultern.
    »Wir sind nur die Ersten hier, weil mir die Cantina gehört. Ganz nebenbei haben wir nicht ganz so früh mit euch gerechnet. Aber Lino geht die anderen gerade holen.«
    Meine Knie waren weich. Warum klangen Elenas Worte für mich so, als hätte ganz San Isandro seinen Teil zu dieser Party beigesteuert? Oh mein Gott.
    »Ist dir nicht gut?« Unvermittelt stand Elena sehr dicht vor
mir. Ihre Hand schloss sich um meinen Arm. »Du bist ganz blass.« Ich spürte, wie Cris ganz nah hinter mich trat. »Hier, komm, setz dich.« Sie bugsierte mich zu dem Stuhl am Kopfende eines Tisches, der ganz besonders mit Blumen geschmückt war.
    Ich brachte ein Lächeln zustande. »Es geht mir gut.« – Ganz San Isandro. – Himmel, klang meine Stimme schwach.
    Entsprechend viel Beachtung schenkte Elena mir. »Lorencio! Wasser!«
    »Nicht lieber etwas Stärkeres?«
    Elena tste nur auf den Vorschlag ihres Mannes. Gleich darauf schob sie mir ein Glas zu. »Hier! Trink einen Schluck. Dann geht es dir gleich besser. – Cris hat erzählt, er hat dich in Boston gefunden. Kein Wunder, dass dir unser Klima zu schaffen macht.«
    »Ihr war schon vorhin in Santa Monica nach der Achterbahn schlecht«, warf Cris ein und setzte sich neben mich.
    Gehorsam nippte ich an dem Glas. Und musste hustend nach Luft schnappen, als sein Inhalt sich wie flüssiges Feuer seinen Weg in meinen Magen hinunterbrannte. Mit einem Zischen drehte Elena sich zu ihrem Mann um – der mir ungerührt ein zweites Glas hinstellte. Und mir zuzwinkerte. Diesmal kostete ich vorsichtiger: Wasser. Allerdings hatte – was auch immer in diesem ersten Glas gewesen war – meinen Schock tatsächlich weitestgehend kuriert. Vermutlich effektiver, als es das Wasser getan hätte.
    Doch bevor Elena ihm mehr als einen bösen Blick zuwerfen konnte, kündigten Stimmen die ›anderen‹ an, und gleich darauf war ich von Männern und Frauen umringt, die mich – mal mehr, mal weniger zurückhaltend – umarmten und mir »¡Feliz cumpleaños!« wünschten. Einige musterten mich dabei
prüfend, manche – vor allem die Älteren, Männer wie Frauen – hatten dabei feuchte Augen und tätschelten mir die Wange, wie einer lang verloren geglaubten Tochter. Bei wieder anderen wirkte das Lächeln seltsam gezwungen. Wie bei jemandem, dem eigentlich nicht nach Feiern zu mute ist.
    Binnen kürzester Zeit schwirrte mir der Kopf von Namen. Und während ich dastand und ihre Glückwünsche und Umarmungen entgegennahm, kehrte der Kloß in meinem Hals zurück; wurde immer größer. Und immer wieder waren da Blicke, die von mir zu Cris und von Cris zu mir gingen. – Mehr als einmal glaubte ich, in ihnen zu lesen, dass ihrer Meinung nach ein anderer hätte neben mir sitzen sollen.
    Schließlich hatten sich alle an die Tische im Hof verteilt. Zwei oder drei Männer hatten ihre Gitarren mitgebracht und machten es sich auf ihren Stühlen unter einem der Orangenbäume bequem und begannen zu spielen. Jeder bediente jeden, egal ob es um Getränke oder etwas zu essen ging, wobei Elena beständig von Tisch zu Tisch wanderte, wohl um sicherzustellen, dass wirklich jeder hatte, was er brauchte.
    Es war ein Kommen und Gehen. Hatte sich einer verabschiedet, stand jemand anders vor mir und gratulierte mir zum Geburtstag. Kinder wuselten ausgelassen um die Tische. Ein paar Männer, die später kamen, gesellten sich im Inneren der Cantina zu

Weitere Kostenlose Bücher