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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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ihres Falles ab?
Sie parkte den Wagen und überlegte kurz, ob sie rasch in Lauras Haus gehen und etwas essen sollte. Doch bei Dreyer brannte Licht und sie ahnte, dass er wartete. Judith ging die paar Schritte zur Polizeistation und traf Dreyer beim Telefonieren an.
Er sah zu ihr auf, als er ihre Schritte bemerkte, bevor er fassungslos weiter sprach: »Wie bitte? Das gibt’s doch nicht. Selbstverständlich kommen wir sofort! Ja, Hauptkommissarin Brunner kommt mit. Sie ist gerade hier angekommen. Ich werde sie informieren. Bis gleich.« Er legte auf und sah Judith mit erschrockenen Augen an. »Es gibt schlechte Neuigkeiten, sehr schlechte.« Dreyer holte tief Luft. »Man hat die Leiche von Paul Ahlsens gefunden! Im Frachtraum am Bahnhof in Gardelegen.«
Welch eine Hiobsbotschaft! Judith suchte Halt am Türrahmen. »Was ist hier nur los, Walter?« Ihr war plötzlich heiß und kalt zugleich.
Dreyer wusste, dass ihre Frage nur rhetorisch gemeint war. Seine Erschütterung war genau so groß wie ihre und wurde nur noch von seiner Ratlosigkeit übertroffen. So standen sie still beieinander und nahmen sich einen Moment Zeit, um mit der traurigen Neuigkeit fertig zu werden. Sie waren sich dessen bewusst, dass es gestohlene Zeit war und ihnen eine anstrengende Nacht bevorstand.
Walter lehnte an seinem Schreibtisch und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Er begann, sich die Schläfen zu reiben und Judith spürte, dass sie sich Sorgen um ihn machte. »Kopfschmerzen?«, fragte sie ihn mitfühlend.
Walter schüttelte den Kopf. Er sprach immer noch nicht. Als er endlich aufblickte, sah Judith eine tiefe Traurigkeit in seinem Gesicht. Seine Worte hatten einen verzweifelten Unterton: »Das hier ... ist mein Zuhause, wissen Sie ...«
Judith wollte ihn gern trösten. Was konnte sie sagen, ohne dass es wie eine billige Floskel klang?
Seitdem sie zusammen arbeiteten, erhöhte sich der Druck, gerade auch für Walter. In den letzten Stunden war es extrem geworden: Morgens das Skelett eines ehemaligen Dorfbewohners und abends die Gewissheit um Paul Ahlsens’ Tod.
Angstvoll fragte Judith: »War es das nun? Oder hat jemand einen Grund, weitere Menschen umzubringen?«
Walter reagierte nicht. Stattdessen begann er, mechanisch einige Sachen einzusammeln und in seine Tasche zu packen. Judith hatte alles noch dabei.
Selbstverständlich mussten sie sofort los, um den Fundort genau anzusehen. Vor allem aber, um ihn für die Spurensicherung freizugeben. Die technischen Spezialisten waren sicher schon vor Ort.
Judith wartete geduldig bis Walter bereit war, aufzubrechen.
»Na, dann«, sagte er, »kommen Sie. Das Ganze muss ein Ende haben!«
Diese Entschlossenheit munterte Judith auf. Dass sie ihn nun auch beim Vornamen nannte, registrierte sie hingegen nicht.
Walter hatte sich angeboten zu fahren, damit Judith ihm von ihren Gesprächen am Nachmittag berichten konnte.
Wahrend der Fahrt kamen sie immer wieder ins Grübeln. Hatten sie etwas übersehen? Nicht gründlich genug gearbeitet? Hätten sie den Tod von Paul Ahlsens verhindern können? Was hatte der herausgefunden? Alles Rätseln half wenig. Antworten gab es nur durch weitere Ermittlungen.
Beiden war vorhin, in dem Moment der Niedergeschlagenheit, unbewusst klar geworden, dass sie etwas verband, das über kollegiales Einvernehmen weit hinausging. Und nun wurde ihnen aber auch deutlich, dass ein Misserfolg ihrer Ermittlungen ihnen die Chance nehmen würde, herauszufinden, was das war.
     
     
    ~ 46 ~
     
    Walter Dreyer parkte vor dem Frachtgebäude neben mehreren anderen Fahrzeugen.
Judith Brunner erkannte die Kollegen der Spurensicherung, die schon am Morgen in Lindenbreite gewesen waren. Auch für Ritters Leute war es nun schon ein langer Tag, dachte sie, doch sie vertraute auf deren Professionalität. Sie würden auch unter diesen Bedingungen gründlich arbeiten. Zwei Kollegen lehnten an der Rampe und warteten darauf, loslegen zu können. Die anderen standen am Eingang zum Frachtraum.
Judith und Walter stiegen die kleine Leiter hinauf und wurden bereits von Thomas Ritter erwartet. »Kommt schon, wir wollen endlich anfangen! Da hinten liegt er.« Ritter deutete auf den abgelegensten Teil des großen Raumes.
Zu sehen war nichts.
»Hinter den Paletten, in der Ecke. Er liegt auf dem Boden«, präzisierte Ritter seine Angaben.
Walter war zum ersten Mal hier und blickte sich aufmerksam um.
Judith Brunner sah Ernst Schmidt hinter dem Tisch sitzen, beaufsichtigt von einem

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