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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Glück.
»Brose!«, meldete sich eine männliche Stimme. Dreyer, der ihn von gemeinsamen Stunden am Stammtisch in der »Altmärkischen Schweiz« kannte, wusste, dass die Gespräche mit ihm schwer in Gang zu halten waren. Brose war ein eher wortkarger Mann. Er betrieb in seinen Gewächshäusern die Anzucht von Gemüsepflanzen, die er dann zum Anbau verkaufte. Die Pflanzenzucht verband ihn schon über eine lange Zeit mit den Ahlsens. Sie versuchten in unterschiedlichen Bereichen ihr Glück. Über die Erfolge des anderen konnte man sich ehrlich freuen. Und auf zahlreichen Landwirtschaftswettbewerben in der Umgebung waren beide oft als Preisträger gekürt worden.
Dreyer grüßte ihn und schilderte das Problem.
»Paul ist weg? Wohin?«, fragte auch Brose mit einem Tonfall, als hätte Dreyer nichts Absurderes behaupten können.
Wusste auch Brose nichts? Walter war verzweifelt. »Hat er Ihnen wirklich nichts erzählt?«
»Nein, warum sollte er?«
»Er wollte etwas für einen Freund erledigen. Und so viele hat er nicht!«
»Ich habe ihn nicht weggeschickt. Vielleicht der Hannes Winkelmann?«
»Nein, leider, den habe ich schon gefragt. Er hat auch nichts erwähnt, keine Pläne oder so?«
»Nein, was soll die Aufregung? Der kommt schon wieder«, war Brose sich ganz sicher.
»Herr Brose, er ist jetzt schon seit letztem Mittwoch weg, das ist schon ungewöhnlich!«
Jetzt erkannte Brose das Problem und rief erschrocken: »So lange schon? Was hatte Paul denn vor? Ist er verreist?«
»Wir wissen’s nicht und werden weiter suchen. Falls Ihnen noch was einfällt, Sie kennen meine Nummer. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe«, beendete Walter Dreyer frustriert das Gespräch.
Wohin wollte Paul Ahlsens nur? Judith und er hatten auch kurz eine Reise auf Nimmerwiedersehen erwogen. Sie wussten, dass Jahr für Jahr Leute spurlos verschwanden, die sich abgesetzt hatten, um irgendwo ein anderes Leben zu führen. Doch hier deutete nichts auf so etwas hin, keine Krise, kein Familienkrach, kein Doppelleben. Die Reise sollte sicher nicht weit gehen, schon gar nicht lange dauern. Trotzdem, Paul Ahlsens war am Freitag zuletzt auf dem Bahnhof gesehen worden. Hat er doch den Zug genommen? Kaufte er eine Fahrkarte? Sie sollten mit einem Foto am Fahrkartenschalter nachfragen.
Doch wer kam noch infrage? Seine beiden engsten Freunde hatte Paul Ahlsens nicht um Hilfe gebeten. Ihnen gegenüber hatte er kein besonderes Vorhaben erwähnt. Paul Ahlsens selbst rechnete keinesfalls mit einer längeren Abwesenheit, da er sich nicht einmal von seiner Nichte verabschiedet hatte. Eine Frauengeschichte steckte nicht dahinter.
Mussten sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Verbrechen die Ursache seines Verschwindens war? Als Mörder Laurenz Heitmanns und jetzt auf der Flucht konnte Walter sich Paul Ahlsens beim besten Willen nicht vorstellen.
Walter Dreyer zog Bilanz: Zwei Tote und ein Vermisster aus Waldau? Zugegeben, Emil Winter war schon vor langer Zeit gestorben. Zog man aber in Betracht, seit wann Paul Ahlsens vermisst wurde und ging davon aus, dass Laurenz Heitmann nicht zufällig ermordet worden war, mussten diese Dinge einfach zusammenhängen. Doch wie?
Plötzlich kam Walter ein Gedanke, der so offensichtlich – wie einfach – war: Heitmann war der gesuchte Freund! So ungewöhnlich das auch scheinen mochte, war Dreyer überzeugt, dass es genau darum ging, als Paul seinem Bruder Botho sein Vorhaben, einem Freund zu helfen, mitteilte. Er beschrieb damit möglicherweise nur die Wertschätzung, die er für Laurenz Heitmann empfand. Sein Fahrer und Chauffeur hätte die Art ihrer Beziehung sicher nicht als Freundschaft bezeichnet. Dennoch hatte Heitmann sich an seinen langjährigen Arbeitgeber gewandt, als er in einer ihm äußerst wichtigen Angelegenheit Hilfe brauchte. Und Paul Ahlsens hatte nicht lange gezögert. Freunde! Walter Dreyer empfand mit einem Mal tiefe Sympathie für Paul Ahlsens und seine Beunruhigung über dessen Schicksal wuchs ins Unermessliche. Hier saß er nun in seinem gemütlichsten Sessel, gefesselt in finsteren Vorahnungen. Er musste warten, bis Judith kommen würde und ihm hoffentlich die Last von seinen Schultern nahm.
     
     
    ~ 45 ~
     
    Als Judith Brunner sich dem Dorfplatz näherte, freute sie sich auf den Abend und die Gelegenheit, den Fall mit Walter Dreyer zu diskutieren. Gemeinsam fiel ihnen sicher etwas ein, was die Ermittlungen forcieren könnte. Vielleicht zeichnete sich sogar ein Ansatz für die Lösung

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