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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Polizisten. Der Mann sah noch viel blasser aus, als es das kalte Licht der Neonröhren zuließ. »Hat er ihn gefunden?«, fragte sie Thomas Ritter.
»Ja. Er suchte eine bestimmte Lieferung oder so, fragt ihn am besten selbst. Nun kommt endlich«, drängte Ritter. »Hier an der Seite lang, da könnt ihr den geringsten Schaden anrichten.« Er ging voran und nahm den weitesten Weg, um zur Leiche zu gelangen. Keiner konnte wissen, ob das hier nicht auch der Tatort war, insofern durften sie die Spuren nicht beeinträchtigen. Der Gehweg war mit einer Folie ausgelegt. »Passt auf, wo ihr hintretet!«
Darauf musste Judith ohnehin achten, sonst wäre sie gestolpert. Sie balancierte zwischen der Wand und unzähligen Paletten und war bemüht, sich an dem rohen Holz nicht zu verletzen.
Paul Ahlsens lag auf der Seite, der schmale Raum zwischen der Außenwand und den bauchigen Säcken auf der Palette ließ keine andere Lage zu. Der Leichnam war vollständig bekleidet, zumindest auf den ersten Blick. Schuhe, Hose, Jacke, alles war da. Seine rechte Hand war zu sehen; auch sie schien unversehrt.
Thomas Ritter erläuterte: »Er sieht eigentlich noch ganz gut aus, beginnende Mumifizierung, denke ich. Auch am Kopf. Ihr wisst schon. Keine Fliegen und so.«
Selbst Walter war bekannt, dass bei Leichen im Freien schon kurz nach dem Tod der Insektenbefall einsetzte. Zuerst kam die gemeine Schmeißfliege und legte in den Körperöffnungen ihre Eier ab. Die Larven schlüpften schnell und fraßen das Gewebe. So ungern Walter sich diese natürlichen Prozesse vergegenwärtigte, hatte er in seiner Ausbildung gelernt, dass sie halfen, den genauen Todeszeitpunkt festzustellen. Doch der Fundort war nicht im Freien, sie befanden sich in einer zugigen Lagerhalle, wie er schnell feststellte.
Walter sah Ritter an. »Er liegt also schon länger hier?«
»Ja, davon kannst du erst mal ausgehen, ein paar Tage garantiert.«
»Und wie ist er ...?«
Doch Ritter unterbrach ihn: »Hör zu. Ich weiß, du willst schnelle Ergebnisse. Also verziehst du dich am besten wieder nach vorne und lässt uns hier machen. Dann kann ich dir sicher bald auch etwas mehr sagen. Wo bleibt denn Dr. Renz?« Ritter ließ Dreyer einfach stehen und wandte sich seinen Leuten zu.
Walter Dreyer und Judith Brunner stolperten betreten zum Eingang zurück, als Dr. Renz ihnen entgegenkam. »Ich muss schon sagen, Sie sorgen für eine ungeahnte Auslastung meiner Kapazitäten, verehrte Kollegin.« Er reichte Judith Brunner die Hand.
Sie stellte die Männer einander vor, die sich aufmerksam betrachteten.
Das war also der Mann, dachte Walter, auf den Judith so große Stücke hielt: stattlich, präsentabel, kultiviert. So etwas gefiel ihr also. Das sprach eigentlich nur für sie. Ihre Sympathie für diesen anderen Mann gab ihm seltsamerweise einen kleinen Stich.
Und auch sein Gegenüber schien ihn zu mustern.
Judith bemerkte das kurze Zögern, bevor sich beide Männer entschlossen, sich jeweils von ihrer besten Seite zu zeigen: Renz als hoch qualifizierter, weltmännischer Rechtsmediziner und Dreyer als hoch qualifizierter, weltmännischer Polizist.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sprach Dr. Renz mit einer leichten Verbeugung.
»Ebenso, danke!«, erwiderte Dreyer die Geste mit freundlichem Gesicht.
»Schön, dass Sie da sind, Dr. Renz«, lenkte Judith zum Anlass zurück. Sie deutete in die Ecke, wo inzwischen die Spurensicherung mit ihrer Arbeit begonnen hatte. Einer von Ritters Kollegen fotografierte jeden Bereich des Frachtraums und ein anderer bereitete die Utensilien zur Aufnahme und Verpackung von Spuren vor. Ritter leuchtete mit einer extrem hellen Taschenlampe den Fundort ab.
»Na, ich bin wohl etwas früh dran, weit sind die ja noch nicht«, schätze Dr. Renz die Lage ein.
»Wir sind eben erst gekommen«, entschuldigte sich Walter, »aber Thomas Ritter wartet schon auf Sie, gehen Sie ruhig hin.« Er wies auf den Folienweg.
Ritter bemerkte den Neuankömmling und schilderte ihm die Situation. Interessiert hörte Dr. Renz zu und beugte sich dann zur Leiche.
Mehr konnten Judith und Walter nicht erkennen.
»Was bedeutet das wohl alles?«, bemerkte Walter. Seine ratlose Geste ließ nicht erahnen, ob er nur den Fundort der Leiche oder ihren ganzen Fall meinte. Vorerst waren sie wohl zur Tatenlosigkeit verurteilt, bis ihre Mitstreiter die ersten Untersuchungen abgeschlossen hatten. »Kommen Sie, fangen wir mit dem da an und fragen ihn nach seiner Geschichte«, schlug er

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