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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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identifizieren?«
»Zumindest können sie uns sagen, zu welchem Namen die Nummer auf der Erkennungsmarke gehört. Die Dienststelle hat Millionen von Namen mit den dazugehörigen militärischen Daten erfasst. Also bin ich optimistisch, einen Namen zu unserer Nummer zu bekommen, einen Namen, der hoffentlich auch zu unserer Geschichte passt. Versuchen Sie jetzt bitte, Dr. Grede zu finden?«
Während sie darauf wartete, dass der »Chef« von ihrem Erscheinen informiert wurde, überlegte Judith, ob diese junge Frau denn immer Dienst hatte? Sie konnte das Haus betreten, wann sie wollte, immer wurde sie von ihr begrüßt. Und stets hilfsbereit war Lisa Lenz auch.
Judith hatte sich in die Wartezone zu den anderen zwei Besuchern der Kreisbehörde gesetzt. Ein vierschrötiger Mann versuchte, auf dem unbequemen Stuhl eine für seinen Körper halbwegs aushaltbare Position zu finden, was ihm aber nicht gelingen wollte. Ständig verlagerte er sein Gewicht, doch reichte die Sitzfläche nicht aus, um auch nur die Hälfte seiner Massen zu stützen. In der Hand hielt er einige Papiere und war augenscheinlich aufgeregt. Vielleicht stand er auch unter Zeitdruck.
Jedenfalls rief seine ständige Zappelei den Unmut des anderen Besuchers, der etwas genervt wirkte, hervor. Er hatte seine Beine weit von sich gestreckt und hielt die Arme demonstrativ über der Brust verschränkt. Ob das wirklich bequem war, wagte Judith zu bezweifeln. Diese Stühle waren einfach nicht für längeres Sitzen konstruiert worden. Sie waren stabil und hygienisch, stapelbar und leicht. Stühle in behördlichen Wartezonen, ein Thema, über das sie so intensiv nachdenken konnte, dass sie richtig zusammenfuhr, als Dr. Grede sie ansprach: »Frau Brunner! Oh, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.«
Judith Brunner stand auf und reichte ihrem Kollegen die Hand. »Ach, keine Ursache. Ich muss mich entschuldigen, Sie unangemeldet zu stören, doch ich bringe Neuigkeiten.«
»Kommen Sie bitte. Was hat Thomas Ritter denn gefunden?«
»Noch einen Toten.«
»Was? Tatsächlich! Wo genau?«
»Im Wald in der Nähe des Vorwerks Lindenbreite bei Waldau«, versuchte sich Judith Brunner an einer präzisen Ortsangabe.
In seinem Arbeitszimmer bot er ihr den einzigen nicht mit Akten belegten Stuhl an und räumte seinen Bürosessel frei. »Ich grabe mich derzeit durch alle möglichen Vorgänge, da ich unseren Chef wohl längere Zeit vertreten muss. Nun sind Verwaltungsangelegenheiten zu klären, Finanzkram zu erledigen, Personalquerelen ...«, versuchte er, die Unordnung zu begründen.
»Machen Sie sich bitte nicht zu viele Umstände. Ich bekomme fast ein schlechtes Gewissen, denn ich fürchte, ich habe noch mehr Arbeit für Sie und Ihre Kollegen.«
Dr. Grede legte den Aktenstapel von seinem Sessel einfach auf den Boden und setzte sich. »Und wissen Sie, wer der Tote ist?«
»Wir vermuten, dass es der Mann aus Waldau ist, der seit dem Krieg vermisst wurde und als verschollen galt. Emil Winter.«
»Und den haben Sie jetzt gefunden?«
»Nun, ja. Natürlich skelettiert.« Als Grede daraufhin skeptisch schaute, beeilte sich Judith zu versichern: »Wir haben Anhaltspunkte, die auf Emil Winter schließen lassen.« Sie berichtete nun ausführlicher von den Entdeckungen des letzten Nachmittags und des heutigen Morgens.
»Ein Steinkreuz mit einem eingeritzten E. Klingt ja fast filmreif. Geschichten gibt’s.« Dr. Grede schien ihrer Erzählung immer noch nicht recht Glauben zu schenken.
Judith Brunner informierte weiter: »Ich habe mir erlaubt Dr. Renz wieder um seine Mithilfe zu bitten.«
»Er hat ganz bestimmt nicht abgelehnt, was? Einen solchen Fall hatte er sicher auch noch nicht. Na ja, für mein Labor wird es noch mehr Arbeit geben«, stellte Dr. Grede nüchtern fest und fragte: »Wo bleibt der Ritter nur?«
     
     
    ~ 44 ~
     
    Nachdem Walter Dreyer bei den Arbeiten im Wald mehr im Weg stand, als hilfreich zu sein, war er in sein Büro zurückgelaufen. Er zog sich um, nahm einen Happen zu sich und brühte sich einen starken Kaffee. Er konnte es nicht leugnen, dass ihm die Ermittlungen einerseits eine tiefe Befriedigung verschafften. Es steckte eine außerordentliche Geschichte dahinter, das spürte er. Andererseits war ein Einwohner seines Dorfes ermordet worden, einer, den jeder mochte. Und nun noch Emil Winter! Dreyer empfand Mitgefühl mit Irmgard Rehse, wenn sie vom Schicksal ihrer Jugendliebe erfahren würde.
Er blickte auf seinen Schreibtisch und fand

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