Bluteid - Black Magic Sanction
sagte er unnötigerweise mit bedeutsamer Miene. »Bist du dir sicher, dass du nicht mitkommen willst? Ich bin für so was gerüstet. Ich kann dich auch verschwinden lassen, aber an schöne Strände und mit kleinen Schirmchen in deinen Drinks.«
Ich erwog und verwarf die Idee innerhalb eines Herzschlages. Ich wollte mich nicht verstecken, ich brauchte nur einen Ort, an dem ich mich wieder fangen konnte.
»Auf keinen Fall!«, schrie Jenks. »Rachel geht nirgendwohin! Sie ist einmal gegangen, und schau dir an, was passiert ist! Das war eine schlechte Idee. Pierce hat einfach kein Hirn im Schädel. Hör nicht auf ihn, Rache. Wir schaffen das.«
Ivy hob die Hand. »Ich hasse den Strand«, sagte sie milde, und Lee lächelte.
»Na gut«, sagte er und sah uns der Reihe nach an. »Ich bin weg. Viel Glück.«
»Dir auch, Lee.« Impulsiv umarmte ich ihn kurz und flüsterte: »Sag Trent, dass er mir die Zehen lutschen und sterben kann, okay?«
Er lachte leise und rieb mir einmal über den Kopf – das sollte bei Rotschöpfen Glück bringen –, dann ging er. Ich ließ ihn damit durchkommen, kämmte mir aber sofort mit den Fingern durch die Haare. Im Altarraum erklangen kurz Pixieschreie, dann folgte Schweigen. Die Kirche fühlte sich fast leer an. Ich wandte mich mit einem Seufzen meiner
Bibliothek unter der Kücheninsel zu. Wenn der Hexenzirkel mich umbringen wollte, dann würde es eine stressige Nacht werden.
»Zauberst du heute Nacht?«, fragte Jenks, als ich mein normales Zauberbuch hervorzog und es auf den Tresen fallen ließ.
»Das weißt du doch.« Jetzt wo Lee weg war, konnte ich mich an die Arbeit machen. Meine Gedanken wanderten zu den Dämonenbüchern, die nur Zentimeter von meinen Knien entfernt standen. Da drin standen Sachen, die jeden Eindringling dauerhaft stoppen würden. Es wäre so einfach. Und falsch. Nein, keine Lösung .
»Ich kann nicht glauben, dass du auch nur drüber nachgedacht hast, wieder wegzugehen, Rache«, sagte Jenks entrüstet, und seine Flügel verstummten, als er auf dem Rand des Zauberkessels landete, den ich gerade hervorgeholt hatte. »Geh weg und du bist tot. Mir ist egal, wie weit Lees Geld dich bringen könnte. Wir waren lange genug im Garten, um eine Verteidigung aufbauen zu können, und die müssen sie erst mal durchdringen, um bis zur Kirche zu kommen. Wie lange kannst du in einem Schutzkreis bleiben?«
»Ein Schutzkreis wird ihr nichts helfen, wenn sie die Kirche in Brand stecken«, meinte Ivy trocken.
»Vielleicht könnte ich die ganze Kirche in einen Schutzkreis setzen«, überlegte ich, während ich blätterte. Es musste einen Weg aus dieser Sache raus geben. Außer zu Trent zu gehen und seinen dämlichen Vertrag zu unterzeichnen.
»Gas- und Stromleitungen«, sagte Ivy, immer die Kassandra. »Hilft überhaupt nichts, wenn es Hexen sind, die hinter dir her sind. Außerdem, wie lange genau willst du dich hier verstecken?«
Ich verzog das Gesicht, als Jenks eifrig nickte. »Hab’s kapiert«, sagte ich. »Was, glaubst du, wird es werden? Hexen? « Ich zwang mich dazu, nicht nervös zu zappeln, obwohl Ivy wahrscheinlich riechen konnte, dass ich nervös war.
Ivy streckte sich, bis der rote Stein ihres Bauchnabel-Piercings unter ihrem schwarzen T-Shirt auftauchte. »Na ja, Tiermenschen werden es nicht sein«, sagte sie, während sie einen Arm Richtung Decke streckte und den anderen im Gips über ihren Kopf bog. »Und keine ortsansässigen Vampire. Rynn würde sie lebendig begraben.«
»Brooke hat gesagt, dass wir bis Sonnenaufgang Zeit haben«, erklärte Jenks grimmig, warf seine Flügel voll an und beleuchtete die Spüle mit einem silbrigen Licht. »Das heißt, Killer von außerhalb des Staates. Darauf setze ich meinen Pollen. Tink ist eine Disneyhure, Rache. Kannst du nicht mal ein Jahr durchhalten, ohne dass ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt wird?«
Müde rieb ich meine Socken über das Linoleum, während ich in das Buch starrte. Ich hatte bis Sonnenaufgang Zeit, um mich auf was weiß ich vorzubereiten. »Mir macht es nichts aus, zu gehen. Ich bin die, die sie haben wollen.«
Lächelnd kam Ivy zu mir rüber. Mit der Arbeitsfläche zwischen uns zog sie ein zweites Buch heraus und legte es vor sich. »Gehen? Gerade jetzt, wo es interessant wird?«
Ich zog die Augenbrauen hoch, als sie das Buch tatsächlich aufklappte. Und als ich sah, wie sie die Stirn runzelte und die Unterlippe zwischen die Zähne zog, fragte ich mich, ob sie wusste, wie provokant sie wirkte,
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