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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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telefonisch in ihrem Institut an der Academia Engiadina in Samedan erreicht, aber die über Nacht eine freundliche E-Mail zurückgeschrieben hatte. »Sie befindet sich im unteren Drittel des Gletschers. Erstreckt sich über mehrere große Grotten und Eisdome. Gott sei Dank ist es kalt geblieben, denn bei Plusgraden da einzudringen wäre lebensgefährlich. Jetzt, im Winter, ruht der Gletscher, und es ist kein Problem.«
    »Wir gehen sowieso nicht rein, Thien. Wir schauen höchstens mit dem Glas, und zwar aus sicherer Entfernung, ob sich da am Eingang was tut.«
    »Und wenn sich nichts tut?«
    »Dann sehen wir nichts.«
    Sie zogen die Felle von den Ski und fuhren langsam am Rand des Gletschers ins Val Roseg hinab. Es hatte schon längere Zeit nicht mehr geschneit, und tagsüber leckte die Frühjahrssonne bereits die Schneemassen des Winters an. Gletscherspalten waren also gut zu sehen. Dennoch konnte sich jederzeit unter einem von ihnen ein Abgrund auftun.
    »Wir sollten am Seil gehen«, entschied Markus Denninger. Er hielt an und öffnete den Rucksack.
    Nachdem sie sich beide das Seil um den Bauch gebunden hatten, fuhren sie weiter ab bis zu der Höhe, auf der die junge Wissenschaftlerin den Höhleneingang angegeben hatte. Thien hatte sich ihr gegenüber als Fotograf ausgegeben, der für eine amerikanische Zeitschrift die Folgen des Klimawandels in den Alpen im Bild festhielt, und das hatte die Glaziologin alle Details ausplaudern lassen. Thien war sicher, dass die genaue Lage dieser Höhleneingang aus guten Gründen weder im Internet zu finden noch in irgendeinem Gletscherführer verzeichnet war. Man wollte keine Neugierigen anziehen, die in der Höhle vielleicht zu Schaden kamen. Für Fernsehen und Presse machte man allerdings eine Ausnahme. Denn diese Gletscherhöhle und ihre massive Ausdehnung waren einzig und allein der schnellen Verwandlung der Gletscher zuzuschreiben; ein Umstand, der in hervorragender Weise Zeugnis von den dramatischen Umwälzungen gab, die der Klimawandel für die Alpen – und nicht nur für diese – in den kommenden Jahrzehnten haben würde.
    Auf einmal blieb Denninger stehen und zeigte mit flacher Hand an, dass sich Thien hinlegen sollte. Denninger zog sein Fernglas aus der Tasche und reichte es schließlich an Thien weiter. »Dort drüben. Siehst du das Loch?«
    Der Höhleneingang lag etwas versteckt hinter einem Schneewall.
    »Eine Spur führt hinein!«, sagte Thien freudig erregt.
    »Oder heraus«, murmelte Markus Denninger.
    »Los, gehen wir rein«, sagte Thien. »Worauf wartest du?«
    »Auf die Spezialeinheit.« Denninger fummelte ein Telefon aus der Tasche. »Mist. Kein Netz.«
    »Du bist mir ja ein Geheimagent. Aufgeschmissen, wenn das Handynetz nicht da ist. Kein Funkgerät in der Armbanduhr?«
    »Passt schon. Los, wir müssen in Richtung Corvatsch. Da oben auf dem Gipfel ist ein Sendemast. Irgendwo auf dem Hang dort drüben gibt’s wieder ein Netz.«
    Nur widerwillig kam Thien den Anweisungen nach. Er fühlte es in seinem Inneren: Sandra war hier ganz in der Nähe. Er war seinem Ziel so nah. Natürlich wäre es Schwachsinn gewesen, praktisch unbewaffnet in eine von Terroristen besetzte Gletscherhöhle einzudringen. Er musste Geduld haben. Doch das war noch nie seine Stärke gewesen.
    Sie fuhren zum Fuß des Gletschers ab und umgingen den Gletschersee. Dann stiegen sie die steile Flanke auf, die sie zum Piz Corvatsch bringen sollte.
    »Immer noch kein Handy-Empfang?«, fragte Thien.
    »Leider nein«, sagte Markus Denninger. »Doch, warte, ein Strich, zwei Striche. Müsste reichen.« Er wählte eine Nummer und sprach für Thien Unverständliches in das Gerät.
    Thien nutzte die Zeit, um sich den beeindruckenden Gletscher anzusehen. War seine Sandra dort drinnen? Eine seltsame Mischung aus Freude, Hoffnung, Ungeduld und Angst erfüllte ihn. Angst, dass sie nicht da sein könnte. Angst, dass sie doch dort war, aber bereits tot. Er ließ den Blick weiter über die Berge schweifen, schaute über den Hang hinaus, auf dem sie standen, und über den See.
    Dann stupste er Denninger an, der sein Telefonat eben beendete. »Schau mal da drüben, ein schwarzer Fleck. Sieht nicht aus wie ein Felsen, eher wie ein Stück Stoff.«
    »Willst du jetzt deine Frau befreien oder den Bergretter spielen?«
    »Beides!«, rief Thien Baumgartner und machte sich bereits auf dem Weg durch den Harsch. Er hatte sich nicht getäuscht: Das, was er gesehen hatte, war ein Stück schwarzer Skijacke, die durch den

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