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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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man denn mit sechs Leuten hin, die das Agrar-Business in Afrika aufblasen wollen?«
    »Gute Frage. Und ich habe noch eine andere: Wie bringt man diese Leute dazu, sich im hochalpinen Terrain auf Skiern zu bewegen?«
    »Das ist doch ganz klar«, meinte Thien, »mit Gewalt.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Schau mal.« Denninger zog neben dem Bett, bei dem sie gerade standen, eine Decke von einem Kasten weg. Ein Gerät mit Kippschaltern und Displays, einem integrierten Drucker, aus dem ein Papierstreifen hing, und Elektroden an langen grauen Kabeln kamen zum Vorschein.
    »Was ist das jetzt wieder?«, fragte Thien.
    »SOMATICS – Thymatron DGX Electroconvulsive Therapy Unit – steht hier drauf«, las Denninger den Aufdruck auf dem Gerät vor.
    »Lesen kann ich auch. Wozu benutzt man es?«
    Denninger besah sich die Elektroden an den Enden der beiden grauen Kabel, die aus dem Gerät führten. Dann versuchte er die Messeinheiten zu entziffern, die an den Displays standen. Der eindeutigste Hinweis auf die Verwendung dieses Apparates befand sich jedoch unter dem zentral angebrachten Drehregler. »ENERGY« stand da. »Ich fürchte, damit kann man Elektroschocks austeilen«, sagte Denninger.
    »Du meinst, sie haben sie gefoltert?«
    »Nein, dafür eignen sich eine Autobatterie und zwei Ladekabel besser. Hiermit kann man sehr gezielte und wohldosierte Stromstöße auf das Gehirn ausüben. Ich habe davon während meiner Ausbildung gehört. Mehr darf ich dir nicht erzählen, aber das hast du doch selbst auch vermutet: Elektroschocks, Hypnose, Hormone et cetera. Waren nicht das deine Worte?«
    Thien senkte den Blick und starrte auf den eisigen Boden. »Ich hätte doch nie gedacht, dass das wirklich möglich ist.« Er würde nie die Wahrheit über Sandras Verbleib erfahren oder darüber, was man ihr hier angetan hatte, da war er sich in diesem Moment sicher. Nie, nie, nie.
    Auf großer Skitour, 22. März bis 5. April
    Bereits die erste Tagesetappe war für die Skitourentruppe eine harte Prüfung. Kisi wollte unter keinen Umständen auf zu viele Leute treffen. Außerdem hielt sie es für angebracht, ihrer Mannschaft gleich zu Beginn einen Test ihrer Skifähigkeiten aufzuerlegen. Sie entschied sich, nicht das Val Fex ins Engadiner Tal abzufahren, nachdem sie über den Roseggletscher den Sattel des Il Chapütschin erstiegen hatten. Dort unten hätten sie die Strecke zum Malojapass in wenigen Stunden zurücklegen können, doch oben an den Flanken der Berge, die das Engadin einrahmten, dauerte die Tour dreimal so lange.
    Sie führte ihre Truppe südwärts durch hochalpines Gelände unter dem Piz Fora und dem Piz Fedoz vorbei und gönnte ihnen erst im Val Forno das erste Biwak. Am frühen Morgen ließ sie die Gruppe in Richtung Maloja abfahren. Sie führte ihre Schützlinge kurz hinter der Ortschaft Maloja über die Hauptstraße und achtete darauf, dass kein Autofahrer sie sah. Unter dem Piz Lunghin ging es hinauf ins Val Maroz, das sie nach der Überquerung des Piz Bles hinter sich ließen. Ab da befanden sie sich auf italienischem Staatsgebiet.
    Sie biwakierten in den südlichen Ausläufern des Valle di Lei und fuhren am nächsten Morgen über den Passo di Angeloga ins Valle San Giacomo ab. Dort galt es die schmale Durchgangsstraße, die das Hochtal erschloss, zu überqueren.
    Bei Cimaganda ging es wieder steil den Berg hinauf und zwischen Piz Corbet und Piz Pombi hindurch ins Valle Mesolcina. Sie waren wieder in der Schweiz. Obwohl Kisi meinte, im Zipfel der Lombardei, der in den Kanton Graubünden hineinragte, sicherer gewesen zu sein, hatte sie in der Nähe von Soazza in einem Heustadel ein Zwischenlager einrichten lassen. So konnte die Gruppe zum ersten Mal seit unzähligen Nächten unter einem Dach schlafen. Doch das war nicht der Grund für den Zwischenstopp. Es galt Proviant aufzunehmen, den ein paar Helfer bereits Monate zuvor hier wie auch an anderen geheimen Orten versteckt hatten. Unter den Bodenbrettern des Holzschuppens war auch ein kleines benzingetriebenes Stromaggregat zusammen mit einem medizinischen Apparat verborgen, den die Teilnehmer der ungewöhnlichen Expedition aus der Zeit im Gletscher kannten. Denn nicht nur die Medikation der Entführten musste neu eingestellt, sondern auch deren Elektroschocktherapie aufgefrischt werden.
    Abdul ließ Frans de Jong sich als Ersten auf dem Boden des Stadels auf den Rücken legen. Alle wussten, was kommen würde, auch wenn sie bisher noch nicht zugesehen hatten, wie

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