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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Assistentin ihres neuen Ober-Osterbachers erkannt hatten.
    Sonntag, 7. April, 10 Uhr 05
Refuge du Goûter
    Thien hatte die Frau im Kostüm treffen wollen, aber einen Sekundenbruchteil bevor die Kamera auf ihren Schädel niedergegangen wäre, hatte die schwarze Frau den Angriff bemerkt und sich instinktiv seitlich weggeduckt und gedreht. Dabei hatte sie die andere Frau aus der Gefahrenzone gerissen, bekam die zur Waffe gewordene Kamera dadurch aber selbst ab, denn Thien hatte instinktiv deren Flugbahn korrigiert, um wenigstens einen der Köpfe zu treffen. Der schwere Metallklotz hatte ihren Kopf jedoch nur gestreift, so dass die Frau zwar zu Boden ging, aber nach wenigen Sekunden wieder hochkam und taumelnd vor den beiden Kämpfenden stand.
    Thien hatte alle Mühe, sich der Furie zu erwehren, die ihre rot lackierten Krallen in seinen Hals versenkte. Mit einem Tritt seines Skistiefels gegen das Schienbein zwang er sie schließlich in die Defensive. Sie heulte laut auf und ging in die Knie, als die Kante des Hartplastiks sie empfindlich traf.
    Thien holte mit der Canon aus, und diesmal traf er. Bewusstlos fiel die Frau zu Boden und ließ das Smartphone los, das sie die ganze Zeit über in ihrer linken Hand gehalten hatte. Das Telefon schlitterte über den glatt polierten Holzboden. Thien stürzte hinterher und beobachtete aus den Augenwinkeln, dass die schwarze Frau es ihm gleichtat. Auch sie hechtete in Richtung des Handys. Beide kamen wie zwei Footballspieler, die den gegnerischen Quarterback tackeln wollten, praktisch gleichzeitig mit gestreckten Armen auf dem Boden auf. Der Arm der schwarzen Frau war länger, und sie bekam das Telefon eine Millisekunde eher zu fassen.
    Natürlich ließ ihr Thien keine Zeit, sich über diesen Fang zu freuen oder gar die Kämpfer in Bewegung zu setzen, die offenbar in den »Ruhemodus« versetzt waren, denn sie eilten weder ihrer vorherigen Herrin noch der anderen Frau zu Hilfe. Ähnlich passiv verhielten sich die Männer in den Anzügen, die zu retten Thien sich vorgenommen hatte. Sie waren es gewohnt, dass sich andere Leute für sie die Hände schmutzig machten, und waren zudem geschockt von den Vorgängen der letzten Minuten. Sie starrten wie das Kaninchen die Schlange entweder die vier Kämpfer um Denninger an oder sahen dem gemischtgeschlechtlichen asiatisch-afrikanische Ringerpaar beim Balgen auf dem Boden zu.
    Nur der Chemie-Vorstand, der vorhin schon den Mut aufgebracht hatte, die Terroristin von den Beinen zu holen, wollte sein Werk beenden. Er lief geduckt hinüber zu dem am Boden liegenden Terroristen und schnappte sich dessen Waffe. Als erfahrenem Schweizer Armeeangehörigen war es ihm ein Leichtes, die Ladehemmung zu entfernen. Er legte auf die Kämpfer an der Theke an, um sie zuerst auszuschalten. Er drückte ab und erledigte Gil, den Piloten, der ganz links stand.
    Doch das Bild eines mit einer Maschinenpistole auf sie zielenden Kombattanten löste in den Gehirnen der anderen Cyborgs ein Verteidigungsmuster aus. Synchron wie ein Ballett nahmen sie ihre Waffen in Anschlag und feuerten in Richtung des Angreifers. Der alte Mann wurde von Kugeln durchsiebt. Er taumelte nach hinten, und sein zerfetzter Körper blieb in einem der zerschossenen Fenster hängen.
    Danach kümmerten sich die vier Männer weder um ihren Kameraden, der blutend am Boden lag, noch um den Ringkampf, der am anderen Ende des Saales immer noch im Gange war.
    Sonntag, 7. April, 10 Uhr 06
Hotel Schloss Osterbach
    Dieser Auftritt mit der Schaltung auf das Refuge du Goûter war gründlich in die Hosen gegangen. Die hundertfünfzig Männer und ein paar Frauen verstanden sofort, was sie da sahen. Sie hatten live mit angesehen, wie einer ihrer ältesten und verdientesten Kameraden geradezu hingerichtet worden war. Sie rasteten regelrecht aus, ergriffen alles, womit man werfen konnte, und schleuderten es auf die Bühne. Seminargetränke, Buffetplatten, Stühle, Laptops und die nutzlosen Mobiltelefone.
    In ihrer Verzweiflung feuerten die jungen Menschen in die Menge, doch die Alten gewannen in ihrer Entschlossenheit schnell die Oberhand. Obwohl einige von ihnen getroffen zu Boden gingen, stürmten die anderen die Bühne und überwältigten die Bande, die sie so schamlos hatte erpressen wollen. Als bekennende Alpha-Tiere verfügten die Topmanager und Politiker über genug Kampfhormone und Siegesgene, um mit einer Handvoll junger Menschen fertig zu werden, die ihr Leben unter den Fittichen wohlhabender Eltern

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