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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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pumpt.
    Wenn Sandra diesen Abstand halten oder ausbauen konnte, hätte sie eine Chance. Sie musste es schaffen. Der Anstieg endete zweihundert Meter weiter oben. Aber dort würde es ewig durch das Val Roseg nach unten gehen. Wie sollte sie diese Strecke überstehen? Da sind Menschen, ging es ihr durch den Kopf. Ich muss es schaffen. Ich renne um mein Leben.
    Sandra rannte um ihr Leben. Noch nie war sie so schnell aufgestiegen. Sie erreichte ihre Grenze nicht nur. Sie überschritt sie. Der ganze Körper schmerzte. Die Bronchien. Die Lungen. Die Beine. Macht nichts. Weiter. Sonst tut bald gar nichts mehr weh. Sie rannte nach oben. Schneller, schneller, Sandra, gib Gas!
    Der Mann hatte gleich nach den beiden erfolglosen Schüssen die Waffe weggepackt. Er stieg noch energischer nach oben als zuvor.
    Sandra stieg in direkter Linie. Jetzt durften nur nicht die Felle durchrutschen. Der Wettlauf war ungerecht genug. Sie musste die Spur legen, der Mann konnte sie nutzen.
    Bald wäre er wieder in Schussweite. Noch einmal würde er nicht danebenschießen. Sandra wusste längst, wer ihr da nachrannte. Jemand, der sie schon vor einem Jahr hatte tot sehen wollen. Der seinen Job jetzt zu Ende bringen wollte. Und würde, wenn sie nicht vor ihm am Rand der Gletschermulde ankam.
    Und was wäre dann? Dort oben musste sich Sandra die Felle von den Laufflächen der Ski reißen, bevor sie durch den Tiefschnee wieder hinabgleiten konnte. Das würde ihm genügen, um nahe genug für einen gut plazierten Schuss zu gelangen. Nein, sie musste es anders machen. Nicht nach rechts zum Sattel. Nach links, dorthin, wo das richtig steile Gelände war, das noch weiter nach oben stieg, durch die Felsen, die aus dem Neuschnee ragten. Irgendwann würde dem Kerl dann doch die Puste ausgehen. Sie war sicher dreißig Kilo leichter. Diesen Vorteil galt es auszuspielen. Bei der Abfahrt wäre er dahin. Dann wäre der Gewichtsvorteil auf seiner Seite.
    Sandra machte einen Bogen nach links. Nach dreißig Metern wurde es so steil, dass es schwierig wurde, eine Spur in den Schnee zu legen. Sie musste hier wieder im Zickzack gehen, für die Direttissima war der Hang hier viel zu steil. Sie war bei jeder Kickkehre in Gefahr, talwärts zu kippen, und aus dem tiefen Schnee würde sie sich so schnell nicht befreien können. Ein Fehler, und sie war tot.
    Der Mann unter ihr stieg unbeirrt weiter. Ist der gar nicht kleinzukriegen? Doch fluchen brachte auch nichts. Los, renn. Mach dir positive Gedanken. Denk nicht an diesen Mistkerl, der dir das Leben nehmen will. Denk positiv, verdammt noch mal. Denk an den Sieg. Dass er irgendwann aufgibt. Denk ihn klein. Schwach. Denk dich groß. Stark.
    Der Mann blieb tatsächlich stehen. Doch nicht, um aufzugeben oder gar den Rückzug anzutreten. Er holte seine Waffe wieder unter der Jacke hervor. Diesmal würde er einen Glückstreffer versuchen. Das Ziel bewegte sich nicht allzu schnell über ihm. Er atmete tief durch, stützte seinen Arm auf dem Skistock ab und zielte.
    Der Knall hallte von der gegenüberliegenden Wand zurück.
    Sandra sah nicht, wo die Kugel in den Schnee schlug. Sie spürte nur, dass sie unverletzt geblieben war.
    Der Mann schoss erneut.
    Sandra spürte, dass der Schnee unter ihr nachgab. Sie stand direkt an der Abrisskante. Sie fing sich und blieb auf der unteren Schneeschicht stehen. Unter ihr ging ein Schneebrett von fünfzig Metern Breite ab. Die weißen Massen erreichten den Verfolger. Er wurde nach hinten gerissen und verschwand. Sandra sah genau auf die Stelle, an der sie ihn zuletzt gesehen hatte, und folgte von dort mit dem Blick dem zu Tal rasenden Schneebrett in direkter Linie nach unten. Da – sie sah etwas Schwarzes. Es verschwand sofort wieder. Zwanzig Meter weiter unten tauchte es wieder auf, aber nur kurz. Sandra starrte weiter auf die Schneemassen. Sie kamen zum Stehen. Nichts Schwarzes schaute aus dem Weißen heraus.
    Das kannst du vergessen, dass du so einen Abgang machst. Jetzt klären wir das ein für alle Mal. Sandra stieg aus den Skibindungen und stapfte den steilen Hang hinunter, bewaffnet nur mit den beiden Skistöcken. Ich finde dich, du Arschloch. Und dann mach ich dich alle. Du hast deine Chance gehabt. Jetzt ist meine gekommen.
    Als sie an die Stelle kam, wo sie den Mann vermutete, drehte sie einen Skistock um und stocherte mit dem Griff nach unten im Schnee. Nach wenigen Minuten traf der Stock auf etwas Festes. Sie buddelte mit den Händen im Schnee. Etwas Schwarzes kam zutage. Eine

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