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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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eingefallen. Burt wartete darauf, dass er den Porsche vom Laster fahren durfte. Er saß noch an einem Zweiertisch im Restaurant und telefonierte mit seiner Frau Amy, wie Heston hörte, als er sich an den Tisch setzte. Drüben in Upstate New York war es mitten in der Nacht. Anthony Heston wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Ging es Burts Tochter Emilia wieder schlechter? Sie war an Leukämie erkrankt, und die Behandlungskosten fraßen Burts Gehalt, das nicht gerade gering war, fast vollständig auf. Umso mehr wusste Anthony Heston zu schätzen, dass Burt die ganze Woche mit ihm nach Europa geflogen war.
    Burt beendete das Gespräch, und seine Miene ließ weder Zweifel am kritischen Zustand seiner Tochter noch gesteigerten Gesprächsbedarf erkennen. »Ich bin im Truck«, verabschiedete er sich von seinem Chef.
    Der begriff, dass es wohl doch Dinge gab, die man mit Geld nicht kaufen konnte. Doch davon wollte er sich diesen Tag nicht verderben lassen. Er hatte weiß Gott zu viel um die Ohren, seit diese Finanzkrise das Leben eines New Yorker Investmentbankers zur Hölle machte. Eine Hölle, die für ihn sehr lukrativ war, weil er gewann, egal, ob seine Anleger verloren oder nicht, aber die auch seine ständige Aufmerksamkeit erforderte.
    Noch bevor der Kaffee serviert wurde, tippte er auf dem iPad herum, um die Kurse in Asien und die E-Mails seiner handverlesenen Kunden zu checken. Reiche Menschen, die sich um ihr Vermögen sorgten, mailten zu jeder Stunde des Tages. Und erst recht in der Nacht, wenn sie die Angst um ihre Millionen keinen Schlaf finden ließ. Nach einer halben Stunde waren die wichtigsten Mails und Infos gelesen und an seine Mitarbeiter weitergeleitet.
    Das große Ding würde in diesen Tagen über die Bühne gehen. Der größte Deal in der Geschichte der amerikanischen Molkerei-Industrie, die Übernahme des Milchriesen Western Drairy durch den Nahrungsmittelmulti Varrée. Er hatte ihn eingefädelt. Und sein Team hatte ihn ein Jahr lang vorbereitet. Die finalen Gespräche hatte er persönlich vor wenigen Tagen in Genf begleitet, dem Hauptsitz von Varrée. Er würde nicht nur an der Firmenfusion prächtig verdienen, er hatte zudem jede Menge Optionen auf steigende Nahrungsmittelkurse gekauft. Der Deal würde den Lebensmittelmarkt nicht nur in den USA erschüttern und ein kleines Kursfeuer entfachen – insbesondere, wenn sich im Laufe des Jahres zeigte, wie der neue Konzern die Preise an den Märkten für Getreide, Kakao und Milchpulver bestimmen würde –, sondern auf der ganzen Welt.
    Mit diesen Gedanken im Kopf schlenderte er hinaus zum Truck, wo Burt Krankowsky auf ihn wartete. Trotz des frühen Morgens hatten sich viele Schaulustige in der Vorfahrt des Badrutt’s eingefunden. Auch die meisten Teilnehmer ließen inzwischen die Motoren ihrer Wagen warmlaufen. Die Ferrari-Fahrer hingen mit ihren Mechanikern über geöffneten Motorhauben, inständig betend, dass die zart besaiteten italienischen Maschinchen trotz der Eiseskälte noch rechtzeitig ansprangen. Automobile deutscher und sogar englischer Provenienz taten bereits lautstark ihren Dienst. Eine Wolke aus Motorengeräusch und Abgasen, die aus einer längst vergangenen Zeit ohne Lärmschutzverordnungen und Abgasfilter herübergewabert schien, erhob sich vor dem Hotel und umhüllte dessen berühmten Turm.
    Burt ließ den im Laster vorgewärmten Porsche langsam über die Aluminiumschienen auf die Straße rollen und warf den Motor an. Er würde an diesem Tag nicht als Beifahrer das Roadbook lesen, denn der Porsche brauchte nachts seine rollende Garage, deshalb musste Burt den Laster hinterherfahren. Anthony Heston würde seinen Weg selbst finden müssen, aber das war bei den wenigen Passstraßen, die es zwischen Start und Ziel gab, kein Problem.
    Als besonders seltenes Auto startete Anthony Hestons Porsche 550 Spyder als Nummer zwei der Rallye. Vor ihm brüllte ein American-LaFrance-Rennwagen. Das offene rote Auto war ein Unikum, hergestellt aus einem Feuerwehrauto der 1920er Jahre. Seine siebenundzwanzig Liter Hubraum ließen die Luft vor dem Hotel erzittern. Gegen das rot lackierte Monstrum erschien Hestons hellblauer 550er wie ein Kinder-Tretauto. Er würde den LaFrance bei der ersten Gelegenheit überholen, um dann das Feld anzuführen und freie Bahn zu haben. Natürlich war die Veranstaltung offiziell kein Rennen. Die Straßen waren nicht für die Allgemeinheit gesperrt, die Fahrer hatten sich an die Verkehrsregeln zu halten. Dennoch hatten

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