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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Bergischen Land hatte nie ein Geheimnis aus dem gemacht, was er dachte und mochte. Er war so, wie er war, und wem das nicht passte, der konnte ihm an die Füße fassen.
    Überraschenderweise war der beinahe zwei Meter große Deutsche mit über hundertzehn Kilogramm Kampfgewicht sportlich nicht so unbedarft, wie es sein massiger Körper vermuten ließ. Er fuhr exzellent Ski und hebelte auch auf Schlittschuhen die Schwerkraft geschickt aus. Auf den Cresta-Schlitten hatte er sich bislang allerdings noch nicht gewagt. Selbst der dreifache Formel-1-Weltmeister Jackie Steward hatte nach dem death talk, der Sicherheitseinweisung durch den Clubvorstand, den Schlitten am Start stehen lassen und das Weite gesucht. Höhepunkt des Todesgesprächs war die Präsentation einer Collage von Röntgenbildern, die die schlimmsten auf der Bahn geschehenen Knochenbrüche zeigte. Die Bilder ergänzten sich zu einem kompletten menschlichen Skelett.
    Obwohl Breitschwerdt die Teilnahme am exklusiven Event auf Vermittlung seiner Bank, der Caisse Suisse, erhalten hatte, von der er sein Privatvermögen managen ließ, musste er sich den üblichen Prozeduren des St. Moritz Tobogganing Club unterwerfen.
    Ulrich Breitschwerdt wollte diese Prüfung von Männlichkeit und Mut, die sein Vorbild Gunther Sachs mit achtundsechzig noch bewältigt hatte, unbedingt bestehen. Eine junge Polin hatte ihn dazu verleitet, sich beim Tobogganing zu versuchen, wie die Sportart, die in dieser Form nur an diesem Ort und nur an dieser Bahn betrieben wurde, seit dem späten 19. Jahrhundert hieß. Maria Zielinska hatte ihm versprochen, sie werde eine seiner unerfüllten sexuellen Phantasien zum Leben erwecken, würde er sich zum Zeichen seiner Ergebenheit den Eiskanal hinabstürzen. Ulrich Breitschwerdt hatte sofort eingeschlagen.
    Solche Abmachungen, die zudem schriftlich in Vertragsform festgehalten werden mussten, machten ihn besonders scharf. Er hatte sich eine SM-Orgie mit Maria und ihren zwei Cousinen, von denen sie ihm Fotos gezeigt hatte, gewünscht. In seinem Jet, der im Tiefflug über die Alpen sausen sollte. Nicht dass Ulrich Breitschwerdt solche Extravaganzen nicht bei professionellen Liebesdienerinnen hätte in Auftrag geben können. Für ihn bestand der Reiz darin, dass Maria und ihre Cousinen es freiwillig, ohne Geld, nur im Austausch gegen seinen Cresta Run täten. Und dass die Cousinen vier und fünf Jahre jünger waren als Maria. Maria war im November achtzehn Jahre alt geworden.
    Thien wusste von dieser Geschichte nichts. Aber er wusste, dass die Bilder, die er am heutigen Tage machen würde, viel Geld bringen konnten. Und dass er sich den besten Standplatz sichern musste, wollte er spektakuläre Fotos liefern. Leider war durch die beiden vorangegangenen Unfälle die Anzahl der Pressefotografen und Paparazzi in die Höhe geschossen. Dabei waren die Teilnehmer am Cresta Run gar keine A-Promis. Kaum ein Schauspieler und schon gar kein Fußballspieler riskierte Kopf und Kragen für Bilder, auf denen ihn der Helm unkenntlich machte. Die tollkühnen Starter beim Rattle’s Cup waren Unternehmer, Rechtsanwälte oder einfach nur Verrückte. Dennoch lohnte sich für die Klatschreporter die Anreise. Denn auf der VIP-Tribüne gab es ein Stelldichein der Reichen und Megareichen, die sich gern als Mitglieder des exklusiven St. Moritz Tobogganing Clubs durch das Tragen des in den Vereinsfarben gestrickten V-Ausschnitt-Pullovers und der traditionellen Knickerbocker zu erkennen gaben. Um sie herum wurlten und hurlten aktuelle, gewesene und werdende Society-Perlen.
    Thien war früh aufgestanden, um im Wald gegenüber der berühmt-berüchtigten Kurve, dem Shuttlecock, hoch in das Geäst einer Fichte zu klettern. Von dort oben hatte er einen unverstellbaren Blick auf die Schikane, die dazu gedacht war, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die uralte Cresta Run war nicht mit hohen Steilkurven ausgestattet wie die modernen Bob- und Skeletonbahnen, die einen Freiflug beinahe unmöglich machten. Zur Demonstration der Tücke seiner Sportstätte hatte der St. Moritz Tobogganing Club einmal einen Curlingstein die benachbarte Olympia-Bobbahn und dann die Cresta Run hinuntersausen lassen. In der Bobbahn kam der rund geschliffene Granitblock im Ziel an, auf der Cresta Run katapultierte es ihn bei erstbester Gelegenheit in den Bergwald, wo er auf einen Felsen auftraf und zersprang.
    Der Shuttlecock war eine der besonders selektiven Kurven. Hier sollten schlechte Fahrer ihren Abgang in

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