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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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war, stoppte.
    Dem Körper folgte in einem Abstand von drei Metern der schwere Eisenschlitten. Als er Breitschwerdt traf, zertrümmerte ihm die rechte Kufe des archaischen Sportgeräts den zwölften Brustwirbel – Querschnittslähmung unterhalb der Hüfte. Doch nur für einen kurzen Moment. Dann traf die linke Kufe knapp unter dem hinteren Rand des Helms auf seinen zweiten Halswirbel. Ab diesem winzigen Augenblick würde Ulrich Breitschwerdt nie mehr mit den Schultern zucken oder auch nur einen Finger rühren können. Die Querschnittslähmung ging jetzt halsabwärts.
    Noch lebte er. Hätten die Helfer beherzigt, was sie im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatten, hätten sie den Schwerstverletzten liegen lassen und gewartet, bis ein Notarzt an Ort und Stelle war. Doch sie wollten den Betrieb an diesem klaren Wintermorgen nicht unnötig aufhalten. Sie zogen den regungslosen Mann aus der Sturzbahn, wobei der Kopf nach hinten knickte und das Rückenmark durchtrennt wurde. Als der Notarzt an Ort und Stelle war, zogen sich die beiden jungen Männer zurück. Sie wurden nie mehr gesehen. Das Rennen ging weiter.
    Da Ulrich Breitschwerdt keine Erben hatte, fiel sein Vermögen abzüglich der Überführungs- und Bestattungskosten an die Bundesrepublik Deutschland.
    Sonntag, 3. Februar, 2 Uhr 35
Maloja, Apartment von Thien Hung Baumgartner und Sandra Thaler
    »Bist du wahnsinnig, so lange vor der Kiste zu sitzen?« Sandra Thaler stand hinter Thien und zerrte am Kragen seines T-Shirts. »Komm ins Bett.«
    Thien murmelte nur ein »Ja, gleich …«, dann scrollte er weiter durch die Bilder auf dem Bildschirm des Laptops.
    Er registrierte gar nicht, dass Sandra die wildesten Flüche murmelte und wieder zurück ins Schlafzimmer taumelte. Thien vergrößerte ein Bild nach dem anderen und blätterte vor und zurück. Irgendetwas musste da sein. Irgendetwas hatte ihn gestört, als er den Cresta-Schlitten hinter dem armen Ulrich Breitschwerdt hatte hersegeln sehen. Der Schlitten hatte sich anders bewegt als die vielen anderen, die vor und nach dem Unfall des Deutschen aus dem Shuttlecock geflogen waren. Das Rennen war nach dem Unfall des Deutschen nicht abgebrochen worden. Erst zwei Stunden nachdem der letzte Teilnehmer des Rattle’s Cups die Bahn hinabgerast war, war die Todesnachricht publik gemacht worden.
    Irgendwas war bei Breitschwerdt anders gewesen. Doch er kam nicht darauf, und allmählich bekam er viereckige Augen. Seit Stunden saß er vor dem Rechner. Es war mittlerweile drei Uhr morgens. Zunächst hatte er seine Bilder an den American Mountaineer geliefert. Das war äußerst dringlich geworden, nachdem die Meldung über den Todessturz über die Ticker gegangen war. Thiens Fotos waren viel Geld wert. Für den US-Verlag. Denn der Vertrag mit den New Yorkern untersagte ihm eine eigene Verwertung der Rechte.
    Er hatte eine Fotoserie vom heranrauschenden Breitschwerdt, von dem Moment an, da er zu weit an den Rand kam und mit einer Kufe über diesen hinausragte. Der Schlitten hatte sich gedreht, dann war Breitschwerdt mit seinem Gefährt ins Heu geflogen. Der Schlitten war auf allen Bildern zu sehen, war nie weit weg von seinem Piloten. Vielleicht anderthalb, zwei Meter.
    Auf Bildern von anderen Stürzen war das anders. Da nahm der Schlitten meist eine andere Flugbahn als sein Fahrer.
    War es das? Dass der Schlitten so nah an Breitschwerdt geblieben war?
    Thien öffnete die Bilderserie in seinem Fotobearbeitungsprogramm und begann, Bild für Bild die Abstände zu messen. Es war verblüffend. Auf allen Bildern war das vordere Ende der linken Kufe exakt gleich weit von Breitschwerdts Hüfte entfernt. Als wären Körper und Schlitten mit einer Schnur verbunden.
    Nein, das war nicht möglich. Er sah nämlich keine Schnur. Er zoomte sich noch näher in die Fotos hinein. Es war schwer zu sagen. Die Kamera lieferte eine Auflösung von sechzehn Megapixeln, aber auf dem Bildschirm des Laptops war dennoch nichts zu erkennen. Oder doch? Seine Augen brannten. Eine Drachenschnur, ein durchsichtiger, dünner Nylonfaden? Wie sollte der den fünfzig Kilo schweren Schlitten halten, ohne zu zerreißen? Ein hauchdünner Draht? War da etwas auf den Bildern?
    Eines war doch ganz klar. Drei Unfälle nacheinander – da musste man kein Verschwörungstheoretiker sein, um einen Zusammenhang zu vermuten. Oder war er nur nach der Zugspitzsache ein wenig paranoid? Sah er Gespenster? Nun gut, es gab statistische Häufungen. Und besagte nicht Murphys Gesetz, dass

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