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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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zumute!«, unterbrach Maler ungeduldig. »Los, machen Sie!«
    »Ein YouTube-Video. Junge Menschen sprengen einen See in die Luft.« Habersack klickte auf die Steuerung der Multimedia-Anlage vor ihm, und auf den Bildschirmen des Konferenzraumes erschien ein Internetfenster, darin das typische rote Play-Symbol. Er klickte es an. Auf den großen Bildschirmen sahen die Mitglieder des Krisenstabs ein verwackeltes Video. Die Kamera filmte aus einem Hubschrauber heraus, der über eine Winterlandschaft flog. Dann sah man den Hubschrauber von unten. Er trug ein Materialnetz unter sich. Er ließ das Netz am Ufer eines schneebedeckten Sees ab. Dann sah man in schnellen Schnitten Menschen in Winterarbeitsanzügen an den Gerätschaften, die mit dem Hubschrauber angekommen waren, herumwerkeln. Eine Einstellung zeigte ein quadratisches Loch von zirka vierzig auf vierzig Zentimeter Kantenlänge im Eis. Zwei der Männer versenkten darin ein Bündel von Säcken, die schwer zu sein schienen.
    Dann kam die Schlüsselszene des Videos. Die Kamera stand am Ufer, zeigte im Vordergrund zwei Aluminiumboote und dahinter die leere Eisfläche des Sees. Einem Zischen folgte ein Knall, und auf einer Länge von rund einhundert Metern spritzte Eis nach oben. Dann geschah sekundenlang nichts. Plötzlich erhob sich in der Mitte des Sees ein wahrer Turm aus Wasser. Immer mehr Sprenggase stiegen nach oben, es sprudelte wie aus einem Geysir. Das Eis des Sees zerbrach – zunächst um die aufschäumende Mitte herum – in unzählige Stücke. Schließlich wogte das Wasser des Sees auf und schlug in meterhohen Wellen an das Ufer, um die beiden Aluboote auf sich tanzen zu lassen. Ab und zu erklangen Ausdrücke des Erstaunens von den Leuten, die sich hinter der Kamera befinden mussten. War das Schwedisch? Amerikanisch? Deutsch? Man sah kurz einen jungen Mann mit einer grauen Mütze im Bild auftauchen. Zuletzt blickte man wieder aus dem Hubschrauber nach unten und sah, dass auf dem gesamten See das Eis verschwunden war.
    »Es haben also ein paar Leute die Eisdecke eines Sees in die Luft gejagt und diesen Dummejungenstreich gefilmt«, konstatierte Maler, als der Film nach drei Minuten und achtundvierzig Sekunden vorüber war. »Wissen wir schon, wer?«
    »Die Amerikaner versuchen, die IP-Adresse des Computers herauszubekommen, von dem aus das Video hochgeladen wurde.«
    »Ich dachte, die NSA spiegelt alles, was auf Google-Servern passiert, sowieso in den eigenen Rechenzentren? Und YouTube gehört doch zu Google, oder?« So alt Maler im Moment auch aussah – er war der Verteidigungs- und Geheimdienstminister der Schweiz. Er kannte sich mit dem Internet aus. Zumal es immer mehr Unternehmen gab, die in seinem Land Server betrieben, weil sie den Amerikanern nicht trauten. Diese Server wurden nicht von den vierzigtausend Mitarbeitern der National Security Acency gescannt, sondern von einem wesentlich kleineren Trupp aus Malers Mannen. Das war vielen europäischen Unternehmen lieber, als wenn es die Amerikaner taten, denen viele unterstellten, dass sie nicht nur Sicherheitsrelevantes, sondern auch Technologie- und Geschäftsgeheimnisse aus dem interkontinentalen Datenverkehr heraushorchten.
    »Das ist das, was sie uns sagen. Ich weiß nicht, ob sie uns hinhalten«, gab Habersack zu.
    »Es sind auch Amerikaner umgekommen, haben Sie das denen gesagt?«
    »Das wissen die, Herr Maler.«
    »Schon gut, entschuldigen Sie meine Gereiztheit. Es macht mich fertig, dass wir seit drei Tagen auf der Stelle treten. Und die internationale Presse zerfetzt uns. Die Schweiz steht da wie ein Kindergarten, der nicht einmal auf die Schäufelchen des eigenen Sandspielzeugs aufpassen kann. Aber was rede ich, das wissen Sie ja alles selbst. Sie haben ja alle einen Fernseher.« Maler blickte in betretene Mienen.
    »Stellen Sie sich einmal vor, das wäre in Davos passiert. Wo die wirklich wichtigen Männer da sind. Verzeihung, Hillary Clinton auch, ja, ich weiß.«
    »Und die deutsche Kanzlerin«, warf der Vertreter des Außenministeriums ein.
    »O Gott, genau. Die auch. Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr über das Schwarzgeldthema mit der verhandeln. Uns wird ja niemand mehr einen Rappen anvertrauen. Und Davos wird uns auch keine Überstunden mehr kosten. Wir sparen viel Geld, Herrschaften. Und das müssen wir auch. Wir können uns bald hinter Griechenland in der Armenspeisung der Nationen einreihen, aber es ist doch eine großartige Möglichkeit, unser Land neu aufzustellen. Und

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