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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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angreifen. Wir können sie nicht weitermachen lassen. Nicht mehr nach St. Moritz. Sie haben fünfhundert der reichsten Menschen der Welt getötet. Das sind abgesehen von ein paar Showstars und Adabeis alles Davos-Leute und teilweise auch Osterbacher.«
    »Jetzt kann ich Ihnen endlich einmal Recht geben. Das hätte nicht passieren dürfen«, krächzte Sonndobler, dessen Kehle auf einmal ganz trocken geworden war.
    »Es geht nicht, dass sie mehr als fünfhundert der reichsten Menschen der Welt auf einmal auslöschen. Auch wenn das nicht die allerwichtigsten waren. Aber wir können es uns nicht leisten, dass die schlechte Stimmung die Weltkonjunktur zu schnell abschwächt. So wie nach 9/11. Boeing und Airbus haben bereits Gewinnwarnungen herausgegeben. Die Aktienindizes sinken seit Montag unaufhörlich. Das ist nicht gut. Für niemanden. Wem sage ich das.«
    Sonndobler staunte einmal mehr über Kayser. Er brachte es fertig, zunächst in Gedanken fünf Milliarden Menschen von der Erdoberfläche zu entfernen – um eine Sekunde später an Umsatz, Gewinn und Börsenwert der Dow-Jones-, DAX-, Nikkei- und Hang-Seng-Unternehmen zu denken.
    »Also?«, fragte Sonndobler.
    »Also werden Sie jetzt zusammen mit unseren fünf Kämpfern Kisi und die ihren zur Strecke bringen. Damit wir danach das große Problem in Angriff nehmen können.«
    »Ich? Ein Bankier? Zusammen mit fünf Cyborgs? Bringe die Terroristen zur Strecke, die den St. Moritzersee in die Luft gejagt haben? Und danach verteilen wir infizierte Mäuse in indischen Slums und in Mexico City? Meine fünf Cyborgs und ich?«
    »Kommen Sie, Albert. Sind Ihnen Ihre Vorstandskollegen nicht auch manches Mal ferngesteuert vorgekommen?« Kayser lächelte. »Im Ernst, machen Sie sich über die Ausbreitung von Toxoplasma gondii keine Sorgen. Die Trägertiere versenden wir per ULC Parcel. Wem gehört das größte Logistikunternehmen der Welt? Na also.«
    Sonndobler schwieg. So verrückt sich das alles anhörte, es gehorchte einer Logik, die nicht von der Hand zu weisen war. Er hatte sich schon immer gefragt, wie lange das alles gutgehen sollte. Ob seine Kinder oder seine Enkel die Katastrophe des großen Krieges um die verbleibenden Energie- und Rohstoffreserven des Planeten erleben würden. Nun war es an ihm, diese Schlacht anstelle seiner Nachkommen zu schlagen. Er würde sich damit schuldig machen, unendlich schuldig. Doch würde er das nicht auch tun, wenn er nichts unternahm?
    Bei all dem Schrecklichen, das er gerade mit Kayser zu diskutieren gehabt hatte, freute sich Sonndobler, dass es jedoch offenbar etwas gab, was der große alte Mann nicht wusste. Sonst hätte er es angesprochen, oder? Die Entführung seiner Kunden hatte Kayser mit keiner Silbe erwähnt. Und er hatte offenbar auch keine Ahnung von Steiner und Baumgartner, die ebenfalls Kisi zur Strecke bringen sollten. Vorausgesetzt, diese Kisi steckte überhaupt hinter der Sprengung des Sees und der Entführung. Denn bislang gab es weder zu dem einen noch zu dem anderen Verbrechen irgendeine Spur oder gar ein öffentliches Bekenntnis.
    Sonndobler stand auf und schloss den Knopf der Anzugjacke. »Danke, dass Sie so offen zu mir sind, Lex. Ich weiß Ihre Ehrlichkeit sehr zu schätzen.«
    Wie es das Schicksal wollte, korrespondierten die Pläne Lex Kaysers, Afrika zu entvölkern, sehr gut mit den seinen, aus Afrika die Kornkammer Europas zu machen und dort eine ganz neue Industrie aufzubauen.
    Nur ganz kurz streifte die Frage sein Bewusstsein, ob es wirklich das Schicksal war, das dies so eingefädelt hatte, oder die Vorhersehung.
    Oder der Teufel.
    Dienstag, 19. Februar, 9 Uhr
Bern, Bundeshauptstadt der Schweiz, Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport
    »Die Lage, Herrschaften?« Bundesrat Jakob Maler war innerhalb von zwei Tagen um Jahre gealtert. Seine Wangen waren eingefallen, und sein schütteres Haar war drei Schattierungen grauer geworden. Von den letzten achtundvierzig Stunden hatte er vielleicht sechs oder sieben geschlafen.
    Die Runde schwieg. Es gab nichts Neues zu berichten. Das war die schlechteste Nachricht überhaupt.
    »Kommt schon, Leute!« Malers Verzweiflung war nicht nur sichtbar, sie war greifbar. Der Mann bestand aus Verzweiflung.
    »Vielleicht, wenn Sie gestatten, eine Kleinigkeit«, meldete sich der Geheimdienstchef Stefan Habersack.
    »Machen Sie, Mann!«, herrschte ihn Jakob Maler an.
    »Lachen Sie nicht …«, begann Habersack.
    »Danach ist uns nicht

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