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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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veranstaltet.«
    »Perverse Dinge?«, fragte Kaja.
    »Ich weiß sehr genau, was pervers ist«, sagte Weitz. »Dazu brauche ich kein Psychologiestudium.«
    »Also?«, fragte Mangold.
    »Ich schleich’ mich da rein, und da sitzt er, hat ein Kreuz aus Stöcken gebastelt, und statt Jesus hat er ein Bild seiner Schwester dran befestigt.«
    »Und was ist daran pervers?«, fragte die Profilerin.
    »Der Typ muss auf dem Friedhof Knochen ausgebuddelt haben, Oberschenkel, eine skelettierte Hand … die hat er fein säuberlich vor dem Kreuz aufgeschichtet und Teelichte drum herum gestellt. Wenn das nicht pervers ist, dann weiß ich nicht.«
    »Eine Ersatzbestattung«, sagte Kaja.
    »Hätte mich echt gewundert, wenn ihr Psychologen dafür keinen schönen Psychologenbegriff hättet. Ersatzbestattung! Der Mann ist ein Vergewaltiger, der ist krank in der Birne, und zusammen mit diesem Nicolai … ich brauche nur eine halbe Stunde allein mit ihm im Verhörraum …«
    »Was waren das für blutige Lappen an den Handgelenken?«, fragte Mangold.
    »Der hat sich Blut abgezapft und in einer Konservendose gesammelt. Gehört wohl auch zu dieser Ersatzbestattung.«
    Viktor Riehm stürmte in den Konferenzraum. »Mangold, wir haben das Signal, wir haben ihn geortet.«
    »Wen?«
    »Carolus. Plötzlich war das Handysignal da. In der Innenstadt.«
    »Wir fahren gleich los«, sagte Mangold und riss die Schublade auf, in der er seine Pistole verstaut hatte.
    »Heilige Scheiße, was ist das?«, fragte Weitz und deutete auf die Computerschirme und Tastaturen auf Sienhaupts Schreibtisch.
    »Wo ist Spasti überhaupt?«, sagte Weitz. »Ich muss meinem Partner mal kräftig die Hand schütteln. Er ist auf die Idee mit dem Ohlsdorfer Friedhof gekommen.«
    »Sehen Sie auf dem Klo nach«, sagte Mangold, doch plötzlich fiel ihm auf, dass der Savant vor ungewöhnlich langer Zeit den Raum verlassen hatte.
    »Sehen Sie das?«, fragte Kaja Wínterstein und deutete auf vier lose zwischen den Tastaturen liegende Kabelenden.
    »Er hat sein Handy rausgezogen und mitgenommen.«

Die weißen Flächen rochen nach Vanille, und ein Hauch von Minze war darin. Er zog den weißen Pappkarton zu sich heran und strich sanft über den Deckel. Darin waren die Bilder verschlossen, die jetzt in einem anderen Universum kreisten.
    Und mit ihnen all die Schreie und Beteuerungen, die Verzweiflung und die Entschuldigungen. Das geseufzte, geschriene, gestöhnte und gejammerte »Mea Culpa« – »Meine Schuld«.
    Ursache und Wirkung. Jesus hatte seinen Stellvertreter auf den Stuhl Petri gesetzt. Und er selbst? Er war der Papst der Schuld. Er trieb ein, was sie vergessen machen wollten. Präsentierte die Rechnung. Er öffnete ihnen den Blick auf die Hölle, an deren Existenz sie nicht glaubten. Bis er kam.
    Er musste die Bilder sammeln und sie dann in diesem Raum von seinem Leib waschen. Nicht übertünchen, o nein, das war nicht möglich. Die Bilder mussten sich auflösen. Im Weiß der Leinwände.
    Er sah auf die Uhr. Alles war vorbereitet. Da draußen. Dieses neue Bild würde aufscheinen und leuchten. Und sich einbrennen in die Gesichter der Schuldigen. Er brachte ihnen das Schuldgericht. Er öffnete das Tor zum Fegefeuer.
    Behutsam wickelte er den weiß lackierten Pappkarton in ein Stück Leinen und schob alles in eine Ecke des Raums.
    Er musste pünktlich sein. Die Leinwand in ihm war jetzt leer. Aufnahmebereit. Nichts würde dieses neue Bild verunreinigen. Es würde auf reinen Untergrund gemalt. Es würde leuchten in seiner glorreichen Pracht. Und es würde verlöschen und vergehen, und am Ende war nichts mehr da. Er war ein Reiter der Hölle, einer, der mit der U-Bahn kam. Mit einer Rüstung aus Normalität und Alltag. Er war das grau gekleidete Grauen.

30.
    »Schafft endlich den Besitzer ran!«, brüllte Mangold ins Telefon. Dann rüttelte er noch einmal an den metallenen Rollläden, die die gesamte Vorder- und Seitenfront des Cafés bis zum Boden abdeckten.
    Auf ausdrückliche Anweisung Mangolds beobachtete Kaja die Szenerie aus sicherer Entfernung.
    Warum war das Handy eingeschaltet worden? Konnte es sein, dass der Täter ihnen erlaubte, Carolus in letzter Minute zu retten?
    Mit ihnen waren zwei Streifenwagen am Tatort eingetroffen. Die Uniformierten hatten in aller Eile Flatterbänder über die Straßenecke gezogen und wimmelten neugierige Passanten ab.
    Mangold wählte die Nummer von Carolus und lauschte an den Rollläden. Auch Kaja, die ihren sicheren Platz verlassen hatte,

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