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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Hensen und ging zu den Fenstern. Sorgfältig suchte er die gegenüberliegenden Fassaden ab.
    »Ich wette, er steht da draußen. Auf der Straße, hinter einem Fenster. Er steht da und sieht es sich an. Wie ein Künstler, der zwei Schritte von seiner Staffelei zurücktritt und sein Bild betrachtet.«
    »Er ist noch in der Nähe?«, fragte Mangold.
    »Unbedingt, er will das sehen. Das ist seine Arbeit, seine Neuschöpfung. Das sieht er sich an. Und er wird sich Verbesserungen und Korrekturen überlegen.«
    Mangold zog sein Handy aus der Tasche und forderte eine Hundertschaft an. Der Einsatzleiter schien nicht zu begreifen, was er wollte.
    »Ja, Personalien überprüfen und alles mit Videos aufnehmen«, sagte Mangold ins Telefon.
    »Aber welcher Straftatbestand … Landfriedensbruch?«
    »Keine unangemeldete Demonstration. Ich will, dass Sie hier möglichst viele Menschen filmen.«
    »Also das Dokumentationsteam.«
    »Na endlich«, sagte Mangold, dessen Stimme anzumerken war, wie sehr ihm ihre Langsamkeit auf die Nerven ging.
    »Wo steckt Weitz?«, fragte Tannen. »Wir könnten doch schon mal anfangen, uns umzusehen.«
    »Ist auf der Suche nach Sienhaupt. Das hoffe ich jedenfalls.«
    »Das Gehirn unserer Truppe ist verschwunden?«, fragte Hensen.
    Mangold nickte.
    »Ich glaube, wir müssen uns beeilen«, sagte Hensen. »Ich hab’ noch mal über Araneus angulatus nachgedacht. Kaja hat mir davon erzählt.«
    »Die Spinne?«, fragte Mangold.
    »Ihr Netz«, sagte Hensen. »Es geht um das Netz von Araneus angulatus. Und ich will nicht hoffen, dass unser Autist bereits darin zappelt.«
    *
    Marc Weitz starrte Binkel an und sagte kein Wort. Binkel grinste schief zurück, und seine Hände sortierten etwas Unsichtbares vor ihm auf der Tischplatte.
    Angst, dachte Weitz. Bei dem Typ läuft alles über Angst.
    »Sieh dich mal um, Binkel, was siehst du?«
    Binkel sah ihn an und zuckte mit den Schultern.
    »Einen schönen hellen Raum mit ein wenig Tageslicht, das durch die Oberlichter hereinkommt. Ein abgewischter Tisch, frisch gestrichene Wände, und draußen steht ein Beamter, der dir sogar einen Kaffee holt, wenn ich es ihm sage.«
    »Ich trinke lieber Tee.«
    »Schön, Tee.«
    Weitz machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Das hier ist nicht die Klapse, verstehst du? Hier musst du dir deinen Tee verdienen.«
    Betont gelangweilt blickte Weitz wieder auf seine Finger.
    »So eine Hand ist was ganz Tolles, Binkel. Hunderte von Knochen, und alle funktionieren miteinander.«
    Binkel sah ihn amüsiert an.
    »Wir haben ein paar Etagen tiefer Räume … glaub mir, Binkel, die möchtest du lieber nicht sehen. Und da unten, da ist so eine Hand nicht viel wert. Da gibt es schnell mal einen Unfall. Du brauchst doch deine Hand, oder?«
    »Was soll das?«, sagte Binkel.
    Langsam bröckelte seine Fassade. Weitz lächelte ihn an.
    »So eine Hand ist praktisch, die braucht man zum Malen und zum Arschabwischen. Glaub mir, ist nicht schön, wenn das jemand anders machen muss. Kannst du dir das vorstellen, Binkel? Und wenn es beide Hände erwischt, dann kannst du dir nicht mal mehr einen … na, du weißt schon.«
    Weitz erhob sich von seinem Stuhl und trat hinter Binkel. In Erwartung des ersten Schlags zog der den Kopf zwischen die Schultern.
    Weitz nahm sanft Binkels Hand von der Tischplatte und tätschelte sie. »Und das kann richtig weh tun«, sagte er. »Du glaubst gar nicht, wie viel Schmerz in so einer Hand steckt. Stell dir nur mal vor, sie gerät ganz aus Versehen zwischen eine Stahltür und den Eisenrahmen. Kannst du dir das Geräusch vorstellen? Ist nicht schön, wenn die Sehnen reißen und die Knochen splittern.«
    Binkels Augen wanderten unruhig hin und her.
    »Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Du hast deine Schwester gehasst.«
    Binkel schwieg und musterte seine Fingerkuppen.
    »Na, verabschiedest du dich schon von deinen Händen? Das ist zu früh, glaub mir. Mit mir kann man doch reden. So von Mann zu Mann. Mit wem redest du sonst noch so? Du hast gute Freunde, nicht?«
    »Klar.«
    »Freunde, die dir helfen. Weißt du, ich hab’ deine Akte gelesen.«
    Binkel sah ihn interessiert und erschrocken an.
    »Wie war das mit der Frau, die du vergewaltigt hast? Wie kann man dabei überhaupt einen hochkriegen? Oder kriegst du nur so einen Steifen? Erzähl mal.«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Die Frau ist immer noch in ärztlicher Behandlung. Und wie war das mit deiner Schwester? Ist dir auf die Nerven gegangen, und dann hast du sie an die

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