Blutengel: Thriller
Klo zu säubern. Die Begründung von Carolus, oder Arnfried Müller, wie er damals hieß: Sie sollten mal ordentlich an der Scheiße riechen, die sie da verzapft hätten.«
»Pervers«, sagte Kaja. »Was ist mit der Staatsanwaltschaft, der Polizei? Hat es da keine Ermittlungen gegeben?«
»Wir finden nichts«, sagte Mangold. »Gut möglich, dass die Taten verjährt sind …«
»Trotzdem sollte es Vorermittlungen geben. Es kann doch nicht sein, dass derartige Unterlagen verschwinden. Oder doch?«
»Carolus hat gute Beziehungen zur Polizei. Ist befreundet mit Wirch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch lange hält. Wir müssen Carolus unbedingt finden und befragen.«
»Du glaubst, er lebt noch?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls hat er versucht, den oder die Täter mit seiner Anzeige aus der Reserve zu locken. Sienhaupt hat sie in zahlreichen Zeitungen gefunden. Unterschrieben mit seinem richtigen Namen: Arnfried Müller. Eigentlich müsste er sich vorbereitet haben. Was ist mit diesem Priestersohn? Irgendeine Verbindung?«
»Nichts zu finden«, sagte Kaja. »Der war nie im Heim, Carolus hat nie in Argentinien gearbeitet. Fehlanzeige.«
Das Handy der Profilerin signalisierte den Eingang einer SMS-Nachricht. Sie überflog die Nachricht und reichte das Telefon an Mangold weiter.
»Kaja, das Kind ist unschuldig. Du darfst es nicht töten.«
Mangold sah sie irritiert an.
»Sie … Sie haben das Kind noch?«
»Ein Embryo«, sagte Kaja Winterstein.
Er warf einen Blick auf Sienhaupt, doch der war in seine Bildschirme vertieft und malträtierte seine Tastatur. Wenn er der Absender dieser Nachrichten war, bewies er große schauspielerische Fähigkeiten.
Als hätte Kaja seine Gedanken gelesen, nickte auch sie in Richtung des Savants.
»Passt nicht zu einem Autisten«, sagte sie mit leiser Stimme. »Schauspielerei liegt ihnen einfach nicht. Wer die Gefühle und Emotionen seiner Umwelt nicht einordnen kann, ist nicht in der Lage, eine solche Tarnung aufzubauen.«
Erneut wurde eine SMS gemeldet.
Kaja las die beiden Worte und wandte sich an Mangold:
»Araneus angulatus.«
» Was soll das sein?«
»Es gibt eine Arachnophobie. Spinnenangst.«
Kaja tippte den Begriff in das Suchmaschinenfeld ihres Computers ein.
»Gehörnte Kreuzspinne. 10 Millimeter lang, zwei Höcker auf dem Hinterleib, Oberseite ist mit einer Blattzeichnung bedeckt.«
»Und was sollen wir jetzt mit solch einem Hinweis? Wieder mit der Rätselraterei beginnen? Es kann nicht Travenhorst sein. Ausgeschlossen. Selbst ein Savant kann unmöglich Fleischbrocken mit seiner DNA liefern.«
»Was ist mit der Vergleichs-DNA?«, fragte Kaja Winterstein.
»Wie ich schon sagte, wir haben überall in der Fabriketage seine DNA eingesammelt, wir haben sie auf zwei der Opfer gefunden und in den in der Etage verteilten Überresten. Es ist unmöglich.«
»Es geht schon, wenn er von Anfang an diese Spur ausgelegt hat. Wenn er mit dem eventuell notwendig werdenden Selbstmord von vornherein gerechnet hat. Seine größte Inszenierung. Und eine fast wasserdichte Absicherung.«
Mangold klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch.
»Sollte er noch leben, dann gnade uns Gott.«
»Was ist, wenn wir hier tatsächlich einen ernsthaften Hinweis bekommen haben?«, fragte Kaja.
»Und?«
»Woher weiß er so viel über unsere Ermittlungen?«
»Entweder hat er einen Informanten«, sagte Mangold und deutete mit einem kurzen Nicken auf Sienhaupt. »Oder er hat unsere Computer angezapft.«
Kaja begann laut vorzulesen.
»Araneus angulatus hält sich meist nicht in ihrem Netz auf, sondern bevorzugt einen Schlupfwinkel. Von dort aus ist sie mit einem Signalfaden mit dem Netz in Verbindung und spürt, wenn sich Opfer darin verfangen haben.«
»Demnach hat unser Shakespeare-Killer ein Netz gebaut und beobachtet … aber was für ein Netz?«
In diesem Augenblick klingelte Mangolds Telefon. Er schaltete den Lautsprecher ein und meldete sich.
»Jens Schiermacher von der Internen. Wir haben hier einen Computertotalausfall. Sind auch Ihre Systeme betroffen?«
Mangold sah hinüber zu Sienhaupt. Kaja konnte sich ein Lachen nur mit Mühe verkneifen.
Mangold schüttelte den Kopf, sagte: »Einen Moment« in das Telefon. Dann ging er hinüber zu den Aufbauten, hinter denen Sienhaupt zufrieden auf seinem Knautschsessel wippte.
»Wenn Sie etwas mit dem Abstürzen bei der Internen zu tun haben, also, ich will es gar nicht wissen. Aber das macht die Sache für Ihren Partner
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