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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Struktur einer Gedankenwelt, die sich von der aller anderen Menschen unterschied. Sienhaupt war ein anerkannter Inselbegabter, dessen Gehirn zu schier unglaublichen Leistungen in der Lage war. Ein Savant, der nicht rechnete, sondern Lösungen vor sich sah, der sich an alles erinnern konnte, was er gelesen hatte, und der die kompliziertesten Computerprobleme überaus kreativ löste.
    Das Gehirn dieses Savants steckte voller Informationen, die er blitzschnell abrufen konnte. Musste. Ein Gehirn, das nur eines hasste, nämlich wenn der Strom der Daten und Verbindungen, der Rätsel und der Aufgaben verebbte.
    Sienhaupt musste sein Gehirn unbedingt beschäftigen.
    Andererseits band seine Schwester ihm die Schuhe zu, und seine Körperöffnungen hatte er auch nicht jederzeit unter Kontrolle. Dennoch: Savants gehörten zu den beliebtesten Studienobjekten der Neurobiologen, die herauszufinden versuchten, wie das menschliche Hirn im Innersten tickte und wozu es in Extremsituationen fähig war.
    Überhaupt brachte dieser Forschungszweig die herkömmlichen Vorstellungen vom menschlichen Denken immer mehr ins Wanken. So hatte man in einer sehr gründlichen Studie herausgefunden, dass 40 Prozent unserer Erinnerungen schlicht und einfach falsch waren. Kaja erinnerte sich an die ungläubigen Blicke der Studenten, als sie dies bei einer Vorlesung erwähnt hatte.
    Einige Wissenschaftler zweifelten sogar die Willensfreiheit und damit die Strafmündigkeit des Menschen an. Ihrer Meinung nach seien Menschen bereits so auf ein bestimmtes Handeln ausgerichtet, dass sie keine echte Wahlfreiheit hätten. Reizte man bestimmte Hirnregionen, dann schworen die Patienten, dass sie ihren Arm nicht etwa automatisch wie bei einem Reflex gehoben hatten, sondern es auch wollten. Und das, obwohl der elektrische Impuls dazu von außen kam. Heftige Streitereien über die Schuldfähigkeit tobten zwischen den Akademikern, selbst einige Juristen begannen, die Frage von Schuld und Unschuld, Gut und Böse zu überdenken. Doch welche Alternative gab es? Auch Kaja hatte sich das immer wieder gefragt. Sollte man Bösartigkeiten, die Menschen anderen Menschen zufügten, im Hinblick auf neuronale Verschaltungen unbestraft lassen? Alle genetisch zu bösen Dingen neigenden Menschen schon vor ihrer ersten Straftat wegschließen?
    Und was war mit dem Embryo, der in ihrem Bauch heranwuchs? Angenommen, sie würde ihn austragen: War er bereits jetzt ein hoffnungsloser Fall? Wuchs da ein Mensch heran, der nach seinem mörderischen Vater schlug, der kaltblütig so viele Menschen gefoltert und getötet hatte? Jemand, den man am besten möglichst früh behandelte? Nein, sie hatte nun wirklich nicht vor, das herauszufinden.
    Kaja schlenderte zu Peter Sienhaupt hinüber und setzte sich neben ihn. Nur ein kurzes Zucken seiner Schulter verriet ihr, dass er ihr Kommen bemerkt hatte.
    Die Blätter mit Informationen, die Mangold auch ihm zusammengestellt hatte, lagen zu einem rechteckigen Muster sortiert neben ihm.
    »Schon etwas gefunden?«, fragte sie.
    Sienhaupt schaukelte auf seinem roten Knautschsack leicht nach vorn und dann wieder nach hinten. Das war sicher seine Art, auf eine direkte Frage zu antworten, aber was um Himmels willen bedeutete es?
    »Ist sicher noch etwas früh«, sagte sie und wollte aufstehen.
    Doch Sienhaupt führte seine Hand vielleicht zwei Zentimeter über ihren Arm. Auch Berührungen waren Autisten ein Gräuel, so wie sie jede Art von Emotion nicht oder eben ganz anders verstanden.
    »Ja?«, sagte Kaja Winterstein.
    Sienhaupt öffnete eine Seite auf dem Bildschirm. Ein zischendes Geräusch. Dann schwebte ein Raumschiff über den Monitor, und Sienhaupt schlug sich die Hand vor den Mund.
    Er klickte auf die Fenster, und mit jedem Klick erschien das Bild eines Mitglieds der Star-Trek-Mannschaft aus der Fernsehserie »Enterprise«.
    »Ja, Computer sind eine lustige Angelegenheit«, sagte sie und machte Anstalten aufzustehen.
    Sienhaupt ließ erneut seine linke Hand über ihren Unterarm schweben. Dann klickte er auf die Antriebsdüse des Raumschiffs. Ein klingonischer Krieger mit martialischen Gesichtsfalten erschien und bewegte den Mund. Eine Sprechblase mit dem Satz »So’wI yIchu« blinkte auf. Mit einem weiteren Klick erschien die Übersetzung aus dem »Klingonisch-Deutsch-Wörterbuch«: »Aktiviere die Tarnvorrichtung.« Auf dem Bildschirm erschien jetzt die Phantomzeichnung, die die Berliner Kollegen per Fax geschickt hatten.
    Sienhaupt schaukelte

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