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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Knüppel in der Hand. Angeblich sollten einige der Zen-Meister durchaus davon Gebrauch machen. Eindringlich hatte ihn ein Medizinstudent am Vorabend davor gewarnt, ja nicht die Formulierung »Ich denke« zu benutzen. »Das kann wehtun«, hatte er süffisant geflüstert.
    Die Meisterin begann plötzlich brüllend zu lachen. Hensen wusste nicht, was er tun sollte. Also tat er gar nichts.
    »Du musst mir eine Antwort bringen«, sagte die Meisterin. »Ein K ō an ist wie eine glühende Kugel. Du hast sie im Mund und kannst sie nicht mehr ausspucken, aber du kannst sie auch nicht hinunterschlucken.«
    Hensen dachte an den toten Hans Innach, der mit einer Kugel im Mund gestorben war.
    »Ich weiß zwar nicht, warum du dir das antun willst, aber schön: Zeig mir dein wahres Selbst im Angesicht einer Blume«, sagte die Meisterin und hob … nein, Gott sei Dank nicht den Knüppel. Fehlte noch, dass er sich hier von einer Frau verprügeln ließ. Nein, aus ihrer brokatfarbenen Kutte hatte sie einen Fächer gezogen, mit dem sie jetzt ihr Gesicht verbarg und sich gleichzeitig Luft zufächelte.
    »Also zeig es mir.«
    Hensen öffnete den Mund, um eine Antwort zu geben, da schoss ihre Hand zu einer Klingel, mit der sie heftig läutete.
    Das Zeichen, dass die Audienz beendet war und er sofort den Raum zu verlassen hatte.
    Bis zum Versuch einer neuen Antwort musste er zurück aufs Kissen, dann wieder von Stuhl zu Stuhl. Das wahre Selbst im Angesicht einer Blume. Und was war mit seinem durchgesessenen Hintern?
    *
    Mangold sah sich in seiner provisorisch eingerichteten Wohnung um. Irgendwann würde er die Zeit finden, sich darum zu kümmern.
    Er griff zum Telefon und wählte Tannens Nummer. Es dauerte nur zwei Sekunden, bis der den Hörer abhob.
    »Tannen, wir müssen das erste Opfer genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Tanja Binkel?«
    »Genau.«
    »Dazu bräuchten wir ihre privaten Papiere, alles, was die Berliner Kollegen …«
    »Fordern Sie alles an. Notfalls sollen sie das Zeug mit einem Lastwagen herschaffen. Wir müssen uns ein Bild von der Frau machen. Häusliche Gewohnheiten, berufliche Aktivitäten, was für Freunde hatte sie?«
    »Sie halten sie für die auslösende Figur?«
    »Eine Initialzündung. Nach allen Erfahrungen sagen die ersten Opfer von Serientätern und das Tatortbild am meisten über die Motive aus.«
    »Aber dann wäre es die Angelegenheit der Berliner Kollegen«, gab Tannen zu bedenken.
    »Unsinn, wenn wir eines über Serientäter wissen, dann dass die meisten ausgesprochen gern weite Strecken zurücklegen. Das ist in den USA so und dürfte es auch in Deutschland sein. Sie fahren mit ihren Opfern durch die Gegend. Gehört zum Machtritual, sagt jedenfalls unsere Profilerin.«
    Mangold fiel der Junge ein, der aus einem niedersächsischen Ferienheim verschwunden war und dessen Leichnam man in Dänemark gefunden hatte. Der Täter, dem man etliche Morde an Jungen zuschrieb, hatte sogar eine Grenzkontrolle riskiert. Immer noch war es ein Rätsel, wie es ihm gelungen war, die Jungen aus ihren Schlafräumen zu locken.
    »Was ist mit dem Niendorfer Opfer?«, fragte Tannen am anderen Ende der Leitung.
    »Um die beiden Männer kümmern wir uns später. Tanja Binkel könnte unser Schlüssel sein.«
    »Jedenfalls hat die Frau den Pfleger in Billwerder besucht, den dieser … dieser …«
    »Carolus.«
    »… also den dieser Carolus verdächtigt, den Drohbrief geschrieben zu haben. Es muss eine Verbindung zwischen Tanja Binkel und Schurmann geben. Etwas, das über seine Verurteilung hinausgeht.«
    »Und genau diese Verbindung werden Sie ausgraben. Das ist unser wichtigster Ansatz. Was wissen Sie über diesen Clemens Carolus?«
    Tannen auf der anderen Seite der Leitung schwieg ein paar Sekunden.
    »Nichts«, sagte er dann.
    »Also brauchen wir Informationen. Spannen Sie Weitz ein. Und denken Sie daran: Füttern Sie Sienhaupt mit diesen Informationen.«
    Tannen versprach, sämtliche Materialien anzufordern, sobald er in der Berliner Asservatenkammer jemanden erreichte. Dann legte er auf.
    Mangold rechnete mit einem Protestanruf seines Berliner Kollegen Arlandt. Na gut, er würde ihn an Wirch verweisen. Der hatte schließlich klare Anweisungen gegeben.
    Mit den Fußspitzen schob Mangold einen der braunen Kartons unter die Fensterbank. Genau wie jene, die er schon ins Schlafzimmer geschafft hatte, war auch dieser mit seinen Tunnelmodellen gefüllt. Tunnelbau. Eine Macke, die er sich erlaubte. Doch er hatte nicht für möglich

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