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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Papieren, die die Berliner Kollegen mitgenommen haben, nichts gefunden. Er ist in Berlin und gräbt weiter.«
    »Was hältst du von einem armen und verkannten Künstler, dessen Kind vor lauter Verzweiflung an sich herumschnitzt, also Borderline hat, sich umbringt, und der Vater metzelt sich jetzt mit all seinem Hass …«
    »Weit hergeholt.«
    »Ist aber eine schöne Geschichte. Die eingeritzten Lateinsprüche könnten auf Schule hindeuten«, sagte Hensen und knabberte an dem Stück Gebäck, das mit dem Kaffee serviert worden war.
    »Dann würden wir tote Lehrer finden«, wandte Mangold ein. »Oder zumindest Leute aus dem Schuldienst. Tanja Binkel war es nicht, die Rentnerin, die gleich hier um die Ecke in ihrer Wohnung liegt, auch nicht. Nur Innach in Niendorf hat als Hausmeister einer Schule gearbeitet.«
    »Ich sag’ doch: Schule. Vielleicht lernen wir einen Killerpädagogen kennen, einen Hannibal Lecter, der kein Psychiater ist, sondern ein Schuldirektor.«
    »Du spinnst«, erwiderte Mangold.
    Sie bezahlten bei der weiß beschürzten Kellnerin und gingen über die Kaufingerstraße zurück. Nach ein paar Minuten bogen sie in die Weinstraße ein. Hinter der Rosenapotheke befand sich der Hauseingang.
    »Belebte Gegend, vor Zeugen hat der Mann jedenfalls keine Angst.«
    »Wieso eigentlich ein Mann?«, fragte Hensen.
    »Kraft. Unser Täter hängt Menschen an die Decke. Eine Frau als Täterin ist unwahrscheinlich.«
    Der Hausflur verströmte den typischen Bohnerwachsgeruch der 1950er Jahre. Das abgewetzte, tiefbraune Linoleum war über Jahrzehnte blank gewienert worden. Die hölzernen Handläufe des Altbaus schlängelten sich drei Stockwerke hinauf. Ordentlich beschriftete Türschilder.
    Vor der Wohnung stand ein Polizist, der sich Mangolds Dienstausweis zeigen ließ.
    An der Garderobe, die ein Plastikgeflecht schmückte, baumelte ein grauer Sommermantel, ein Anorak, auf der Hutablage eine Filzmütze, an der Wand hing ein Schuhanzieher, und auf der Kommode lagen ein abgegriffenes Adressbuch und eine Kleiderbürste.
    Der nierenförmige Spiegel musste ebenfalls aus den Fünfzigern stammen. Dazu passte auch der Schuhschrank aus lindgrünem Plastik.
    »Immer reinspaziert, die Hausfrau ist allerdings unpässlich«, sagte ein etwa 60-jähriger Mann.
    Ein Witzbold!, dachte Mangold. Auch das noch!
    »Ziemlich unappetitlich das Ganze, da kann man glatt zum Vegetarier werden.«
    Der Münchner Kollege stand im Türrahmen zum Wohnzimmer und machte eine Geste, als wollte er ihnen eine Jahrmarktsattraktion schmackhaft machen.
    In seiner grünen Trachtenjacke und mit dem nach oben gezwirbelten Bart sah er tatsächlich aus, als wäre er einer schlecht gemachten Vorabendserie entsprungen.
    Drei Gerichtsmediziner, die in ihren Overalls um die Leiche herumstanden, traten zur Seite. Der Täter hatte die Füße mit einem rot-weiß-blau gestreiften Plastikgeschenkband so um die Oberschenkel gefesselt, dass die Frau jetzt mit gespreizten und angewinkelten Beinen auf dem Rücken lag. Verstärkt hatte er die Verschnürungen mit Drahtschlingen. Zwischen den Beinen lag der blutige Tierkopf mit seinen glotzenden Augen.
    »Und genau in dieser Position haben Sie die Frau gefunden?«, fragte Mangold.
    »Um sie zu transportieren, müssen wir erst die Drahtschlingen durchtrennen. Ein Kollege holt gerade einen Metallschneider.«
    »Sie lag auf dem Rücken?«, fragte Hensen noch einmal.
    Mangold sah ihn fragend an.
    »Ich hatte ja erst an eine andere Zeichnung gedacht, aber dies hier ist der Minotaurus.«
    »Nicht Picasso?«
    »Doch, doch, aber ein anderes Bild. Allerdings auch hier ist es das Motiv des Minotaurus, der da mit dem Kopf symbolisiert wird.«
    »Himmel, jetzt macht er sich auch noch zu einer Götterfigur.«
    »Nicht Gott«, sagte Hensen. »Der Minotaurus ist eher so ein Fabelwesen, das durch die Antike galoppierte. Halb Stier, halb Mensch.«
    Mangold betrachtete die Frau von der Fensterfront aus. Hensen zog seinen Zeichenblock heraus und begann, die Leiche zu skizzieren.
    »Könnte das Motiv etwas mit Sodomie zu tun haben?«, fragte Mangold.
    »Zumindest wurde der Minotaurus von einer Frau und einem weißen Stier gezeugt und lebte dann in einem Labyrinth auf Kreta.«
    »Schon wieder Griechenland«, sagte Mangold. Auch der Serienmörder Travenhorst hatte eine Spur nach Griechenland gelegt. »Es muss einen Grund dafür geben, warum er gerade diese Motive aussucht.«
    Hauptkommissar Flemming fuhr mit der Schuhsohle über den Teppich und

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