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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Ein Kaninchen sprang zur Seite. An einem Baumstamm waren zwei Fahrräder mit Stahlschlaufen befestigt.
    »Fluchtfahrzeuge aus der Klapse«, murmelte Weitz und blieb ein paar Minuten in gebückter Haltung neben den Fahrrädern stehen. Vogelgezwitscher, in weiter Entfernung das Rufen eines Kuckucks, das Rauschen fahrender Autos. Er erinnerte sich, dass er auf dem Stadtplan eine Autobahn gesehen hatte.
    Dann machte er sich auf den Rückweg.
    Nein, er glaubte nicht, dass Kaja Winterstein das Ziel gewesen war. Er war neben ihr gegangen, hatte sie mit seinem Körper abgeschirmt. Hätte der Schütze sie erwischen wollen, hätte er auf einen günstigeren Augenblick gewartet. Fühlte sich Jens Binkel durch ihn bedroht? In die Enge getrieben? Dabei hatte er doch noch gar nicht angefangen, ihn in die Mangel zu nehmen!
    Kaja Winterstein stand neben dem Baumstamm und begutachtete die Einschusslöcher.
    »Ich hab’ doch gesagt, Sie sollen in Deckung bleiben.«
    »Wenn ich schon mal einen Helden an meiner Seite hab’.«
    Warum konnte die Psychotante nicht ihre Klappe halten?
    Bei ihr hörte es sich immer so an, als würde die Polizeiarbeit nichts anderes sein als die Spielerei kleiner Jungs.
    »Kleinkalibergewehr«, sagte sie.
    »Und woher wollen Sie das wissen?«
    »Die Größe des Projektils«, sagte sie und streckte ihm das Geschoss entgegen.
    »Scheiße, Sie haben das herausgepult?«
    »Ich hab’ immer mein Schweizer Messer dabei«, sagte sie. »Wer immer das war, umbringen wollte er uns nicht.«
    »Man kann auch mit einem Kleinkalibergewehr jemanden töten«, widersprach Weitz.
    »Auf die Entfernung?«
    Weitz deutete auf den Baum.
    »Die Spurensicherung übernehmen eigentlich unsere Techniker«, sagte er.
    Kaja Winterstein hob in einer gespielten Es-tut-mir-ja-so-leid-Geste die Schultern.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Was denn?«, fragte Kaja.
    »Das mit dem Kleinkaliber? Lernt ihr das auf der Uni?«
    »Mein Vater hat mich zur Jagd mitgenommen.«
    »Ich glaub’ nicht, dass ein Kaninchenjäger danebengeballert hat. Ausgeschlossen.«
    »Aber es könnte …«
    Weitz schüttelte energisch den Kopf.
    »Es wurde zwei Mal kurz hintereinander geschossen. Die Sau wusste, worauf sie zielt.«
    »Und jetzt?«, fragte Kaja Winterstein.
    »Jetzt statten wir dem Schützen einen Besuch ab.«
    »Sie glauben, Binkel schießt auf uns, kehrt seelenruhig in sein Zimmer zurück und bietet uns dann eine Tasse Tee an?«
    »Der ist so«, sagte Weitz. »Allerdings würde mich auch nicht wundern, wenn er gerade einen Spaziergang macht.«
    *
    Mangold und Hensen verließen die Münchner S-Bahn an der Station Marienplatz. Vor ihnen standen die Mitglieder einer chinesischen Reisegruppe und lauschten einem europäisch aussehenden Mann, der in fließendem Chinesisch etwas erläuterte.
    Eine jüngere Frau aus der Reisegruppe fotografierte Häuserfassaden. Achtlos eilten Passanten vorbei. Die meisten trugen Aktentaschen oder quadratische Hochglanztüten, die auf Einkäufe in Edelläden schließen ließen.
    »In der Nähe muss eine Bank sein«, sagte Hensen und zog seinen Koffer die Kaufingerstraße hinauf.
    »Dir ist schon klar, dass wir heute Abend wieder zurückfliegen?«, fragte Mangold und zeigte auf Hensens Gepäck.
    »Wenn ich schon mal hier bin, seh’ ich mich ein wenig um«, sagte Hensen. »Oder gibt es eine Anwesenheitspflicht in Hamburg? In dem Fall allerdings …«
    Mangold sah lachend auf seine Uhr.
    »Lass uns vorher einen Kaffee trinken.«
    Er dirigierte Hensen an der Baden-Württembergischen Landesbank vorbei zur Lavazza-Espresso-Bar.
    Die Tische vor dem Altbau mit den ausladenden Fenstern waren besetzt, und so suchten sie sich drinnen im Lokal einen freien Platz.
    Nach einem Blick in die Getränkekarte bestellte Hensen einen Lavazza Blue für beide.
    »Du kennst den Laden hier?«, fragte Mangold.
    »Spezialität des Hauses. Steht auf der Karte.«
    Als sie an dem Getränk genippt hatten, fragte Hensen, worauf er am Tatort besonders achten solle.
    »Ich bin nicht gerade Profi.«
    »Arbeite einfach wie ein Journalist und mach deine Zeichnung.«
    »Die Leiche liegt noch in der Wohnung?«
    »Das will ich schwer hoffen. Ich hab’ Flemming darum gebeten. Trotz aller Planung – auch dieser Mörder ist nicht perfekt. Wir suchen den Krümel auf dem Tisch, das Besondere, seine Macke, Handschrift, was immer auf ihn oder sein Motiv hinweist.«
    »Und was ist mit der berühmten Verbindung zwischen den Opfern?«
    »Tannen hat im Computer und den paar

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