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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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glättete eine Falte.
    »Wir sind ja schon ein paar Stunden hier.«
    Mangold riss sich vom Anblick des Leichnams los und musterte seinen Kollegen.
    »Und?«, sagte er. »Eine Theorie?«
    »Vielleicht wird die Mordmethode nur kopiert«, sagte er.
    »Zwei Täter?«
    »Warum nicht? Könnte doch auch …«
    »Kommen Sie mir jetzt nicht mit der Mafia oder einer organisierten Bande. Es gibt absolut nichts, was darauf hindeutet. Alles spricht für einen Einzeltäter. Und so detailliert wurde die Auffindsituation in der Presse auch nicht geschildert.«
    Der Münchner Kommissar nickte und lehnte sich dann unbeteiligt mit verschränkten Armen gegen einen Schrank. Mangold verstand diese trotzige Reaktion. Da wurde ihnen einfach ein Fall weggenommen und einer unbekannten Sonderkommission übertragen. Keine Mordkommission der Welt ließ sich gern zum Zuträger degradieren. Ihm wäre das nicht anders gegangen. So gesehen erschien sein Protest ziemlich zahm. Das musste Wirch sein. Er musste hinter den Kulissen einen enormen Druck ausüben.
    Mangold inspizierte das Schlafzimmer. Schleiflackmöbel aus den Sechzigern, hinter der Tür ein hellblauer Morgenmantel und an den Wänden das Opfer auf einem Hochzeitsfoto. Ein anderes Foto zeigte sie mit Schürze und Haube in einer großen Küche. Um sie herum einige Kolleginnen, die ebenfalls Kittel trugen.
    »Was hat sie gemacht?«, wollte Mangold von Flemming wissen, als er ins Wohnzimmer trat.
    »Rentnerin. Davor hat sie im Pflegedienst gearbeitet. In der Küche.«
    *
    Kaja brach plötzlich der Schweiß aus. Nur wenige Zentimeter neben ihr war tatsächlich eine Kugel in einen Baumstamm eingeschlagen. Schon eigenartig, wie das Hirn eine derartige Schocksituation verdrängen konnte. Sie folgte Weitz, der den Gang zum Schwesternzimmer entlangstürmte.
    »Jens Binkel!«, rief er in den verglasten Raum. »Wo ist Jens Binkel?«
    »Sie müssen an ihm vorbeigelaufen sein. Sitzt vorn im Gemeinschaftszimmer. Was ist denn los?«
    Ohne Kaja anzusehen, raste Weitz an ihr vorbei, den Gang zurück.
    »… er hat Besuch!«, rief ihm die Schwester hinterher.
    Als Kaja den Raum betrat, beugte sich Weitz über den Tisch und brüllte einen jungen Mann an, der ihn mit erstauntem und zugleich belustigtem Gesicht ansah.
    Neben ihm stand ein Mann von Mitte vierzig mit einem langen, grauen Kinnbärtchen, der sie an Ho Chi Minh erinnerte. Er trug eine dunkelrote Kappe, aus der ein mit einem Gummiband zusammengehaltener Zopf über seine Schultern fiel.
    Jens Binkel legte demonstrativ die Hände auf den Tisch und drehte die Handflächen nach oben. Ganz das unschuldige Kind, das sich zu Unrecht verdächtigt fühlt.
    »Zeigen Sie mir Ihre Schuhe«, sagte Weitz. »Los, los.«
    Binkel sah ihn fragend an, rutschte mit seinem Stuhl vom Tisch und hob zunächst sein linkes und dann sein rechtes Bein. Die Turnschuhe zeigten keinerlei Spuren von Feuchtigkeit oder grünen Flecken. Im Wald herumzulaufen und dabei so weiße Turnschuhe zu behalten war eigentlich schwer möglich. Oder hatte er sie in der Kürze der Zeit gewechselt?
    »Darf ich auch?«, sagte der Mann, der neben ihm saß, und hob seinerseits seine Füße.
    Bei seinen abgelaufenen Sandalen war schon schwieriger zu entscheiden, ob er ihnen im Wäldchen aufgelauert hatte.
    »Und Sie sind?«, fragte Weitz.
    »Carl Nicolai«, sagte der Mann und sah ihn betrübt an.
    »Ich weiß zwar nicht, worum es geht …«
    »Wie lange sitzen Sie hier schon zusammen?«
    »Eine knappe Stunde«, sagte Nicolai. »Wieso?«
    »Sie waren nicht zu einem kleinen Spaziergang vor der Tür?«
    Nicolai schüttelte den Kopf.
    »Haben wir was verpasst?«, fragte er.
    »Wie stehen Sie mit Jens Binkel in Verbindung?«
    Weitzens Augenlider flackerten. Er musste sich bewusst sein, dass er eine völlig blöde Frage gestellt hatte.
    Carl Nicolai tippte sich an die Stirn.
    »Mentaltraining«, sagte er.
    Weitz stieß ein »Was für Vögel!« aus und sah Kaja mit gespielter Verzweiflung an.
    »Ich bin hier als Kunstlehrer beschäftigt und arbeite mit den Patienten. Ich ergänze das therapeutische Angebot der Klinik.«
    »Wenn ich Ihren Lebenslauf hören will, sag’ ich Bescheid.«
    Jens Binkel löste sich von der Stuhllehne.
    »Bruder, Bruder«, sagte er zu Weitz. »Du musst doch nicht eifersüchtig werden.«
    Weitz sprang auf und krallte sich mit beiden Händen in Binkels Hemd.
    »Schon gut«, sagte er und setzte sich wieder. »Du Arschloch kannst froh sein, dass ich nicht allein bin.«
    »Uiiih«, sagte

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