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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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stammten aus dem Mitgliederbereich von Facebook. Ein kleines Raumschiff tauchte auf, und mit ein paar Strichen bekamen die Personen einen Körper. Dann breiteten sie die Arme aus und flogen zum Raumschiff.
    »Ich weiß, jetzt geht es zur Rentenversicherungsanstalt, aber was ist mit dem hier?«, sagte Hensen und legte das von Sienhaupt ausgedruckte Bild von Joseph Beuys auf die Tastatur.
    Sienhaupt hielt sein Stück Pizza mit den Zähnen im Mund und tippte. Auf dem Bildschirm erschienen ein Porträt des Kunstprofessors und die Phantomzeichnung, die der Berliner Polizeizeichner angefertigt hatte. Daten zum Augenabstand, der Augenform, eine Berechnung der Nase oder der Augenbrauen rasten über den Schirm. Dann erschien blinkend das Wort »Match«, also »Treffer«.
    Sienhaupt biss kräftig ab und sah mit großen Augen auf Hensens Schulter. Mit ein paar Tastendrucken öffnete er den Zugang zum Datenzentrum des Kieler Landeskriminalamtes und förderte einen Untersuchungsbericht zutage. Dann markierte er eine Stelle.
    »Sie haben am Niendorfer Tatort Filz gefunden?«, sagte Hensen. »Treffer, Sienhaupt. Filz war der bevorzugte Werkstoff von Beuys. Filzecken.«
    Es gab also eine Verbindung zwischen dem in Berlin beobachteten Täter und dem Tatort an der Ostsee. Schlüpfte der Mörder bei seinen Taten in eine Art Künstlerverkleidung? Mit einer Maske? Gehörte das zu seiner Tatortinszenierung?
    Listen mit Namen rasten über den Bildschirm. Versehen waren sie mit Angaben über ihre Geburtstage. Waren das die Namen von Beuys-Schülern, die Sienhaupt mithilfe seines Datenraumschiffs zusammengetragen hatte? Sienhaupt schüttelte tadelnd den Kopf, stopfte sich den Rest seiner Pizza in den Mund und stoppte die laufende Namensliste.
    Hensen sah die beiden Namen und sagte: »Himmelherrgott, warum haben Sie das nicht früher gesagt?«
    Sienhaupt sprang von seinem Knautschsessel auf und ging zum Konferenztisch. Er hob das Dossier in die Höhe, das er für seinen »Partner« Weitz zusammengestellt hatte, und ließ es mit einem Krachen auf die Tischplatte fallen.
    *
    Kaja schnallte sich an und öffnete ihre Tasche. Behutsam zog sie das Tagebuch Tanja Binkels heraus.
    »Ein neuer Anruf oder SMS-Nachrichten vom vermeintlich noch lebenden Travenhorst?«, fragte Peer Mangold. Er legte den Rückwärtsgang ein, und der Wagen glitt aus der Parklücke des Polizeipräsidiums.
    »Nichts. Ich hab’ mir dieses Therapietagebuch genauer angesehen. Sie hat einige Seiten eingeklebt, die aus einem älteren Tagebuch stammen müssen. Kinderschrift, sie muss so zehn oder elf gewesen sein.«
    »Also Geschichten von Pferden und Barbiepuppen?«
    »Von ihrem Bruder.«
    »Ja, die kleinen Brüder kriegen alles ab.«
    »Das können Sie laut sagen«, antwortete Kaja. »Sie hat versucht, ihn umzubringen.«
    »In ihrer Fantasie.«
    »Es hört sich sehr real an. Sie schreibt: Ich bringe ihn zu den Wassergeistern, von denen Papa vorgelesen hat.«
    »Wassergeister?«
    »Sie schreibt später, sie hätte versucht, ihren Bruder in der Badewanne zu ertränken. Die Mutter hat sie in letzter Sekunde davon abgehalten, aber es muss durch den Sauerstoffmangel zu Schädigungen in seinem Hirn gekommen sein.«
    »Und das war dann der Beginn seiner Heimkarriere?«
    »Ungerecht, nicht?«
    »Und warum wollte sie ihren Bruder töten? Steht das auch in diesem Tagebuch?«
    »Das kann man sich aus den Notizen zusammenreimen. Es ist die alte Geschichte. Der Vater verlässt die Familie, und einer bekommt dann die Schuld.«
    »Der kleine Bruder?«
    »Ja, er hätte alle so genervt, dass der geliebte Papa das Weite suchte. Mädchenfantasien halt. Weitz hat recht, zweifellos hatte Binkel ein Rachemotiv.«
    Mangolds Handy klingelte. Hensen informierte ihn über Sienhaupts Rechercheergebnisse.
    »Also wenn du schon ein Genie in deinem Team beschäftigst, solltest du dir wenigstens ansehen, was er herausgefunden hat.«
    »Es stand alles in dem Dossier, das er Weitz überreicht hat?«, fragte Mangold.
    »Es tauchen die Namen von Binkel und Nicolai auf. Die müssen mit dem Kunstprofessor zu tun haben. Möglich, dass sie sich dort kennengelernt haben.«
    »Und dann das Stück Filz in Niendorf … was ist, wenn das Zufall ist?«, sagte Mangold.
    »Hochwertiger Filz«, erwiderte Hensen. »Zumindest behaupten das deine Kieler Kollegen. Außerdem bist du der Polizist, du glaubst doch nicht an Zufälle.«
    »Deine Theorie ist also, der Täter hält sich für so eine Art Megakünstler und verwandelt sich

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