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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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tippte auf Beantworten und schrieb: »Die Wachhunde auf dem Bremer Wohnwagengelände … Wie haben Sie die abgelenkt?«
    Sie zögerte ein paar Sekunden, dann schob sie ihre Zweifel beiseite und sendete die Nachricht.
    Das Zitat, das der Absender benutzt hatte, stammte aus dem Angelus-Gebet, das in katholischen Kirchen und besonders in Klöstern jeden Morgen gebetet wurde.
    Der Eisenbahnwaggon rumpelte. Draußen zog sich das Wasser zurück, und nur noch vereinzelt standen Schafe auf dem morastigen Gelände. Dann war links und rechts nichts als Meerwasser zu sehen.
    Der Zug glitt über die Schienen des Hindenburgdamms. Ohne die Schleifgeräusche hätte man meinen können, er führe direkt durch die Nordsee.
    Die Wasseroberfläche war nur leicht gekräuselt. Sie erkannte Buhnen, kleine Anpflanzungen, mit deren Hilfe man Wellen brach und versuchte, der Nordsee Land abzuringen. Eine Minute später sah sie nur noch die Weite des Meeres.
    Durch den Gang holperte ein von einem Bahnangestellten geschobener Getränkewagen.
    Nach nur zwei Anrufen beim zuständigen Dekanat hatte Kaja erste Informationen zum Priester Hans Peter Schwan erhalten. Gut, sie hatte sich als Polizistin ausgegeben, denn dies hier war Polizeiarbeit. Dennoch hätte sie nicht erwartet, dass man sich in der Kirchenverwaltung so kooperativ zeigte.
    Offiziell war Schwan Ende der 1990er Jahre zu einem Studienaufenthalt an einer Bibliothek nach Florenz geschickt worden, beauftragt durch die Glaubenskongregation, die aus der römischen Inquisition hervorgegangen war. So etwas gab es immer noch, auch wenn man sich weniger um das Verfolgen von Ketzern als um die rechte Glaubensauslegung kümmerte.
    Schwan hatte zuvor ein Priesteramt in Norddeutschland innegehabt. Ausgerechnet auf der Insel Sylt, wo er eine kleine Gemeinde, ein Erholungsheim für Kinder und seelsorgerisch auch katholische Touristen betreute. »Missionspfarrei« hieß das im offiziellen Sprachgebrauch. Eine Fackel des rechten Glaubens mitten im protestantischen Norden.
    Nachdem Kaja in Westerland ausgestiegen war, ging sie hinaus auf den Vorplatz. Sie erschrak fast, als sie die leuchtend grünen Figuren sah, die aus einer Spielzeugwelt zu stammen schienen und sich hier, ins Monströse vergrößert, in den Wind stemmten. Eine schiefe und ebenfalls grüne Straßenlampe unterstrich den Eindruck, dass sich inmitten der »normalen« Welt ein neuer Kosmos mit anderen Größendimensionen geöffnet hatte.
    Direkt gegenüber entdeckte sie den Schriftzug des Westerländer Casinos. Ein Gebäude, in dem anscheinend auch die Kurverwaltung untergebracht war.
    Von Seeluft war in der Nachmittagshitze nichts zu spüren.
    Der Bahnhofsvorplatz war erstaunlich leer. Die Tagestouristen lagen sicher längst am Strand. Zwei Mädchen hopsten über die Platten und versuchten, mit ihren kleinen Füßchen nicht auf den Ritzen zu landen. Eine kreischte laut auf, dann sah sie zu einer Frau hinüber, die ihren Sohn über den Platz zog.
    Mit einer Mischung aus Neugierde und Ekel drehte er sich zu den Mädchen um. In der Hand hielt er eine Plastikschaufel, und seinem Gesichtsausdruck nach war er mächtig stolz darauf.
    Kaja hatte ihren Besuch nicht angekündigt, sondern war kurz entschlossen in den Zug gestiegen. Mangold hatte sie über die SMS-Mitteilung informiert, als sie am Hauptbahnhof auf den Regionalzug wartete.
    »Travenhorst hin oder her, das ist sowieso eine Spur, der wir nachgehen müssen«, hatte der Hauptkommissar gesagt und sich dann doch über ihre Eigenmächtigkeit beschwert.
    Ja, das war es. Eine heiße Spur.
    Nach allen Informationen von Hensen hatte der Täter am Tatort in Italien seinen persönlichen Hass offen gezeigt. Verwirrend war nur, dass er das Familienalbum nicht mitgenommen hatte. War er so überwältigt gewesen, den Mann wiederzusehen? Wenn das stimmte, dann war es tatsächlich gut möglich, dass er der Sohn des Priesters war. Der Familienname Schwan war in den Unterlagen bisher nicht aufgetaucht. Gut möglich, dass er sich jetzt anders nannte, sei es durch Heirat, durch Adoption oder einfach durch eine neue Identität.
    Sie sah auf den Westerländer Stadtplan, den sie sich am Computer ausgedruckt hatte, und schlenderte weiter die Friedrichstraße hinunter.
    In den meisten Geschäften wurden Luxusmarken verkauft, doch zwischendrin lockten die Billigtextilketten mit überladenen Kleiderständern besonders die jugendlichen Käufer.
    Vor dem Restaurant Gosch saßen Touristen auf Barhockern. Einige hatten

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