Blutengel: Thriller
etwas in der Haut?«
»Es ist ein Schmuck, und du bist gezeichnet, im besten Sinne, weil …«
»Gezeichnet, gebrandmarkt?«
»Kommt auch vor«, sagte Lena. »Manche haben Tattoos, die ihnen garantiert nicht freiwillig und meist wohl mit besoffenem Kopf verpasst wurden. Ein beliebtes Spiel im Knast.«
»Welche Motive kommen denn am häufigsten vor?«
»Schriftzüge mit der Heimatstadt, und Platz zwei sind weibliche Namen mit Fahnen, Ankern oder Herzen drum herum.«
»Und bei Frauen?«
»Kleine Rosen, und jetzt sind die Arschgeweihe im Kommen.«
»Die sind wieder aus der Mode«, warf Mangold ein.
»Bei uns nicht.«
Das Telefon klingelte.
»Weitz hier. Binkel und Nicolai sind verschwunden.«
Mangold erhob sich von seinem Stuhl und ging unter den neugierigen Blicken von Lena hinüber zum Fenster.
»Nicolai ist tot. Haben Sie Ihre Mails nicht gecheckt? Sie haben das Smartphone nicht zum Musikhören bekommen.«
»Nicolai ist tot? Mit einer Einritzung?«
»Nein, es passt nicht in das Muster. Keine Einritzungen, keine Inszenierungen, einfach am Kanonenrohr eines Panzers aufgehängt.«
»Am was?«
»Lesen Sie die Mail. Was ist mit Binkel?«
»Hat sich ein paar Sachen geschnappt und ist verschwunden. Könnte er seinen Kumpel umgebracht haben?«
»Keine Ahnung«, sagte Mangold. »Geben Sie die Fahndung raus.«
»Schon erledigt.«
»Sind Sie im Büro?«
»Auf dem Weg. Mal sehen, was mein Partner Sienhaupt angestellt hat.«
Während Mangold das Gespräch beendete, zwinkerte Lena ihm zu.
»Fortschritte?«
»Es verknotet sich immer mehr. Warum bringt jemand nach all den Jahren seine Schwester um? Und dazu noch ein paar andere Leute. Und was hat der tote Priester Schwan damit zu tun? Das ergibt alles keinen Sinn. Absolut nicht.«
»Vielleicht steckt eine Geheimloge dahinter? Oder eine Sekte?«
Mangold schüttelte den Kopf und begann das Geschirr vom Tisch zu räumen. Warum Kopien berühmter Künstler?
Gut, Nicolai und Binkel hatten mit diesem Beuys zu tun gehabt. Am Rande. Zumindest Nicolai war so durchgeknallt, dass er zum Malen seiner Bilder sogar sein eigenes Blut nutzte.
»Ich geh’ dann mal, Schatzi«, sagte Lena, doch so richtig nahm Mangold das erst wahr, als sie die Tür schon ins Schloss gezogen hatte.
Erneut klingelte das Telefon.
»Mangold, entschuldigen Sie, sind Sie überhaupt noch wach?«, fragte Kaja.
»Sicher, was gibt’s? Wieder Botschaften aus der Hölle?«
»Travenhorst? Nein, Hensen und Tannen haben in Florenz etwas herausgefunden, das ich Ihnen gleich mitteilen soll.«
»Eine Geheimsekte?«
»Wie?«
»Schon gut«, sagte Mangold. »Was ist es denn?«
»Dieser deutsche Priester, der in Florenz tot aufgefunden wurde, hatte einen Sohn, den er wohl verschwiegen hat. Zölibat, Verleugnung und all das. Jedenfalls gab es Spuren, die auf die Anwesenheit dieses Sohnes am Tatort hindeuten könnten.«
»Noch eine Spur?«, stöhnte Mangold.
»Den Tatort haben sie noch keinem Bild zuordnen können. Ich hab’ Sienhaupt eine Zeichnung von Hensen schon auf den Schreibtisch gelegt.«
Nachdem sie das Gespräch beendet hatten, stellte Mangold die Spülmaschine an und setzte sich in seinen Sessel. Welchen Fehler hatten sie begangen? Die Ermittlungen zerfaserten sich.
Sobald Tannen wieder aus Florenz zurück war, sollte er sich um die Pflegedienst-Spur kümmern. Und Sienhaupt musste eindeutigere Vorgaben bekommen. Es musste doch mithilfe des Computers das Bindeglied zwischen den Opfern zu finden sein.
Irgendwo in den Billionen von Webseiten, und wenn nicht dort, dann in einem der Computer, der mit dem Netz verbunden war.
Und was war mit dem Sohn des Priesters Hans Peter Schwan? Und dann der Filz. Das bevorzugte Material von Joseph Beuys. Filz hatte dem das Leben gerettet, denn in Filz gewickelt hatte man den an der Ostfront schwer verwundeten Soldaten Beuys hinter den Kampflinien in Sicherheit gebracht.
»Das erste Opfer erzählt die ganze Geschichte«, sagte er laut. Tannen musste unbedingt alles über die Frau herausbekommen. Lückenlos. Warum versteckte sie ihre Unterlagen in der Badewannenumrandung? Warum gab es in ihren Computern so wenige Informationen? Schließlich hatte sie Opfer von Pflegeeinrichtungen betreut.
Mangold putzte sich gerade die Zähne, als erneut sein Handy klingelte.
»Es tut mir leid, aber …«
»Lassen Sie mich raten, Kaja. Sie haben eine Nachricht aus der Geisterwelt bekommen.«
»Das kann man wohl sagen«, sagte sie.
»Was ist es?«, fragte er und
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