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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Künstlergruppe, die dies zu verantworten hatte, war nicht weniger beknackt als Jens Binkel.
    Zwei Jahre hatte der angeblich mit diesen Leuten zusammengearbeitet und sogar zwei Ausstellungen mit ihnen bestritten. Der Typ fühlte sich wohl mit diesen Leuten. Kein Wunder.
    Weitz öffnete die Tür und befand sich in einem etwa 80 Quadratmeter großen Raum.
    Vor ihm standen wieder seltsame Wesen, diesmal zusammengeschweißt aus Schrottteilen. An den Wänden großformatige Bilder. Grellbunte Farben. Auch hier Mischwesen, die aus einem Dschungel krochen und ihn mit aufgerissenen Mündern anstarrten.
    An einer Seitenwand stand eine ausladende Werkbank, an der acht Mitglieder des Vereins saßen. Ein Mann mit gestrickter Pudelmütze auf dem Kopf drehte sich um und lächelte ihn an.
    »Wo ist denn euer Oberkünstler?«, fragte Weitz.
    »Wie bitte?«
    Der Mann verstand nicht und sah ihn fragend an.
    »Der Betreuer! Wer führt die Aufsicht?«
    »Wenn Sie den Mieter des Ateliers meinen, der bin ich.«
    »Ist mir auch recht.«
    »Joseph van Hall«, sagte der Mann und streckte Weitz die Hand entgegen.
    »Lass mal, ich wollte dich nicht zum Bier einladen.«
    Joseph van Hall zog seinen Arm zurück.
    »Polizei?«, fragte er.
    »Dafür hast du einen Riecher, was? Wer kauft dieses Zeug?« Weitz deutete auf die Bilder an der Wand.
    »Es gibt Sammler, und auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können, es gibt ganz normale Leute …«
    »Du glaubst gar nicht, was ich mir alles vorstellen kann. Ich suche diesen Arschloch-Maler.«
    »Bitte?«
    »Binkel, ich suche Jens Binkel.«
    »Der ist kein aktives Mitglied unserer Gruppe. Er war bei einigen Sammelausstellungen dabei.«
    »Eine Ahnung, wo er sich rumtreibt?«
    Der Mann mit der Strickmütze wandte sich wieder dem Bogen Packpapier zu, der auf der Werkbank lag.
    »Wir sind hier keine Wohngemeinschaft«, sagte er. »Vielleicht sollten Sie mal beim Einwohnermeldeamt anrufen.«
    »Keine schlechte Idee. Sie heißen Hall?«
    Der Mann griff in seine hintere Hosentasche. Weitz machte einen Sprung auf ihn zu und drehte ihm den Arm auf den Rücken.
    »Was soll das?«
    »Respekt, mein Freund, es geht um Respekt«, sagte Weitz.
    »Ich wollte meinen Ausweis …«
    »Woher soll ich wissen, dass du Keks nicht eine Waffe herauszauberst? Ich bin nicht lebensmüde.«
    »Eine Waffe?«
    »Spiel nicht den Volltrottel. Leider hab’ ich keine Zeit, mich verarschen zu lassen. Es geht um eine Mordermittlung. Und du willst sicher nicht den Kollateralschaden abgeben.«
    Weitz griff in die Hosentasche des Malers und zog einen abgegriffenen Pass heraus.
    »Holländer? Na schön, Mijnheer van Hall. Es könnte sein, dass mich die große Lust überkommt, mal ein Sondereinsatzkommando durch deine Bude zu schicken. Die Drogenfahndung ist ganz heiß auf Indoor-Pflanzungen. Vielleicht fällt mir auch auf, dass es hier keine vernünftigen Feuerlöscher gibt.«
    Weitz ließ den Arm los.
    »Heute, mein Freund, heute möchte ich mich nicht mehr verarschen lassen.«
    Der Mann drehte sich vorsichtig zu Weitz um und nickte.
    »Wo also ist Binkel?«
    »Ich hab’ keine Ahnung, hier war er jedenfalls schon seit einem Jahr nicht mehr. Er hat nicht mal sein Bild abgeholt, das in der letzten Ausstellung mit dabei war.«
    »Wo ist das Bild?«
    Joseph van Hall erhob demonstrativ die Hände und ging in den hinteren Teil der Etage. Hier war eine kleine Küche eingebaut, von der eine weitere Tür in eine Art Abstellkammer führte.
    Weitz folgte van Hall und sah sich verwundert um. Den größten Teil des Raums bevölkerten Schaufensterpuppen mit umgestalteten Gesichtern. Erschrocken, grinsend, geschmolzen, geschminkt und mit gebleckten Zähnen starrten sie Weitz an. Weitz spürte, dass von ihnen etwas Forderndes ausging.
    Er sah sich einige Figuren von allen Seiten an. Gerade die groben Gesichtszüge, in denen immer wieder einzelne Details ausgearbeitet worden waren, kamen ihm irgendwie vertraut vor, dennoch verwirrten sie ihn.
    »Nicht schlecht«, sagte er.
    Van Hall blickt nur kurz hoch, durchsuchte dann ein Regal, auf dessen Ablagen Ölbilder in sehr rustikalen Rahmen lagen.
    »Hier ist es«, sagte er und hielt es in seine Richtung.
    »Rote Farbflecken und braune … ist das eines von Binkels Arschlochbildern?«, meinte Weitz.
    »Keine Ahnung«, sagte van Hall. »Er hat es ›Engel 34‹ genannt.«
    »Das passt«, sagte Weitz. »Der Racheengel.«

Warten. Eine halbe Stunde noch. Dann rasch die Tablette nehmen, und sie würde wieder vor

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