Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
Vom Netzwerk:
die drei Männer an sich vorbei.
    Er selbst blieb stehen und drehte sich noch einmal in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Adolphe hatte recht. Irgendetwas war da.
     
    Aber er spürte es mehr, als dass er es sah.
    Nach dem kurzen Stopp hatte der stille Malike die Führung übernommen und Omari bildete die Nachhut. Sein breiter Rücken schirmte Joseph, der drei Meter vor ihm ging, völlig ab.
    Immer wieder drehte er sich um.
    Omaris Gefühl sagte ihm, dass sie besser umkehren sollten. Die Gorillas würden sie heute vermutlich nicht mehr aufspüren.
    »Stehen bleiben!«, befahl er seinen Männern kurz entschlossen.
    Die kleine Kolonne kam augenblicklich zum Stillstand. Drei Augenpaare hefteten sich fragend auf den Chef-Ranger.
    »Wir gehen zurück zum Camp! Das macht heute keinen …«
    Malike knickten erst die Beine weg, dann kippte er langsam vorneüber.
    Ein dunkler Fleck erschien auf seiner grünen Tarnuniform und wurde schnell größer.
    »Runter!«, brüllte Omari.
    Schon zerfetzte die erste Maschinengewehr-Salve die herabhängenden Äste.
    Die nächste ging tiefer und häckselte die Farne zu Brei.
    Mehr und mehr Maschinengewehre fielen in das tödliche Stakkato ein.
    Die Hölle war ausgebrochen.
    Für Sekunden lagen die Männer wie erstarrt im Schlamm.
    Sie spürten die Nässe nicht und ihr Keuchen ging in der grellen Kakofonie des Angriffs unter.
    Omaris Verstand setzte als erster wieder ein.
    Er riss seine Kalaschnikow nach oben und schoss in die Richtung, in der er den Feind vermutete.
    Joseph brauchte dafür nur eine Zehntelsekunde länger.
    Adolphe rührte sich nicht.
    Sein Jungengesicht war zu einer Grimasse erstarrt.
    Malike lag neben ihm.
    Ganz still.
    Omari dachte fieberhaft nach.
    Sie mussten aus der Schusslinie, sonst würde keiner von ihnen diesen Tag überleben.
    Aber wohin?
    Er blickte sich um. Weiter hinten entdeckte er eine Baumgruppe. Besser als nichts. Die Stämme würden ihnen wenigstens notdürftig Deckung geben.
    Er gab seinen Männern das Zeichen.
    Joseph nickte und begann langsam, sich auf seinen Ellenbogen nach hinten zu schieben.
    Adolphe lag im Schlamm – zu Stein erstarrt.
    Omari krallte sich in seine knochige Schulter und schüttelte ihn unsanft.
    Als ihm eine Kugel die Kappe vom Kopf fetzte, duckte er sich noch tiefer und brüllte aus Leibeskräften.
    »Adolphe, beweg deinen Arsch! Los!«
    In Zeitlupentempo drehte der junge Ranger seinen Kopf und blickte ihn aus leeren Augen an.
    Eine Adrenalinwelle schoss durch Omaris Körper.
    Shit, der Junge hatte einen Schock!
    Hatte es ihn erwischt?
    Omari suchte hektisch nach Blut an der Uniform.
    Aber da war nichts.
    »Willst du uns umbringen oder was? Beweg dich!«
    Er zerrte grob an der Uniformjacke des Jungen.
    Endlich spannte sich der schmale Körper und mit einer unbeholfenen, schlängelnden Bewegung schob er sich langsam nach hinten. Joseph, der die schützenden Bäume bereits erreicht hatte, gab ihnen Deckung.

[home]
    4. KAPITEL
    Gorilla Talk 19
    Wir trauern um Malike
    Mein Herz ist schwer, ich bin unendlich traurig. Malike ist tot!
    Unser kongolesischer Ranger wurde vor drei Tagen bei einem Überfall brutal aus dem Leben gerissen. Er war gemeinsam mit seinen Kollegen auf Gorilla-Patrouille in der Nähe der Coltan-Minen, als ihn ein Schuss in den Rücken traf. Er war sofort tot. Es kam zu einem heftigen Schusswechsel zwischen den Rebellen und unseren Wildhütern.
    Mit viel Glück konnte das restliche Team dem Hinterhalt schließlich entkommen. Mir wird einmal mehr schmerzhaft klar, dass unsere Männer täglich ihr Leben riskieren müssen, um die Gorillas zu schützen!
    Unser Chef-Ranger Omari Malamba vermutet, dass es sich bei den Tätern um Rebellen aus der Gruppe um »The Crocodile« gehandelt hat. »Der Überfall«, so sein Kommentar, »trägt eindeutig die Handschrift des brutalen Kommandanten.«
    Erst die drei Gorillas und jetzt Malike! Mir fehlen die Worte, um auszudrücken, was ich fühle. Warum musste Malike sterben? Warum? …
    W arum? Warum? Warum? Lea tippte das Wort wieder und wieder in ihren Computer. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie spürte, wie sich ihre Wimperntusche langsam über das ganze Gesicht verteilte. Das Taschentuch in ihrer Hand war ein warmer, feuchter Klumpen. Sie glaubte, Malike persönlich zu kennen, so oft hatte Femi von ihm erzählt. Er war ihr beinahe so vertraut wie die Kollegen im Berliner Büro. Und jetzt war er tot.
    Ihr Gorilla-Projekt hatte sich in einen Albtraum verwandelt. Sie

Weitere Kostenlose Bücher