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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Kleine Rinnsale flossen über die Zeltplanen und vereinten sich am Boden zu einem Netzwerk aus Wasseradern. Omari und seine Männer saßen in ihrem Camp und warteten. Sie hatten Glück im Unglück gehabt: Der Regen hatte begonnen, kurz nachdem sie die Zelte aufgestellt und alle Planen gespannt hatten. So waren sie wenigstens etwas geschützt vor den Wassermassen, die der Himmel seit einer halben Stunde ausspuckte. Joseph stierte auf die braune Erde zu seinen Füßen, die sich langsam zu Brei verflüssigte.
    »Ich hasse diese Behelfscamps! Irgendwann werden wir in dieser Brühe ersaufen!«
    Omari rieb sich seinen Stiernacken mit einem schmutzigen Taschentuch trocken.
    »Du weißt ganz genau, dass es sicherer für uns ist, regelmäßig umzuziehen. Also halt die Klappe!«
    »Langsam kotzt mich der Dschungel richtig an. Ich kann’s kaum erwarten, nächste Woche endlich wieder einmal für ein paar Tage nach Bukavu zu kommen.«
    Omari stand auf. Er war Josephs Nörgelei leid. Der Schlamm unter seinen Stiefeln schmatzte, als er zum Kochzelt hinüberging.
    »Adolphe, mach uns noch einen Happen zu essen. Wir brechen zur Patrouille auf, sobald der Regen nachlässt.«
    Er konnte dem Gesicht des jungen Mannes ablesen, dass ihn die Idee nicht begeisterte.
    »Es reicht, wenn du uns etwas Fufu machst.«
    Nicht nur die ewig feuchten Klamotten und nassen Schuhe waren ein Problem um diese Jahreszeit. Auch die Monotonie beim Essen trug wenig dazu bei, die Stimmung zu heben. Fufu – Klößchen aus Maniokbrei und Kochbananen in scharfer Sauce – war das Schnellgericht der Truppe. Es stand oft auf dem Speisezettel. Omari hoffte, dass die Regengüsse in den nächsten Tagen endlich nachließen und die Straßen nach Bukavu wieder passierbar wurden. Die letzten Wochen waren hart gewesen und sie hatten sich ein paar Tage in der Stadt verdient. Außerdem mussten sie bald bei ihrem Basislager nach dem Rechten sehen. Das fensterlose Steinhäuschen befand sich in der Nachbarschaft eines kleinen Dorfes direkt am Parkrand. Zwar gab es dort nichts außer ein paar Dosen, ausgeleierten Matratzen, einem selbstgezimmerten Tisch und Stühlen. Zudem sicherten schwere Vorhängeschlösser die massive Tür. Aber man wusste nie. Ein Himmelreich für ein Flugzeug!, dachte Omari.
    »Willst du wirklich noch raus?«, fragte Adolphe.
    »Wir müssen Kimbangus Gruppe suchen. Ich will wissen, was seit seinem Tod passiert ist«, antwortete Omari ihm.
    Eine Stunde später ging der starke Regen in leises Nieseln über. Lustlos packten die Männer ihre Rucksäcke und schulterten die Waffen. Es regnete zwar nicht mehr, aber die Bäume und Sträucher trieften vor Wasser und würden sie bis auf die Knochen durchweichen. Missmutig verließen die vier Männer das provisorische Camp. Omari bildete die Spitze der Patrouille, Joseph das Schlusslicht. Sie hatten ihre Kappen tief ins Gesicht gezogen und kämpften sich mühsam vorwärts.
    Selbst die Profilsohlen ihrer Stiefel konnten nicht verhindern, dass sie an Abhängen oft gefährlich ins Rutschen kamen. Noch im Camp hatten sie beschlossen, Kimbangus Gruppe in der Gegend um die Coltan-Mine zu suchen. Als der Silberrücken noch am Leben war, hatten sich die Tiere dort regelmäßig zum Fressen aufgehalten. Die Ranger schätzten, dass sie das immer noch taten – zumindest bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Omari hatte ausnahmsweise einmal wenig Bedenken, sich in das unmittelbare Einzugsgebiet der Rebellen zu begeben. Sie würden bei diesem Wetter in ihren Hütten sitzen, kiffen oder sich mit billigem Fusel ins Koma saufen.
    Nach dem starken Wolkenbruch war Spurenlesen schwierig und anstrengend. Deshalb verlangsamte Omari in der Nähe des Zielgebietes das Marschtempo, um keinen noch so kleinen Hinweis auf die Gorillas zu übersehen. Er heftete seine Augen auf den Boden und suchte mit einer pendelnden Kopfbewegung systematisch Zentimeter für Zentimeter ab. Gelegentlich huschte sein Blick nach oben, um geknickte Zweige oder sogar ein Schlafnest zu erspähen. Aber weit und breit keine Spur von den Tieren.
    »Was war das?«, krächzte Adolphe.
    Die Männer lauschten und fingen an zu lachen.
    »Na, Adolphe, Angst vor dem bösen Waldschwein?«, feixte Joseph.
    »Du Idiot, da war wirklich ein Geräusch!«, fauchte Adolphe zurück.
    »Na klar!«
    Doch dann hob Omari abrupt seine Hand.
    Joseph verstummte augenblicklich.
    Der Chef-Ranger legte den Kopf schief und lauschte in den tropfenden Wald hinein.
    »Weiter!«
    Omari winkte

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