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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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und funkelte Lea an.
    »Also, was willst du?«
    Lea wusste, dass sie gewonnen hatte.
    »Ich will mir selbst vor Ort ein Bild machen. Ich werde versuchen, bei Movia die Reisekosten aufzutreiben. Außerdem will ich sehen, ob uns Interpol nicht doch unterstützen kann. Ich passe auf. Du kennst mich …«
    »Du hast wirklich den optimalen Zeitpunkt für deine erste Kongo-Reise gewählt.«
    Lea grinste.
    »Ich wusste, dass du mich verstehen würdest.«
    »Ich kann dich ja doch nicht davon abhalten.«
    Zufrieden lächelnd nippte Lea an ihrem Espresso. Ihre Hände zitterten.
    Zehn Minuten später bezahlten sie und der Kellner brachte ihre Jacken. Dagmars üppige Kurven hatten es dem ergrauten Gigolo angetan. Er umtänzelte sie wie ein Täuberich und gurrte ihr ein verführerisches »Bellissima« ins Ohr. Wie eine Königin schlüpfte Dagmar in das dargebotene Kleidungsstück und verließ das Lokal, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Zurück im Büro, durchforstete Lea die WPS-Datenbank nach Ian McAllisters Telefonnummer. Sie wollte den Anruf hinter sich bringen, bevor ihr Adrenalinspiegel wieder auf ein normales Maß abgesunken war und sie den Mut verlor. Sie wählte die Nummer und wartete auf das typische englische Klingeln, das immer Erinnerungen an ihre Großeltern wachrief. Wie oft hatte sie als Kind ungeduldig diesem schnarrenden Ton gelauscht, bevor ihre Nana den Hörer endlich abhob.
    »McAllister.«
    »Ian, hallo. Hier ist Lea Winter.«
    »Lea! Das ist aber eine schöne Überraschung.«
    »Leider ist der Grund meines Anrufs nicht schön.«
    Mit wenigen Worten setzte sie McAllister über die Ereignisse der letzten Tage in Kenntnis. Er hörte ihr zu, ohne zu unterbrechen. Erst als sie ihn in ihren Plan, in den Kongo zu reisen, einweihte, meldete er sich zu Wort.
    »Unter gar keinen Umständen! Hast du annähernd eine Vorstellung, wie gefährlich das ist?«
    Lea stöhnte auf. Warum dachten eigentlich alle, dass sie naiv wäre?
    »Ist mir schon klar, dass es keine Pauschalreise mit Fünf-Sterne-Palast wird.«
    »Lea, ich bitte dich. Überlege dir das gut!«
    »Ich dachte eigentlich, dass du mir helfen kannst, in dieser Sache etwas zu unternehmen.«
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt. Interpol kann in einem Land vor Ort selbst nichts ausrichten. Wir arbeiten immer mit den lokalen Behörden zusammen.«
    »Na, das ist doch schon was.«
    »Du willst also wirklich gehen?«
    »Ja! Und mir ist egal, ob du mir hilfst oder nicht!«
    »Wie kann man nur so starrköpfig sein? Also gut, gib mir etwas Zeit.«
    »Danke. Ich werde vermutlich in einer Woche fliegen.«
    Sie legte auf. Wenn sie ihr – zugegebenermaßen gelegentlich schwach ausgeprägtes – Gespür für Zwischenmenschliches nicht ganz im Stich ließ, dann schwang in McAllisters Stimme Sorge mit. Ein kleines Lächeln huschte über Leas Gesicht.
     
    McAllister starrte auf das Telefon. Verdammt! Warum musste sie ausgerechnet jetzt die Heldin spielen? Er ging zu seinem Bürofenster und beobachtete eine Weile die Menschen auf der Straße, die mit ihren Regenschirmen wie bunte Pilze aussahen. Londoner Schmuddelwetter. Schlechtes Timing. Er war noch nicht so weit. Aber es half alles nichts, Lea hatte Fakten geschaffen und er musste reagieren. Er nahm das Sakko von seiner Stuhllehne und machte sich auf den Weg in den zweiten Stock. Waterman, sein Chef, war ein umgänglicher Mensch. Überstürzte Planänderungen waren zwar nicht sein Ding, aber McAllister war sich sicher, ihn von der Notwendigkeit einer baldigen Kongoreise überzeugen zu können. Zudem war sein Besuch beim Interpol-Regionalbüro in Abidjan ohnehin längst fällig. Die Entwicklung eines Oasis-Programms für Umweltkriminalität – Operational Assistance, Service and Infrastructure Support – musste besprochen und vorangetrieben werden. Die Oasis-Idee war nicht ganz neu. Seit ein paar Jahren lief so ein Programm bereits äußerst erfolgreich in einigen Staaten Afrikas. Interpol bildete dabei Polizeikräfte vor Ort aus, schulte sie in speziellen Bereichen der Kriminalistik und versorgte sie mit den notwendigen Methoden und Mitteln, damit sie transnationale Verbrechen besser bekämpfen konnten. Waterman hatte es sich vor ein paar Monaten zur Aufgabe gemacht, dieses Erfolgsmodell auch für den Bereich Umweltverbrechen zu adaptieren. Und es war an ihm, diese Idee in die Tat umzusetzen. McAllister war dankbar, dass er bei diesem Vorhaben die volle Unterstützung seiner Interpol-Kollegen in den afrikanischen

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