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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Flugzeugen oder Helikoptern lassen sich immer finden, die das Zeug dann in eine größere Stadt fliegen.«
    »Bukavu?«
    »Wahrscheinlich. Wäre naheliegend. Dort verkaufen sie es oder schmuggeln es über die Grenze nach Ruanda.«
    McAllister lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Decke. Er beobachtete eine fette Fliege, die träge über eine der Neonröhren krabbelte.
    »Wer kauft das Coltan in Bukavu auf?«
    Sikibi setzte seine Brille wieder auf und blätterte in dem Dossier. Als er die Seite gefunden hatte, schob er das Heft über den Tisch. McAllister vertiefte sich in die grau unterlegte Tabelle – es war eine Liste mit Aufkaufbüros in Bukavu, den sogenannten Comptoirs. Nach einigen Minuten blickte er enttäuscht hoch. Er hatte gehofft, Aufschluss darüber zu erhalten, wer hinter diesen Comptoirs steckte. Fehlanzeige. Nur bei einem Bruchteil war etwas darüber in der Tabelle zu finden. Christopher Sikibi fing seinen Blick auf.
    »Die Besitzverhältnisse sind zum Teil kompliziert und nur schwer zu entwirren«, erklärte er.
    »Ist das Militär involviert?«
    »Im Kongo ist immer irgendein hochgestellter Militär involviert. Die wollen schließlich alle eine schöne Villa mit Blick auf den Kivu-See.«
    McAllister starrte auf die Satellitenbilder, als ob er ihnen ein gut gehütetes Geheimnis entreißen wollte. Er war sich sicher, dass dieser Crocodile kein gewöhnlicher Warlord war. Er war brutal, aber auch extrem schlau und vielleicht der Schlüssel zu seinen Ermittlungen. Über eine Stunde löcherte Ian seinen Kollegen, wie ein trockener Schwamm sog er gierig alle Informationen auf. Sikibi stand geduldig Rede und Antwort. Ob über die Ausbeutung der Schürfer oder die negativen Auswirkungen der Camps auf Regenwald und Tierwelt – er gab alles an ihn weiter, was er wusste. Während seiner detaillierten Ausführungen saß McAllister ihm regungslos gegenüber. Gelegentlich machte er sich eine kurze Notiz.
    »Zu einigen der Punkte findest du auch Informationen im Dossier«, schloss Sikibi seinen Vortrag ab.
    »Danke, Chris, das hilft mir sehr weiter.«
    Der Büroleiter nahm seine Brille ab und rieb sich die müden Augen. McAllister lehnte sich nach vorne und senkte die Stimme.
    »Hat dein Kontaktmann in Goma sonst noch etwas für mich?« Sikibi blickte seinen Kollegen mit sorgenvoller Miene an.
    »Komm schon, spann mich nicht so auf die Folter!«
    »Alles geklärt. Er hat eine Gyurza für dich organisiert.«
    »Eine Glock wäre mir lieber gewesen.«
    »Wir sind hier nicht im Supermarkt! Im Kongo sind russische Waffen deutlich einfacher zu besorgen.«
    »Schon gut! Will mich gar nicht beschweren.«
    »Mit diesen Jungs ist nicht zu spaßen, Ian. Crocodile ist ein skrupelloses Schwein, der schert sich einen Dreck um dein Interpol-Abzeichen.«

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    7. KAPITEL
    Gorilla Talk 22
    Haben Sie eine Fotogenehmigung?
    … ohne Pass, mit meinem rudimentärem Französisch. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Femi nicht aufgetaucht wäre. Im besten Fall wäre ich um fünfhundert Dollar ärmer gewesen. Den schlimmsten Fall will ich mir lieber nicht ausmalen. Femi hat mir von Banden erzählt, die gezielt weiße Touristen ausspähen und sie mit solchen Manövern um ihr Geld erleichtern. Polizisten, die keine sind. Und echte Polizisten, die bei so etwas einfach wegschauen. Weil sie kräftig mitverdienen. Eines weiß ich: Das nächste Mal gebe ich meinen Pass nicht mehr so einfach aus der Hand. Aber, was soll’s, ist ja noch einmal gut gegangen. Ich werde mir davon garantiert nicht die Laune verderben lassen. Morgen früh geht’s mit unseren Rangern in den Dschungel zu den Gorillas. Endlich! Der Rucksack ist gepackt, der Kameraakku geladen. Ich bringe Euch ein paar schöne Fotos mit. Versprochen! …
    L eas Kopf schlug heftig gegen das Dach des Landrovers.
    »Aua!«
    »Entschuldigung! Da war ein großes Loch in der Straße.«
    Omari drehte sich um und blickte sie entschuldigend an. Lea hätte am liebsten laut losgelacht, so wenig passte dieser schuldbewusste Gesichtsausdruck zu dem bulligen Chef-Ranger am Steuer. Aber noch bevor sie etwas erwidern konnte, schlug Femi ihm mit der Hand auf die Schulter.
    »Omari, schau nach vorne und konzentriere dich aufs Fahren!«
    Sie hatten Bukavu Richtung Goma verlassen, um in einem nahegelegenen Bereich des Kahuzi-Biega-Nationalparks auf Gorilla-Safari zu gehen. Lea wusste, dass Femi und seine Männer ihr damit einen Gefallen taten. Seit sie ihr Forschungsgebiet

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