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Bluterde

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Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Lieblingsgorilla gesehen. Mit Kivu, ihrem Sohn.
    Lea schwor sich, den Kampf um die Zukunft dieser wunderbaren Tiere nie aufzugeben.
     
    Zurück im Hotel, fiel Lea erschöpft auf das Bett. Ihr blieb etwas mehr als eine Stunde, bevor Femi sie wieder abholte. Er hatte auf der Rückfahrt spontan den Vorschlag gemacht, sich mit den Rangern abends auf ein Bier zu treffen. Ausgerechnet er, der bärbeißige Primatologe. Lea hatte das Gefühl, dass ihn der Ausflug in den Dschungel verändert hatte. Er war plötzlich freundlicher, offener. Die Gorillas schienen eine entspannende Wirkung auf ihn zu haben.
    Nach dem anstrengenden Tag wäre sie lieber zeitig schlafen gegangen. Andererseits war es eine gute Gelegenheit, die Beziehung zum Team zu festigen. Sie hievte sich aus dem Bett, nahm eine ausgiebige Dusche, schlüpfte in Jeans und T-Shirt und setzte sich an ihren Laptop. Ihr elektronisches Postfach sah exakt so aus, wie sie es befürchtet hatte: Übervoll. Schnell sichtete sie die neuen Eingänge. Einladungen zu Konferenzen, ein Statusbericht zum Schneeleoparden-Projekt in Kirgistan, Mails von besorgten Freunden und natürlich von Dagmar, Bodo und Messner. Darum wollte sie sich später kümmern. Zuerst musste sie ihre Neugierde stillen. Sie öffnete die Nachricht von Ian McAllister.
    Hallo Lea,
    hoffe, es geht Dir gut! Was macht der Kongo?
    Kurz zu Deiner Anfrage: Über »Aletheia« konnte ich nichts herausfinden. Aber dafür über Avomex. Ist eine registrierte Firma in Kigali/Ruanda, die Rohstoffe wie Metalle, Erze etc. exportiert. Vornehmlich nach Europa, auch Deutschland. Hoffe, das hilft Dir weiter. Kann in den nächsten Tagen eventuell noch mehr Informationen besorgen.
    Bin in Abidjan und plane, auf meinem Rückweg nach London einen Stopp in Goma zu machen. Lande am 25.5. und bleibe 3 Tage. Hätten Du und Deine Kollegen am 26.5. Zeit für ein Meeting zum Thema Rebellen/Coltan? Gerne in Eurem Büro in Bukavu. Gib kurz Bescheid.
    Ian
    PS: Abendessen?
    Lea sprang auf, lief hektisch durch ihr Zimmer, setzte sich wieder hin und las die Nachricht noch einmal. Und noch einmal. Er würde kommen. Sie hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch, rechnete nach. Die Mail war vom Vortag, er würde also übermorgen ankommen und tags darauf in Bukavu sein. Abendessen. Mit dem Team? Oder nur sie beide? Ungefragt spulte ihr Gehirn einen Film ab. Sie und McAllister im Restaurant. Sie trinken Wein, lachen, flirten. Schnitt. Ihr Bett im La Roche. Zerwühlte Laken. Ihre Hand in McAllisters Haaren verkrallt. Sein Atem dicht an ihrem Ohr. Lea schüttelte sich. Mit einem Schlag war sie hellwach. Sie setzte sich aufrecht hin und zwang sich, ihre Gedanken wieder auf den Job zu fokussieren. Sie musste heute Abend unbedingt mit Femi über die gute Nachricht sprechen. Dank McAllister würden die Karten neu gemischt. Das Treffen mit dem Polizeichef und Vitale Matete von der Parkaufsichtsbehörde morgen musste verschoben werden. Mit Interpol an ihrer Seite konnten sie ganz anders in dieses Gespräch gehen. Vielleicht gelang es ihr sogar, Ian zu überreden, mitzukommen. Das Zimmertelefon klingelte.
    »Hallo?«
    »Madame Winter, Herr Oranghi wartet in der Lobby auf Sie.«
     
    »Sagen Sie ihm bitte, ich bin in zwei Minuten unten.«
    »Gerne.«
    Vor dem Spiegel an der Schranktür ordnete sie schnell mit den Fingern ihre kurzen Haare und legte etwas Lippenstift auf. Für mehr war keine Zeit. Sie griff nach ihrer Tasche und stürmte aus dem Zimmer.
    »Da bist du ja!«
    »Sorry, ich habe die Zeit vergessen!«
»Kleines Nickerchen gemacht?«
    »EMails gelesen.«
    Es fiel Lea schwer, nicht sofort mit den Neuigkeiten herauszuplatzen. Erst wollte sie Femis Stimmung ausloten. Nach diesem großartigen Tag im Regenwald stand ihr nicht der Sinn nach einem verbalen Schlagabtausch. Vielleicht nach dem ersten Bier, wenn die Stimmung entspannt war.
    Gedankenversunken saß sie neben Femi im Auto. Avomex. Natürlich. Sie hatte das Gebäude in Kigali am Flughafen gesehen. Warum war sie nicht von selbst darauf gekommen?
    »So still?«
    »Sorry, bin nur etwas müde.«
    »War ein anstrengender Tag heute.«
    »Ich habe kein einziges Foto von den Gorillas gemacht.«
    »Du hast alle Bilder in deinem Kopf abgespeichert.«
    »Ich brauche Fotos für den Blog. Und für mich als Erinnerung später. Können wir Sibari und seine Gruppe in den nächsten Tagen noch einmal besuchen?«
    »Mal sehen. Zuerst müssen wir das Programm abarbeiten, das du selbst aufgestellt hast. Der

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