Bluterde
hinter die beiden gestellt und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
»Pierre, gönn Lea mal eine Pause.«
»Ich muss sowieso los. Bin noch im Le Saint Laic verabredet.«
Er stand auf und gab Lea die Hand.
»Es hat mich wirklich sehr gefreut. Vielleicht können wir bei Gelegenheit unser Gespräch fortsetzen.«
Er winkte zum Abschied in die Runde, drehte sich um und kämpfte sich an den voll besetzten Tischen vorbei. »Kluger Kopf. Redet nur etwas viel.«
Femi hatte sich gerade auf den Stuhl neben Lea gesetzt, als es mit einem Schlag finster auf der Terrasse und in den umliegenden Straßen wurde. Ein Raunen ging durch die Menge. Lea griff instinktiv nach Femis Arm.
»Keine Sorge. Ist nur ein Stromausfall.«
Er legte seine Hand leicht auf ihre und gab sie erst wieder frei, als das Brummen der Generatoren zu hören war. Ein Geruch nach Diesel lag in der Luft. Die bunten Glühbirnen begannen wieder, zögerlich zu flackern.
»Passiert ständig. Ich hol uns noch ein Bier, das beruhigt die Nerven.«
Noch bevor Lea etwas dagegen einwenden konnte, war er aufgesprungen. Auf der anderen Seite des Tisches waren Omari, Joseph und Adolphe in eine intensive Diskussion vertieft. Lea verfluchte nachträglich ihre Faulheit in der Schule. Hätte sie damals nur Französisch nicht abgewählt. Fünf Flaschen Primus landeten klirrend auf dem Tisch. Femi schwang sich wieder in den Plastikstuhl neben Lea, griff nach zwei Flaschen und hielt ihr eine vor die Nase.
»Sind sauber, ich habe sie selbst geöffnet«, sagte er und grinste sie an.
Inzwischen war die Stimmung am Tisch gelöst. Eine bessere Gelegenheit werde ich in den nächsten Tagen vermutlich nicht mehr bekommen, dachte Lea und legte sich eine Strategie zurecht, wie sie Femi McAllisters Ankunft samt neuer Agenda verkaufen würde. Er hatte ihr in den letzten Tagen deutlich gemacht, dass er von der Einmischung durch Interpol nichts hielt. »Zahnloser Papiertiger« war noch die freundlichste Bezeichnung, die er für die internationale Polizeiorganisation übrig hatte.
»Ich habe dir doch von Ian McAllister erzählt?«
Femi nickte und verdrehte die Augen.
»Mehr als ein Mal.«
»Ich weiß, du hältst nicht viel von Interpol, aber du würdest Ian bestimmt auch mögen.«
»Mögen? Wieso muss ich ihn mögen? Magst du ihn denn?«
Femis Stimme hatte einen seltsamen Unterton angenommen.
»Ich vertraue ihm.«
»Wie gut kennst du ihn?«
»Was soll die Frage, Femi?«
»Ich frage mich einfach, was du mir zu verstehen geben willst.«
»Gar nichts!«
Lea war stinksauer. So viel zu ihrer Strategie. Femi war ein Vulkan. Man wusste nie, wann er explodieren würde. Aber nachdem die Stimmung schon im Keller war, konnte sie die Katze auch gleich aus dem Sack lassen.
»Ian kommt übermorgen in Goma an.«
»Wie bitte?«
»Und am Donnerstag kommt er nach Bukavu, um uns zu treffen. Wir müssen die Meetings mit Vitale Matete und dem Polizeichef morgen verschieben. Ich will ihn dabeihaben.«
Femi schnaubte verächtlich durch die Nase und nahm einen großen Schluck aus seiner Bierflasche.
»Ich bin der Projektleiter hier und ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir darüber gesprochen hätten.«
Leas Stimme wurde lauter.
»Verdammt, du Sturschädel! Ian ist wichtig für uns und ich bin dankbar für sein Engagement!«
»Ach so, für sein Engagement. Verstehe. Na dann viel Spaß mit deinem Helden«, antwortete Femi, knallte die Bierflasche auf den Tisch und stand auf.
»Ich muss jetzt los.«
Grußlos drehte er sich um und verließ die Bar. Die drei Männer warfen sich vielsagende Blicke zu.
Joseph schnitt eine finstere Grimasse und trommelte mit seinen Fäusten auf die geblähte Brust.
»Er benimmt sich wie ein Silberrücken.«
Die Männer lachten schallend und ließen die letzten Reste Bier in ihre Kehle laufen.
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8. KAPITEL
Gorilla Talk 23
Die Gärtner des Dschungels
… ein unvergessliches Erlebnis! Sebari und seine Gruppe strahlen eine unglaubliche Ruhe und Zufriedenheit aus. Ich hätte ihnen noch stundenlang beim Spielen, Fressen und Schlafen zusehen können. Auf der Rückfahrt hat mir Omari erzählt, dass diese Gruppe zu den wenigen zählt, bei denen die Mitglieder noch alle Finger und Zehen besitzen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Alle Finger und Zehen. Weil es leider immer wieder vorkommt, dass sich die Gorillas in den Drahtschlingen, die Wilderer für Waldschweine, Antilopen oder andere Tiere auslegen, verfangen. Ist ein Gorilla erst einmal
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