muss ich mir nicht bieten lassen.«
Wie ein gefangener Tiger lief sie in dem engen Büro auf und ab.
»Adolphe, ich will zu Sebari und seiner Gruppe!«
»In den Kahuzi-Biega-Nationalpark?«
»Ja!«
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Das ist mir egal. Ich will Fotos machen und du wirst mich fahren.«
»Ich …«
»Was?«, fuhr ihn Lea wütend an.
»Ich muss aber vorher noch einmal weg. Benzin besorgen und so.«
»Worauf wartest du noch? Mach schnell, damit wir hier wegkommen.«
Als Adolphe das Büro verlassen hatte, setzte sich Lea auf Femis wackligen Schreibtischstuhl. Ein Brennen stieg in ihrer Brust auf. Sie fühlte sich plötzlich erschöpft. Warum machte Femi das? Als ob sie nicht schon genug Probleme hatten. Sie holte ein Reinigungstuch aus dem Rucksack und wischte sich Gesicht und Hände ab. Angewidert betrachtete sie das Tuch, das sich grau verfärbt hatte. Bevor sie es in den Müll warf, säuberte sie auch noch Femis Computertastatur damit. Er hatte ihr am ersten Tag angeboten, seinen Rechner zu benutzen, und davon wollte sie jetzt Gebrauch machen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich eine stabile Internetverbindung aufgebaut hatte – ihre Nabelschnur in die zivilisierte Welt. Dagmar wusste bestimmt Rat. Schließlich hatte sie Femi lange vor Leas Zeit bei der Wildlife Protection Society als Projektleiter eingestellt. Als sich nach langem Warten endlich ihr Postfach öffnete, bereute Lea ihr Bedürfnis nach Kontakt in die Heimat sofort.
An:
[email protected] Von: Aletheia
Hallo Lea,
nichts ist, wie es scheint – ein Spruch wie gemacht für den Kongo, finden Sie nicht? Nehmen Sie sich in Acht. Avomex hat übrigens Drähte nach Deutschland. Fragen Sie Ihren Sponsor …
A.
Lea starrte stumpf auf den kryptischen Text. Ungerührt registrierte sie, wie die Internetverbindung an Kraft verlor und schließlich ganz abbrach. Die eMail an Dagmar musste warten, bis der kongolesische Provider das Problem behoben hatte. Sie schaltete den Rechner aus und riss ein gelbes Blatt von Femis Notizblock.
Femi,
nachdem du heute offensichtlich Besseres vorhattest, bin ich mit Adolphe in den Kahuzi-Biega-Nationalpark gefahren – Fotos von Sebari und seiner Gruppe machen. Sehen uns morgen.
Gruß,
Lea
Ein leichter Wind wehte durch die offene Bürotür und der Zettel flatterte von der Schreibtischplatte – ganz so, als wollte er seiner Aufgabe als Überbringer der Nachricht entkommen. Lea hob ihn auf und klemmte ihn unter der Tastatur fest.
Für den Trip in den Dschungel war sie nicht vorbereitet. Sie griff nach ihrem Rucksack und machte Inventur. Eine große Flasche Wasser, zwei Müsliriegel, Reinigungstücher, Kaugummi, etwas Geld, Handy und Kamera. Keine optimale Ausrüstung für eine Expedition in den Regenwald, aber für eine kurze Fotosafari sollte es reichen. Draußen war das Quietschen des Eisentors zu hören und der mächtige Bullenfänger des Landrovers tauchte in der Einfahrt auf. Langsam ließ Adolphe das Auto in den Innenhof rollen. Lea stand auf und ging zur Türe. Als sie bemerkte, dass der junge Ranger nicht ausstieg, blieb sie stehen und beobachtete ihn. Adolphe stierte auf das Lenkrad. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er schmallippig, öffnete die Tür und hielt ihr eine Wasserflasche hin.
»Femi sagt, du musst viel trinken.«
Der Ranger wirkte nervös und verunsichert.
»Du machst dir Gedanken wegen Femi?«
Adolphe nickte, ohne ihr dabei in die Augen zu sehen.
»Es gibt keinen Ärger, dafür sorge ich!«
Sie klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
»Lass uns fahren, sonst wird es zu spät.«
Sie verstaute die Wasserflasche im Rucksack und kletterte auf den Beifahrersitz. Ihr war selbst nicht wohl in ihrer Haut, aber das hätte sie vor Adolphe nicht zugegeben.
»Hast du eine Waffe dabei?«
»Sicher. Femi würde mich umbringen, wenn ich ohne MP in den Dschungel gehe.«
Lea lächelte ihm aufmunternd zu.
»Aber das wird er sowieso«, flüsterte Adolphe.
Der Wagen setzte sich langsam in Bewegung.
Crocodile stemmte die Hände in die Hüfte und blickte nach oben. Wo blieb dieser verdammte Helikopter? Wie besessen waren sie auf den Motorrädern über den Trampelpfad geholzt, um rechtzeitig da zu sein. Beim Anblick der roten Suzukis, die im Gebüsch lagen, schnaubte er. Sein Hintern tat ihm weh. Fünf seiner Männer hatten sich mit ihren Maschinenpistolen rund um den Landeplatz gruppiert. Weit und breit war nichts von dem