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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Russen zu sehen. Mudaku hasste es, wenn man ihn warten ließ. Er zündete sich eine Zigarette an und ging zu Francois.
    »Gib mir das Telefon.«
    »Er wird bestimmt gleich auftauchen.«
    »Das Telefon, hab ich gesagt!«
    Fordernd streckte er die Hand aus. Francois griff in die rechte Brusttasche seiner Tarnjacke und gab seinem Bruder das Satellitentelefon. Noch bevor er die richtige Nummer im Speicher gefunden hatte, war über den Wipfeln der Urwaldriesen ein leises Brummen zu hören. Crocodile reckte den Kopf. Das Geräusch kam schnell näher – Rotorblätter, die durch die Luft schnitten. Er steckte das Telefon in seine Hosentasche und blickte in den Himmel, während Francois unruhig vor dem Landeplatz auf und ab lief. Crocodile wusste, dass sein Bruder auf die Träger wartete, die sie vom Camp herbeordert hatten. Auf zwei Fingern pfiff er nach Odu. Der Junge kam linkisch auf ihn zu, zwei Patronengürtel schlenkerten lächerlich um seine magere Brust. Die Hände waren hinter dem Rücken versteckt. Die Ohrfeige Crocodiles traf ihn unvorbereitet. Odu rutschte die Bierflasche aus der Hand, sie zerbarst klirrend auf dem Boden. Der Junge befühlte sein heißes Ohr und sah seinen Boss trotzig an. Crocodile funkelte ihn an und zischte:
    »Saufen kannst du am Abend.«
    Fehlende Disziplin machte ihn wütend.
    »Beweg deinen Arsch und schau nach, wo die Träger bleiben«, herrschte er ihn an. Der Junge drehte sich wortlos um und bewegte sich provozierend langsam in Richtung des Trampelpfades. Der Stein, den ihm Crocodile hinterherschleuderte, pfiff haarscharf an seinem kahl geschorenen Kopf vorbei. Odu verfiel in einen leichten Trab, sah sich noch einmal um. Crocodile gefiel der Blick des Jungen nicht.
    Der dunkle Punkt am Himmel wurde größer. Crocodiles Leibgarde wich zurück, um Platz zum Landen zu schaffen. Blätter und Dreck flogen den Männern um die Ohren, als die Kufen der betagten Maschine unter lautem Getöse aufsetzten. Die Rotorblätter wurden langsamer und standen schließlich still. Die Tür flog auf und Dimitri Beratovs füllige Gestalt tauchte in der Öffnung auf. Er sprang aus dem Helikopter und kam mit ausholenden Schritten auf Mudaku zu.
    »Hast lange auf dich warten lassen, Dimi.«
    »Weiß ich. Verzögerung beim Beladen.«
    »Hast du alles dabei?«
»Wie besprochen. Fünf Holzkisten. Ihr könnt ausladen.«
    Crocodile drehte sich um und gab seinem Bruder ein Zeichen. Dimitri holte eine Packung Lucky Strike aus der Brusttasche und bot dem Rebellenführer eine Zigarette an. Für eine Minute standen sie schweigend zusammen und rauchten, während sie den Männern beim Entladen zusahen. Odu tauchte mit den Trägern auf, die sich sofort daranmachten, die Boxen für den Transport vorzubereiten. Ein schriller Schrei ließ den Rebellenführer herumfahren. Einer der Träger lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Eine der schweren Holzkisten war ihm auf den Fuß gefallen. Crocodile marschierte hinüber und inspizierte die Transportbox. Sie war unbeschädigt, was man von dem Fuß des Mannes nicht behaupten konnte. Zwei Träger knüpften bereits mit geschickten Fingern Trageschlingen aus Lianen um die Kiste, hoben sie an und trugen sie zu den anderen. Der verletzte Mann rappelte sich mühsam hoch, ohne den verletzten Fuß zu belasten. Gerade, als Crocodile sich ausmalte, wie er den Schürfer für seine Ungeschicklichkeit bestrafen könnte, tauchte Francois auf.
    »Wir sind fertig mit dem Entladen. Ich schicke die Träger jetzt mit Odu zurück ins Camp.«
    Crocodile nickte.
    »Du und zwei Männer fliegen mit Dimitri zurück nach Bukavu. Jetzt!«
    Francois glotzte seinen Bruder verständnislos an.
    »Ihr müsst da etwas für mich erledigen. Dimi erklärt euch auf dem Flug, worum es geht. Ich verlass mich auf dich.«
    Der Rebellenführer drehte sich um und ging zu den Motorrädern, ohne seinen Bruder noch eines Blickes zu würdigen.
     
    Die Schranke stand offen und der Wachposten sah nicht einmal auf, als sie den Eingang zum Kahuzi-Biega-Nationalpark passierten. Adolphe fuhr langsam die unbefestigte Straße entlang und parkte den Landrover. Er war schweigsam und wirkte konzentriert, während er seine Ausrüstung aus dem Auto holte. Lea hatte ein schlechtes Gewissen. Sie wusste, in welche Nöte sie den jungen Wildhüter brachte. Sie ging zu ihm hinüber und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. Adolphe zuckte zusammen.
    »Wird nicht lange dauern. Ich mache nur ein paar Fotos und dann fahren wir

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