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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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wusste, dass das eine Illusion war. Die Ausdehnung des Gebiets war gigantisch. Sie stemmte sich auf die Beine und ging wieder zum Fenster. Warum hatte sie nicht schon früher darauf geachtet, wo die Sonne stand? Während sie nach dem Himmelskörper, der ihr die Richtung weisen konnte, Ausschau hielt, gingen ihr tausend Fragen durch den Kopf. Ob Rana ihr helfen würde? Sie brauchte Proviant. Gab es Wachen vor der Tür? Wenigstens das war einfach herauszufinden. Entschlossen marschierte sie zur Tür und hieb mit der Faust fest dagegen.
    »Hallo! Ist hier jemand?«
    Keine Antwort. Sie machte einen zweiten Anlauf und rüttelte am Holzgriff. Das wäre dann wohl geklärt, dachte sie zufrieden. Blieb immer noch die Frage, wie sie aus dieser Hütte kommen wollte. Lea hoffte inständig, dass beim Bau niemand besonderen Wert auf Stabilität gelegt hatte. Systematisch tastete sie die Holzbretter ab, aus denen die Wände gezimmert waren. Aber keines gab dem Druck ihrer Hände oder Schuhe mehr als ein paar Millimeter nach. So würde es nicht funktionieren. Sie starrte nach oben. Die Dachkonstruktion sah ebenfalls solide aus. Sie erinnerte sich an eine Geschichte, in der sich zwei Männer mit Löffeln aus ihrem Gefängnis gegraben hatten. Aber sie hatte keinen Löffel. Ob es mit dem Messer funktionieren könnte? Es würde ewig dauern, bis sie ein Loch, das groß genug für sie war, gebuddelt hätte. Sie verwarf die Idee. Das Fenster? Die Drahtmaschen waren so eng, dass sie gerade einmal drei Finger durchstecken konnte. Mit einem Bolzenschneider kein Problem, aber so? Sie untersuchte das Fenster sorgfältig. Der Maschendraht war außen befestigt. Vermutlich irgendwie angenagelt. Mit viel Kraft hätte sie das Edelstahl-Geflecht vielleicht nach außen drücken können, hätte nicht jemand zusätzlich Holzverstrebungen angebracht. Sie war den Tränen nahe. Verdammt, wie sollte sie hier rauskommen?
     
    Omari schob seinen Bürostuhl neben Joseph und Adolphe, die es sich bereits auf seinem Schreibtisch bequem gemacht hatten. Vor knapp einer Stunde waren Femi und McAllister von ihrer Tour zurückgekommen und hatten ein Teammeeting anberaumt. Die Stimmung in dem winzigen Büro war angespannt. Joseph und Adolphe rutschten unruhig auf ihrer unbequemen Sitzunterlage hin und her.
    »Zapple nicht so hin und her, sonst bricht noch mein Schreibtisch zusammen«, herrschte er Adolphe an.
    Femi schob das Flipchart in die Mitte des Raumes und ging nach draußen zum Auto. Als er wiederkam, hatte er eine Plastiktüte in der Hand.
    »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch.«
    Er blickte in die drei angespannten Gesichter, dann griff er in die Tüte und zog die abgehackte Gorillahand heraus.
    Omari ächzte.
    »Verdammt!«
    Joseph war mit einem Satz vom Schreibtisch gesprungen. Wütend fuhr er Femi an.
    »Was soll daran gut sein?«
    Femi ließ die Hand wieder zurück in die Tüte gleiten.
    »Daran? Nichts. Wir haben sie vor ein paar Stunden in meinem Auto gefunden. Aber es war noch etwas anderes dabei.«
    McAllister reichte ihm eine Plastikhülle, in der ein Stück blutverschmiertes Papier zu sehen war. Femi hielt sie hoch, damit alle es sehen konnten.
    »Das hier ist der Beweis, dass Crocodile Lea hat!«
    Er schwenkte die Folie hin und her und gab sie schließlich Omari. Die drei Ranger beugten sich über den Zettel.
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte Omari.
    »Deshalb das Meeting. Ian und ich werden euch erklären, was die nächsten Schritte sind.«
    Wie auf Kommando stellte sich McAllister an das Flipchart und fing an, ein Diagramm mit Namen und Orten aufzuzeichnen. In ein paar Sätzen erläuterte er den Männern die Situation.
    »Damit ist das jetzt eine Interpol-Sache«, schloss er seine Ausführungen. Joseph machte ein ratloses Gesicht.
    »Was heißt das im Klartext?«
    »Zum Beispiel, dass unser Freund Jean-Paul Okito uns morgen einen Kommandozug, also sechzehn Leute zur Verfügung stellt, um Lea aus Crocodiles Lager zu holen.«
    »Okito gibt uns Leute?«
    Omari starrte Femi ungläubig an. Dann wurde sein Gesicht finster.
    »Alles schön und gut, aber mit LKWs brauchen wir mehr als einen Tag, um in das Gebiet zu kommen. Außerdem würden uns Crocodiles Späher entdecken, noch bevor wir überhaupt in die Nähe der Mine kommen.«
    »Nicht wenn wir fliegen«, gab McAllister zu bedenken.
    Joseph breitete seine Arme aus und brummte wie ein Flugzeug.
    »Wir fliegen mit dem Transporthubschrauber des Militärs. Der Super-Puma hat eine

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