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Bluterde

Bluterde

Titel: Bluterde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Praxmayer
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Kapazität von bis zu zweiundzwanzig Personen – wie gemacht für uns und ohnedies der einzige, den sie haben.«
    McAllister sah sich drei Paar großen Augen und offenen Mündern gegenüber. Joseph sprang als Erster auf und bestürmte sie mit Fragen. Omari gesellte sich ebenfalls zu der Gruppe. Einzig Adolphe blieb still auf der Schreibtischplatte sitzen. Als sich die erste Aufregung gelegt hatte, räusperte er sich geräuschvoll.
    »Und was, wenn Madame Lea doch nicht im Lager bei der Mine ist?«
    Aus der Teeküche war das monotone Tropfen des Wasserhahns zu hören.
    »Die Möglichkeit besteht. Aber wir müssen es riskieren.«
    Femi versuchte, Zuversicht auszustrahlen, obwohl ihn diese Frage selbst umtrieb. Was, wenn es eine Falle war? Nur der Gedanke, dass Mudaku nicht mit den sechzehn Polizisten rechnete, beruhigte ihn. Er griff nach den Satellitenkarten, die McAllister aus Abidjan mitgebracht hatte.
    »Omari, wo genau habt ihr vor ein paar Wochen die gerodete Fläche im Dschungel gesehen?«
    »Etwas westlich von der Mine.«
    »Ist der Bereich groß genug, dass ein Transporthubschrauber dort landen kann?«
    »Ich denke schon.«
    Sie beugten sich über die Karte und versuchten, das Gebiet zu lokalisieren.
    »Müsste aus der Luft gut zu sehen sein«, merkte Omari an.
    Joseph blickte skeptisch in die Runde, sein Blick blieb an Femi hängen.
    »Das wird ein heißer Ritt! Ist euch klar, dass die Jungs Raketenwerfer haben? Ist ihr Lieblingsspielzeug.«
    Femi winkte ab.
    »Bevor sie die in Anschlag bringen, sind wir längst wieder weg.«
    »Außerdem wird uns der Transporthubschrauber nur absetzen und dann außerhalb des Parks auf unsere Anweisungen warten. Dann müssen wir auch keine Männer für seine Bewachung zurücklassen«, ergänzte McAllister.
    Femis Augen suchten Omari. Er spürte die Zweifel seines Chef-Rangers. Der Überfall, bei dem Malike neben ihm im Schlamm gestorben war, steckte ihm immer noch in den Knochen. Zudem war er kein Typ, der Dinge überstürzte. Genau das schätzte er an Omari. Immer vernünftig, immer überlegt. Aber dieses eine Mal würde er über seinen Schatten springen müssen. Die Befreiungsaktion war Leas einzige Chance, lebend aus dieser Hölle zu entkommen.
    »Wissen wir, mit wie vielen Rebellen wir es in diesem Camp zu tun bekommen?«, wollte Omari wissen.
    McAllister fuhr sich durch die Haare und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Nicht genau. Mein Informant vermutet, dass er momentan mit seiner Kerntruppe dort lagert. Dreißig, vielleicht vierzig Mann. Seine anderen Truppen sind weiter oben im Norden, Richtung Walikale. Keiner weiß genau, wo, weil sie ständig den Standort wechseln. Sie tauchen auf, überfallen Dörfer oder errichten Straßensperren und verschwinden wieder.«
    »Dreißig, vierzig Mann? Gegen sechzehn Polizisten und uns fünf …«
    »Ich weiß. Aber wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite.«
    »Sehr tröstlich. Sind Sie schon einmal Crocodiles Männern begegnet?«
    »Nein.«
    »Ich schon. Bis auf die Zähne bewaffnet, brutal und bereit, für ihren Anführer zu sterben. Unterschätzen Sie die bloß nicht.«
    »Tue ich nicht, Omari. Aber diese Aktion ist Leas einzige Chance.«
    Omari nickte resigniert.
    McAllister riss das beschriebene Blatt vom Flipchart, faltete es und steckte es zusammen mit den Satellitenkarten in seine Tasche.
    »Ich muss los. Einsatzbesprechung mit Okito und seinem Leutnant, der morgen die Polizeitruppe anführen wird, und dem Piloten. Kann ich eines der Autos haben?«
    »Ich komme mit.«
    »Nein, Femi, du musst mit deinen Männern noch die Details durchgehen. Uns läuft die Zeit davon.«
    Femi kramte in seiner Hosentasche nach dem Autoschlüssel und drückte ihn McAllister in die Hand.
    »Kennst du den Weg oder soll Adolphe dich fahren?«
    Aber der Engländer war schon aus der Tür und steuerte auf den Landrover zu.
     
    Während sich McAllister durch den chaotischen Verkehr in Richtung Polizeipräsidium kämpfte, stand nur wenige Kilometer entfernt von ihm ein Mann am Fenster seines Büros und beobachtete den klapprigen LKW, der gerade durch das Firmentor seines Lagerhauses rumpelte. Dimitri hatte mit seinem Helikopter wieder eine Ladung Coltan aus dem Dschungel geliefert. Zwei bewaffnete Männer hingen lässig zwischen den Säcken auf der Ladefläche. Der Mann am Fenster ließ sich den Begleitschutz einiges kosten, aber das war ihm die Sache wert. Stolz strich er über die Goldringe an seiner Hand und lächelte. Er besaß

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