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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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beim Fenster verharrte Joe jetzt ganz still.
    Tom zuckte abermals die Achseln und senkte den Blick auf den Brennholzstapel auf dem Teppich.
    Evi betrachtete ihn ein paar Sekunden lang eingehend, dann fasste sie einen Entschluss. »Warum hast du mir eigentlich nie von diesem Mädchen erzählt, Tom?«, fragte sie. Toms Augen wurden groß. »Ich weiß, dass du mir gestern Abend Fotos von ihr gezeigt hast, aber du hast mir nicht gesagt, wer das war.« Aus den Augenwinkeln konnte Evi Joe am Fenster sehen. Er spähte nicht mehr durch den Vorhangspalt, er hatte sich umgedreht und sah sie und Tom an. »Hast du gedacht, ich würde dir nicht glauben?«, fuhr sie mit sanfter Stimme fort.
    »Würden Sie mir denn glauben?«, fragte Tom zurück.
    »Ich rede sehr viel mit anderen Menschen«, meinte Evi. »Und normalerweise merke ich, wenn jemand lügt. Dann verraten die Leute sich durch alle möglichen Kleinigkeiten. Ich habe dich sehr genau beobachtet, wenn wir uns unterhalten haben, Tom, und ich halte dich nicht für einen Lügner.« Sie gestattete sich ein Lächeln, was eigentlich nicht schwer war, wenn man Tom so ansah. »Ich glaube, du hast hin und wieder ein kleines bisschen geflunkert, aber meistens lügst du nicht.« Tom hielt ihrem Blick stand. »Wenn du mir also von diesem Mädchen erzählst und mir die Wahrheit sagst, dann werde ich es wissen.«
    Tom blickte zu Joe hinüber und schaute dann auf Millie hinunter. Beide starrten zurück, als warteten sie darauf, dass er anfing. Dann begann er zu reden.
    »Sie beobachtet uns jetzt schon seit einer ganzen Weile«, berichtete er. »Manchmal ist es, als wäre sie immer da …«

58
     
    »Was bitte ist eine Schutzanordnung mit Sofortvollzug?«, wollte Harry wissen.
    »Das ist ein Gerichtsbeschluss«, antwortete Hannah Wilson. »Damit können Kinder zu ihrem eigenen Schutz in staatliche Obhut genommen werden. Mit sofortiger Wirkung.«
    Harry setzte sich wieder und rückte seinen Stuhl näher an den von Alice heran. Sie saß ganz still da. Ohne das Zittern ihrer Finger hätte man fast denken können, dass sie gar nicht zuhörte.
    »Haben Sie das mit Dr. Oliver besprochen?«, fragte er. »Ich würde doch meinen, dass man sie als die Psychiaterin der Familie zurate zieht.«
    »Dr. Oliver kann natürlich einen schriftlichen Bericht einreichen«, entgegnete Wilson. »Das Gericht wird ihn bestimmt berücksichtigen.«
    Harry wollte gerade etwas darauf entgegnen, als sie Schritte die Treppe herunterkommen hörten. Rushtons unverwechselbare Stimme war zu vernehmen, dann das Öffnen und Schließen der Haustür. Die Schritte kamen auf die Küche zu und hielten dann an.
    »Das ist etwas, was die Familie wissen muss«, hörten sie Rushton sagen. Seine Stimme war leise, aber entschlossen. Dann trat er in die Küche und klopfte dabei höflich an die Tür, als er sie öffnete. DI Neasden und eine Polizistin folgten ihm. Neasden sah nicht gerade glücklich aus.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Mrs. Fletcher«, sagte Rushton. »Ich müsste Sie kurz mal sprechen, wenn’s geht.«
    Alice schien sich auf einen weiteren Schlag gefasst zu machen. »Okay«, sagte sie. »Unter vier Augen?«
    Rushton sah sich rasch am Tisch um und wich Neasdens Blick aus. »Ach, ich denke, wir sind doch alle Freunde«, meinte er. »Wie geht’s denn so, Hannah? Wollten Sie gerade gehen?«
    »Haben Sie etwas gefunden?«, wollte Harry wissen.
    »Ich denke schon«, erwiderte Rushton. »Wann kommt Ihr Mann nach Hause, Mrs. Fletcher?«
    Alice schien die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein, schnell zu denken. Sie schaute auf die Uhr, dann sah sie Harry an. »Er hat gesagt, es würde ein paar Stunden dauern«, sagte sie nach kurzem Zögern. Sie drehte sich nach der Küchenuhr an der Wand hinter ihr um. »Eine Baubesichtigung, die er nicht verschieben konnte. Eigentlich sollte er jeden Moment zurück sein.«
    »Gut«, meinte Rushton. »Und Sie sollten vielleicht einen Schlosser holen und schauen, ob man die Schlösser hier nicht auswechseln kann.«
    »Was ist denn?«, fragte Alice.
    Rushton zog sich den Stuhl heran, auf dem Evi gesessen hatte, und nahm Platz. Hinter ihm lehnte sich DI Neasden mit fest zusammengepressten Lippen gegen den hohen Küchenschrank. Die Polizistin blieb neben der Tür stehen und schloss sie leise hinter sich.
    »Sie erinnern sich doch, dass wir gestern Nacht Fußabdrücke im Garten gefunden haben«, begann Rushton. »Unser Spurensicherungsteam hat Abgüsse davon gemacht.« Er wandte sich an den Mann

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