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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Harry.
    Pickup starrte ihn noch einen Augenblick lang finster an. »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Reverend«, sagte er dann. »Ich werde Sie nicht länger aufhalten.« Er nickte Harry zu, ging auf die Vorderseite der Kirche zu und verschwand in der Sakristei. Harrys Handy gab drei laute Pieptöne von sich. Er zog es aus der Tasche. Evi stand vor der Kirche und wollte wissen, wo er war. Er schickte sich an, Mike zu folgen.
    »Sie gehen jetzt wohl bald wieder.« Die Stimme ließ ihn zusammenfahren. Harry fuhr herum und erblickte Christiana, die ihn beobachtete. Ihre Stimme klang wie die von Jenny, nur leiser und angenehmer. Er war sich ziemlich sicher, dass er sie noch nie sprechen gehört hatte.
    »Ich fürchte, die Polizisten werden noch eine ganze Weile hier zugange sein«, antwortete er. »Das ist nicht schön, ich weiß. Aber notwendig.«
    »Nicht die Polizei. Die Fletchers.« Sie trug stets Kleider, fiel es ihm jetzt auf. Auf Taille gearbeitete Kleider aus Stoffen, die teuer aussahen. Sie passten ihr wie angegossen, und Harry fragte sich, ob sie sie wohl selbst nähte, so wie Lucys Schlafanzug.
    »Die Fletchers?«, wiederholte er. »Warum sollten die –« Er hielt inne. Christianas Haar war heute Vormittag offen, wurde von einem Samtband aus ihrem Gesicht gehalten. Es war lang, reichte bis über die Schultern. Ungewöhnlich für eine Frau in den Vierzigern. Sie stand jetzt sehr dicht neben ihm, dichter, als es ihm wirklich angenehm war, als wollte sie nicht, dass jemand sie hörte. Er konnte das altmodische, blumige Parfum riechen, das sie trug, und plötzlich musste er an den Tag denken, als sie duftende Rosenblätter unter der Empore verstreut hatte.
    »So viele kleine Mädchen«, sagte sie. »Sagen Sie ihnen, sie sollen weggehen, Reverend. Hier ist es nicht sicher. Nicht sicher für kleine Mädchen.«

57
     
    »Also, wo, glauben Sie, wollten die Kinder gestern Nacht hin, Mrs. Fletcher?«
    »Vorausgesetzt, sie wollten überhaupt irgendwo hin«, warf Harry ein, noch ehe Alice den Mund öffnen konnte. »Toms Schilderung nach hat er versucht, seine Schwester zu retten.«
    Evi sah, wie die blonde Sozialarbeiterin auf den Notizblock auf dem Küchentisch hinunterblickte und sich sammelte. »Ja«, erwiderte die Frau nach kurzem Schweigen. »Vor diesem geheimnisvollen Mädchen.« Sie blickte wieder zu Alice auf. Ihre Lippen glänzten leuchtend rosa. »Haben die beiden schon mal versucht wegzulaufen?«
    »Noch einmal: Das setzt voraus, dass sie wirklich weglaufen wollten«, hielt Harry dagegen. »Nach meiner Erfahrung laufen Kinder nicht mitten in der Nacht weg, schon gar nicht, wenn es in Strömen gießt. Sie hauen tagsüber ab, normalerweise, wenn es heißt, sie kriegen keine Süßigkeiten oder sie sollen ihr Zimmer aufräumen, und sie kommen selten weiter als bis zur Straßenecke.«
    »Wie viel Erfahrung haben Sie mit Ausreißern, Mr. Laycock?«, erkundigte sich die Sozialarbeiterin. Evi hob ihren Becher an die Lippen, um ein Lächeln zu verbergen. Das hier war wirklich nicht witzig, aber trotzdem, irgendetwas an Harry in Kampfstimmung fand sie erheiternd.
    »Möchte jemand noch Kaffee?«, fragte Alice. Niemand antwortete. Vier Becher standen vor ihnen auf dem Tisch. Mit Ausnahme von Evis, der gelegentlich als Deckung herhalten musste, war anscheinend keiner davon angerührt worden.
    Die Küchentür ging auf, und Joe erschien. Alle drehten sich nach ihm um.
    »Mummy, ich muss mal«, verkündete er und schaute neugierig von einem Erwachsenen zum anderen. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, als er Harry erblickte. Alice stand auf. »Geh hier unten, Schatz«, wies sie ihn an. »Kannst du dich hinter Harry durchquetschen?«
    »Ich will meinen ferngesteuerten Alien«, erwiderte Joe, der sich nicht von der Tür wegrührte. Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Erst wenn die Polizisten fertig sind, Liebling«, sagte sie. »Ist mit Millie alles in Ordnung?«
    »Die baut mit Tom einen Turm«, antwortete Joe. »Aus Brennholz.«
    »Oh, prima«, murmelte Alice, als Joe sich abwandte und die Küche verließ.
    »Das Obergeschoss gilt offiziell noch immer als Tatort«, erklärte Alice, an niemand Bestimmten gewandt. »Ich durfte heute nicht in Millies Zimmer. Ich musste ihr Sachen von Joe anziehen.«
    »Dann hat man also keinerlei Anzeichen für diesen sogenannten Einbruch gefunden«, stellte die Sozialarbeiterin fest. Hannah Wilson, so hatte sie sich vorgestellt, als sie,

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