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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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vorbereitet.
    Als er den Altar erreichte, hob er die Stoffbahnen an, die den alten Eichentisch umgaben. Der Altar war mit cremeweißem Damastleinen und dem tiefvioletten Brokat der Adventsdecke verhüllt worden. Harry schob ein paar Betkissen darunter und kroch hinterher. Dann zog er das Altartuch wieder zurecht, wickelte sich in die Decke und legte sich hin.
    Er war am Schauplatz des Verbrechens. Wenn irgendjemand heute Nacht Joe hierherbrachte, um ihn zu töten, dann würde er bereit sein.

76
     
    Evi sah auf die Uhr. Es war kurz nach elf. Doch sie konnte Licht im Fenster im ersten Stock sehen. Sie ging über die Straße und drückte auf die Klingel. Die Schmerzen in ihrem Bein und im Rücken waren während der letzten Stunde noch viel schlimmer geworden. Es war dumm gewesen, sich von Steve keine Medikamente geben zu lassen.
    Nach etlichen Minuten wurde es oben an der Treppe hell. Eine dunkle Gestalt kam die Stufen herunter. Evi wurde es eng um die Brust. Die Gestalt erreichte den Fuß der Treppe. Die Tür ging auf, und einen Augenblick lang starrten die beiden Frauen einander an.
    »Hallo, Gillian«, sagte Evi.
    Gillian schien vor und zurück zu schwanken. Ihre Augen konnten sich nicht recht auf Evis fokussieren. »Na, haben Sie sich von ihm losreißen können?«, fragte sie. Sie hatte getrunken.
    Evis Brustkorb schien geschrumpft zu sein. Fast musste sie mit Gewalt nach Luft japsen. »Nachdem Sie mich in der Kirche gesehen hatten, bin ich gleich hergekommen, um mit Ihnen zu reden«, sagte sie. Ihr war klar, dass Gillian nur zuhören würde, wenn sich das Gespräch um sie drehte. »Als ich Sie nicht finden konnte, bin ich zu einem anderen Psychiater gefahren«, fuhr sie fort. »Wir haben uns lange über Sie unterhalten, Gillian. Ich mache mir Sorgen um Sie. Darf ich reinkommen?«
    »Nein!« Gillians Hände zuckten zum Türrahmen, versperrten den Weg, als könnten Worte allein vielleicht nicht ausreichen, um Evi fernzuhalten.
    »Gillian, es besteht keine intime Beziehung zwischen mir und Harry«, sagte Evi. Sie hörte, wie ihre Stimme zitterte, zwang sich jedoch, der anderen Frau in die Augen zu sehen. »Wir gehen nicht miteinander aus, wir halten uns nicht in der Wohnung des jeweils anderen auf, und wir schlafen auch ganz bestimmt nicht miteinander. Aber er hat in letzter Zeit sehr unter Druck gestanden. Ich auch. Was Sie heute Nachmittag gesehen haben, war ein Fehler.« Evi machte einen Schritt vorwärts, versuchte zu lächeln und schaffte es nicht. »Ich bin nicht seine Freundin«, sagte sie. »Aber, Gillian, ich fürchte, Sie werden akzeptieren müssen, dass Sie es auch nicht sind.«
    »Verlogenes Dreckstück!«
    Mehr als ihre Worte ließ die Wut in Gillians Gesicht Evi zurückfahren. Beinahe wäre sie gestolpert.
    »Sie sind der Grund dafür, dass er sich verändert hat«, fauchte Gillian. »Er hatte mich gern. Wir waren befreundet. Er hat mich geküsst. Und dann hat er plötzlich angefangen, mir aus dem Weg zu gehen. Sie haben ihm Lügen über mich erzählt, stimmt’s? Haben ihm erzählt, ich hätt’ nicht alle Tassen im Schrank. Sie haben ihn aufgehetzt, weil Sie ihn für sich haben wollten.«
    »Ich spreche doch nicht über …« Evi stockte. Nicht einmal das konnte sie noch behaupten. Sie hatte wirklich mit Harry über Gillian gesprochen.
    »Sie sind echt erbärmlich, wissen Sie das?« Gillian trat aus der Türöffnung, drängte Evi rückwärts auf die Straße zu. »Ich hab’ gedacht, bei mir wär’s schlimm, aber Sie haben echt Wahnvorstellungen. Also, jetzt hören Sie sich mal zur Abwechslung ’ne ganz klare Ansage an. Vielleicht bumst er Sie ja, wenn er wirklich ganz verzweifelt ist, aber das ist auch alles, was er jemals von ’nem Krüppel wollen wird.«
    »Hören Sie auf, Gillian.« Sie konnte sich dem nicht stellen, nicht jetzt.
    »Und er wird’s auch immer nur im Dunkeln tun.«
    Dancing in the … Gleich würde ihr übel werden. »Ich komme morgen vorbei.«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Wir suchen einen anderen Therapeuten für Sie. Ich weiß, dass unsere Beziehung irreparabel beschädigt ist, und das ist meine Schuld …«
    Evi führte ein Selbstgespräch. Gillian hatte die Tür zugeknallt.

77
     
19. Dezember
    Als Tom aufwachte, war es dunkel. Die Leuchtuhr auf seinem Schreibtisch verriet ihm, dass es fast drei Uhr früh war. Er lag allein in Joes Bett.
    Er schloss die Augen wieder. Ihm fiel ein, dass er mal eine Fernsehsendung über Menschen gesehen hatte, die eine Art geistige Verbindung

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