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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Kirchhof. Mit ein bisschen Glück konnte sie weiter oben abbiegen und wieder aufs Moor gelangen.
    Es kam zurück, direkt auf sie zu. Duchess drängte hastig rückwärts, direkt gegen eine Hauswand. Evi war aus dem Gleichgewicht geraten, doch sie packte ein Büschel Mähne und richtete sich wieder auf. »Bleib weg!«, brüllte sie. »Du erschreckst das Pferd!«
    Den Bruchteil einer Sekunde lang hatte sie Blickkontakt und begriff, dass sie ein ernsthaftes Problem hatte. Der Junge auf dem Fahrrad wusste genau, dass er das Pferd erschreckte.
    Evi zog fest am Zügel, wendete Duchess in Richtung des Hügels. Wenn das Pferd durchging, dann unbedingt bergauf.
    Da war noch einer, fuhr in die Gegenrichtung. Zwei Halbwüchsige sausten auf Mountainbikes auf der Mauer entlang, die die beiden Kirchen umgab. Es war glatter Selbstmord, sie würden zusammenstoßen, zwei Meter tief auf hartes Kopfsteinpflaster stürzen. Die Jungen kamen sich näher als einen Meter, und dann verschwand der eine; sein Rad fand offenbar irgendeinen Mauervorsprung, der in den Kirchhof hinunterführte. Der übrig gebliebene Radfahrer schoss an Evi vorbei, während sie sich abmühte, Duchess zu bändigen.
    Es waren noch mehr. Vier junge Stuntfahrer, die mit aberwitziger Geschwindigkeit ihre Runden auf der alten Mauer drehten. Wimpel flatterten von den Lenkern, Bremsen kreischten, wenn sie um die Ecken fegten.
    »Haut ab, ihr Vollidioten!«, konnte sie gerade noch brüllen. Pferde konnten Fahrräder ohnehin nicht ausstehen; die Kombination aus Geschwindigkeit und Lautlosigkeit verstörte sie völlig. Und diese vier schwärmten wie Moskitos um sie herum. Sie kamen immer wieder, verschwanden hinter der Mauer und tauchten dann irgendwo anders wieder auf. Hier kam ein fünfter, pirschte sich von hinten heran, querte vor ihr die Straße. Duchess riss den Kopf hoch, wirbelte herum und preschte hügelabwärts los.
    Drängendes Geschrei. Rutschende Hufe. Ein kurzer Schlag, etwas, das Schmerz hätte sein können, sich jedoch in diesem Moment eher wie Empörung anfühlte.
    Und dann Stille.
    Evi lag auf dem Boden, starrte einen Abfallrest an, der sich zwischen zwei Pflastersteinen verfangen hatte, und überlegte, ob sie wohl noch am Leben war. Gleich darauf bekam sie die Antwort. Ein Blutstropfen landete auf dem Stein, und sie sah zu, wie der Atem aus ihrem Mund ihn erzittern ließ.
    Sie wusste, dass Schmerzen auf sie warteten, doch jener Teils ihres Gehirns, der normalerweise die Führung übernahm, wirbelte davon und ließ sie zurück. Verloren trieb sie inmitten kalter, weißer Weichheit, doch ihr war heiß – so heiß –, und sie sah zu, wie ein winziger Strom von ihr fortrieselte. Fragte sich, wieso ein Bergbach dunkelrot sein sollte, und wusste selbst in diesen ersten Momenten, dass ihr bisheriges Leben vorüber war.
    »Liegen bleiben, ich bin gleich da!«
    Jemand hatte ihr etwas zugerufen, damals, beim letzten Mal, in einer Sprache, die sie nicht verstand. Jemand hatte ihr in einer wie Deutsch klingenden Sprache Anweisungen zugebrüllt, und sie hatte hochgeschaut, in den blausten Himmel, den sie je gesehen hatte. Und hatte gewusst, dass sie zu keiner Bewegung fähig war. Vielleicht für den Rest ihres –
    »Nicht bewegen, ich hab’s gleich. Alice! Tom! Könnt ihr mich hören?«
    Und dann war sie von hochgewachsenen, hellhaarigen Männern umringt gewesen, die nach Bier und Sonnencreme gerochen hatten, und sie hatten Worte zu ihr hinabgeschickt, die trösten sollten, damit sie ruhig blieb, während sie sie verschnürten und feststeckten und sie abermals davonwirbeln ließen, den Berg hinunter …
    »Alles okay, versuchen Sie nicht aufzustehen. Ich habe Ihr Pferd zu fassen bekommen, dem ist nichts passiert.« Ein Mann kniete neben ihr, eine Hand sanft auf ihrer Schulter, und sprach mit einem merkwürdigen Akzent auf sie ein. »Ich rufe gleich einen Krankenwagen, aber ich habe mein Handy in der Kirche liegen gelassen. Ich kann Sie doch nicht einfach auf der Straße … Alice! Tom!«
    Evi hob den Kopf und bewegte ihn langsam von rechts nach links, auf und ab. Hinter ihrer Stirn dröhnte es, doch ihr Nacken fühlte sich ganz gut an. Sie krümmte und streckte den rechten Fuß im Stiefel und dann den linken. Beide taten, was sie sollten. Dann legte sie beide Hände auf die Pflastersteine und stemmte sie dagegen. An den Rippen verspürte sie einen scharfen Schmerz, doch sie wusste instinktiv, dass es nichts Ernstes war.
    »Nein, nicht bewegen.« Die Stimme war

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