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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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schnell.«
    »Das geschieht alles auf sehr humane Weise«, versicherte sie. »Und die Tiere müssen keinen langen Transport über sich ergehen lassen.«
    »Daran zweifle ich nicht eine Sekunde.« Harry schaute kurz den Hügel hinauf. Gillian stand immer noch dort. »Glauben Sie bitte nicht, ich wäre dagegen«, fuhr er fort. »Ich muss mich nur erst daran gewöhnen.«
    »Hinterher kommen alle zu uns nach Hause«, erzählte Jenny. »Wir laden zum Abendessen ein, und der Pub spendiert normalerweise ein oder zwei Fass Bier. Es wäre toll, wenn Sie auch kommen könnten.« Jenny drehte ihren Autoschlüssel in den Händen. Ihre Finger waren lang und schlank, aber gerötet und ein wenig aufgesprungen, vielleicht vom Reiten bei kaltem Wetter.
    »Vielen Dank«, antwortete Harry. Er war sich Gillians Gegenwart in wenigen Metern Entfernung nur allzu bewusst, war jedoch entschlossen, sie nicht noch einmal anzusehen. »Das ist sehr nett«, fuhr er fort. »Nächstes Jahr komme ich gerne darauf zurück. Aber ich habe morgen einen langen Tag, wahrscheinlich sollte ich früh schlafen gehen.«
    »Dann eben nächstes Jahr.« Jenny hatte gearbeitet. Ihre kurzen Fingernägel waren schmutzig, und an ihrem Sweatshirt hingen Strohhalme.
    »Ich wünschte, Gillian würde nach Hause gehen«, sagte Harry. »Es wird langsam kalt, und anscheinend zieht sie nie einen richtigen Mantel an.« Evis Fingernägel waren auch kurz gewesen, aber sehr sauber und glänzend. Komisch, woran man sich so erinnerte.
    Jenny warf einen Blick über Harrys Schultern. »In letzter Zeit sieht Gillian sehr viel besser aus«, stellte sie fest. »Eine Zeitlang haben wir uns Sorgen um sie gemacht. Sie schien wirklich nicht klarzukommen.«
    »Sie hat einen schrecklichen Verlust erlitten«, gab Harry zu bedenken.
    Jenny atmete tief durch. »Ich habe auch eine Tochter verloren, Reverend. Wussten Sie das?«
    »Nein.« Er wandte sich von Gillian ab und sah Jenny in die grünbraunen Augen. »Das tut mir schrecklich leid. Wollten Sie darüber mit mir sprechen?«
    »In gewisser Weise schon. Es ist vor zehn Jahren passiert, also hatte ich wohl mehr Zeit. Aber es vergeht kein Tag, an dem der Schmerz nicht da ist. An dem ich nicht denke, was hätte sie heute gemacht? Wie würde sie aussehen?«
    »Ich verstehe«, sagte Harry, obwohl ihm klar war, dass das nicht stimmte, nicht wirklich stimmte. Niemand konnte einen solchen Schmerz erfassen, es sei denn, er hätte ihn selbst durchlebt.
    »Sind Sie nervös wegen morgen?«, erkundigte sich Jenny.
    »Natürlich«, antwortete er wahrheitsgemäß. »In meinen beiden anderen Gemeinden habe ich den Gottesdienst geleitet, und das hat auch gut geklappt, aber hier ist es irgendwie anders. Wahrscheinlich, weil die Kirche so lange geschlossen war. Ich habe noch immer nicht herausfinden können, warum das so war.«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Können wir uns kurz setzen?«
    Harry ertappte sich dabei, wie er Jenny zu der alten Schäferbank folgte, auf der er mit Evi gesessen hatte. Sie hatte ihn immer noch nicht angerufen.
    Wieder drehte Jenny den Autoschlüssel in den Händen. »Morgen wird bestimmt alles gut gehen«, meinte sie. »Ich glaube, die Kirche wird gut besucht sein. Die Menschen sind bereit, sie wieder zu nutzen.«
    »Warum haben sie damit aufgehört?«, fragte er, weil er begriff, dass eine direkte Frage nötig war.
    Sie sah ihn nicht an. »Aus Respekt«, antwortete sie. »Und aus Trauer. Meine Tochter Lucy ist in der Kirche ums Leben gekommen.«
    Und niemand hatte daran gedacht, ihn vorzuwarnen. »Das tut mir furchtbar leid«, sagte er.
    »Sie ist von der Empore gefallen. Es war meine Schuld. Wir waren gar nicht in der Kirche, wir waren bei Dad, und ich habe mich mit irgendjemandem unterhalten, als es passiert ist – mit Gillian und ihrer Mutter. Ich habe nicht gemerkt, dass sie allein losgezogen ist.«
    »Von der Empore?«, entfuhr es Harry. »Sie meinen, genau wie es Millie Fletcher letzte Woche fast passiert wäre?«
    Jenny nickte. »Jetzt können Sie verstehen, warum wir deshalb alle so durcheinander waren. Das Ganze kam mir vor wie ein absolut grauenvoller, blöder Witz. Diese Jungen, ich weiß wirklich nicht, was in deren Köpfen vor sich geht …«
    »Es tut mir sehr leid«, wiederholte Harry. »Bitte erzählen Sie mir von Lucy. Sie ist einfach losmarschiert, als Sie nicht hingeschaut haben?«
    »Wir haben natürlich angefangen zu suchen, aber wir haben im Haus gesucht – es ist ein großes Haus – und dann

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