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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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im Garten und draußen in der Gasse. Wir sind gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie bis in die Kirche gekommen sein könnte. Und all die Stufen hinauf. Als wir sie gefunden haben, war sie kalt. Und ihr Kopf, ihr kleiner Schädel war einfach …«
    Das Blut wich aus Jennys Gesicht. Sie zitterte am ganzen Leib.
    »Es tut mir so furchtbar leid«, beteuerte Harry abermals. »Davon wusste ich nichts. Das alles … dass die Kirche wieder aufgemacht wird, das muss sehr schlimm für Sie sein.«
    »Nein, es ist gut, ich bin so weit.« Jenny war noch immer blass, doch das Zittern schien nachzulassen. »Ich habe Dad gebeten, nichts zu sagen«, fügte sie hinzu. »Ich wollte es Ihnen selbst erzählen.«
    »Das war sehr tapfer von Ihnen. Danke.« Ganz sicher erklärte das eine ganze Menge. Man hatte ihm erzählt, die Gemeindemitglieder hätten vor zehn Jahren plötzlich aufgehört, die Kirche zu nutzen. Als der ortsansässige Vikar in Rente gegangen war, hatte die Diözese das Gebäude offiziell geschlossen. Erst als die Gemeinde mit zwei anderen zusammengelegt wurde, war beschlossen worden, es wieder zu öffnen. Er hatte keine Ahnung gehabt, was wirklich hinter all dem steckte.
    Oben in der Gasse stand Gillian immer noch wartend da. Jenny sah, wie seine Augen dort hinzuckten, und schaute den Hügel hinauf.
    »Ich war die Patentante von Gillians Tochter«, sagte sie. »Ein paar Monate vor dem Brand habe ich ihr Lucys alte Anziehsachen geschenkt, alle, auch ein paar wirklich kostbare, die Christiana selbst genäht hatte. Es hat sich angefühlt wie ein großer Schritt nach vorn, als wäre ich allmählich bereit, mein Leben weiterzuleben. Und dann war Hayley auch tot, und all die Sachen waren verbrannt. Es war fast, als hätte ich Lucy noch einmal verloren.«
    Harry fiel beim besten Willen nichts ein, was er hätte sagen können.
    »Da war so ein kleiner Schlafanzug, den hat Christiana eigenhändig bestickt, mit all den Beatrix-Potter-Figuren. Er war so schön. Ich fand mich so tapfer, dass ich ihn weggeschenkt habe.«
    Wieder gab es nichts zu sagen. Wenn er sich Kummer gegenübersah, war er ein Versager, ein totaler Versager.
    »Sie sind ein guter Zuhörer.« Jenny erhob sich. »Ich gehe jetzt wieder rein. Viel Glück morgen.«
    »Möchten Sie, dass ich mitkomme?« Er stand ebenfalls auf.
    »Nein, vielen Dank«, wehrte sie ab. »Ich komme schon zurecht. Ich hatte noch nie Angst vor Gespenstern.« Sie lächelte ihn an, drehte sich um und ging zur Kirche zurück.

31
     
    »O Gott, hör dir das an, Gareth, es ist immer noch nicht zu Ende.«
    Das sanfte Schaukeln, das Tom in den Schlaf gewiegt hatte, hatte aufgehört. Sein Dad hatte das Auto geparkt, und seine Mum sprach mit dieser leisen Stimme, die sie immer benutzte, wenn sie nicht wollte, dass er und Joe etwas mithörten. Normalerweise war das ein Zeichen, umso angespannter zu lauschen, aber Tom wollte wirklich nicht noch wacher werden, als er ohnehin schon war. Er wollte nur schlafen.
    Er hörte eine Bewegung. Vielleicht hatte sein Dad sich auf seinem Sitz nach den Kindern umgedreht. »Die pennen tief und fest«, sagte er und flüsterte dabei, genau wie seine Mutter es getan hatte. »Wir tragen sie einfach rein. Sie kriegen bestimmt nichts mit.«
    »Aber hör dir das doch bloß mal an. Da wird einem ja richtig schlecht.«
    Tom wollte gar nichts hören. Irgendwo war da ein Traum, ein schöner Traum, wenn er nur den Weg dorthin zurückfinden könnte. Doch er lauschte trotzdem. Er konnte nicht anders. Was war das für ein Geräusch? Als ob da jemand stöhnte. Nein, nicht nur ein Mensch, sondern ganz viele, die weinten, mit dumpfen, leisen Stimmen. Aber waren das überhaupt Menschen? Sie hörten sich gar nicht an wie Menschen. Rooarrk, sagten sie immer wieder, Rooarrk. Tom konnte nicht erklären, warum, doch er bekam dabei ein schlechtes Gewissen.
    »Wir stecken sie ins Bett und legen ein bisschen Musik auf«, schlug sein Vater vor. »Komm schon, drinnen hört man es bestimmt nicht so.«
    Die Autotür ging auf, und Tom konnte kalte Luft auf seinem Gesicht fühlen. Und der Krach wurde lauter. Nicht nur Rooarrk , sondern auch andere Laute. Naaaa! Naaaa! Irgendwo ganz in der Nähe brüllten und lachten Männer, schrien einander Anweisungen zu. Tom wollte das wirklich nicht hören, aber der Krach sickerte allmählich in seinen Kopf ein, wie Wasser in einen Schwamm. Dann griff jemand über ihn hinweg, und er konnte das Maiglöckchenparfüm seiner Mutter riechen. Die weiche Wolle

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