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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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schüttelte den Kopf. »Oh, das ist sehr viel wörtlicher zu verstehen. Anscheinend heißen sie Knochenmänner, weil sie zu einem großen Teil genau daraus gemacht sind.«
    Sie blieb abermals stehen. »Das werden Sie mir erklären müssen.«
    »Na ja, das ist wieder so eine Heptonclough-Tradition. Davon gibt’s hier jede Menge. Diese hier reicht bis ins Mittelalter zurück. Damals gab es hier ein Beinhaus, das an die Kirche grenzte. Ungefähr alle dreißig Jahre wurden die Gräber geöffnet, die Gebeine ausgegraben und dort gelagert. Wenn das Beinhaus voll war, wurden sie verbrannt. Ich habe gestern die ganze Geschichte vom Vater meines Kirchenvorstehers präsentiert bekommen, den ich gern als reizenden alten Herrn bezeichnen würde, aber das wäre übertrieben. Ich kann Ihnen also alles über unsere Freunde da drüben erzählen, was Sie wissen wollen, und wahrscheinlich sogar noch mehr. Zum Beispiel sind die alle nach demselben Muster gemacht, das der alte Mr. Tobias sich vor fünfzig Jahren selbst ausgedacht hat.«
    »Das ist alles ziemlich widerlich. Was denn für Knochen? Doch bestimmt keine –«
    »Nun, wir wollen es nicht hoffen. Obwohl es mich ja nicht völlig überraschen würde. Die Puppen werden weitestgehend aus natürlichen Materialien gemacht. Das Gerüst besteht zum größten Teil aus Weidengeflecht, und ausgestopft werden sie mit Stroh, Heu, Mais oder altem Gemüse. Jede Familie im Dorf steuert wenigstens eine bei. Auf die Art wird hier der Müll des vergangenen Jahres entsorgt – alte Kleider, Papier, Holzabfälle, alles, was organischen Ursprungs ist, besonders Knochen. Und davon haben sie um diese Jahrszeit ziemlich viele, weil sie das Vieh für den Winter geschlachtet haben. Das Fleisch wird tiefgefroren, getrocknet oder eingepökelt, und die Knochen werden ausgekocht, für Suppe oder Sülze. Und dann, na ja, die Leute haben wohl einfach nicht genug Hunde. Wenn Sie mich angerufen hätten, hätte ich Sie am Parkplatz abholen und Ihnen den Schock ersparen können.«
    Evi betrachtete noch immer die Ruine. »Das gibt ein höllisches Freudenfeuer ab«, bemerkte sie.
    »Ich glaube, die da sind das Freudenfeuer. Ist bestimmt ein unvergesslicher Anblick, allerdings glaube ich, ich schenke mir das vielleicht lieber. Und machen Sie sich bloß keine Gedanken dabei, auf heiligem Boden ›höllisch‹ zu sagen. Ich bin in letzter Zeit erstaunlich aufgeschlossen.«
    Bildete sie sich das nur ein, oder kam da ganz kurz der alte Harry zum Vorschein? »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte sie. »Wird das Feuer hier angezündet? Auf dem Kirchengelände?«
    »Nur über meine … allerdings sollte ich wohl lieber aufpassen, was ich sage. Nein, das findet auf einer Wiese statt, nicht allzu weit von hier. An dem Tag, als wir uns kennengelernt haben, müssten Sie daran vorbeigeritten sein. Vor ein paar Wochen haben die Leute da auch so eine Heuerntezeremonie abgehalten.« Er verstummte abrupt.
    »Die, zu der Sie mich eingeladen hatten?«, fragte sie leise.
    »Ja, am Abend unserer gescheiterten ersten Verabredung.«
    Sie hatte nichts zu sagen. Sie musste weitergehen. Sie musste ins Auto steigen und losfahren. Bevor …
    »Sie sehen übrigens bezaubernd aus«, stellte er fest.
    … bevor er so etwas sagte.
    »Danke«, brachte sie hervor, schaute auf seine Füße hinab und hob den Blick dann wieder zu seinem Gesicht. »Sie sehen aus wie ein Vikar.«
    Er lachte kurz auf und schien zurückzuweichen. »Na ja, wo Vikar draufsteht, ist wohl auch ein Vikar drin.« Damit setzte er sich wieder in Bewegung, ging diesmal ein wenig voraus. Dann blieb er abermals stehen und drehte sich zu ihr um. »War das das Problem?«, fragte er.
    »Problem?«, versuchte sie Zeit zu schinden. Nein, Harry, das war nicht das Problem.
    »Haben Sie es sich deswegen anders überlegt?«
    Sie hatte es sich nicht anders überlegt. »Das ist alles sehr kompliziert«, wich sie aus. Was konnte sie ihm denn sagen? »Ich kann es nicht einmal erklären.«
    Das Lächeln, das um seine Mundwinkel gespielt hatte, erstarb. »Das ist auch wirklich nicht nötig«, sagte er. Wieder bot er ihr den Arm. Sie nahm ihn. »Wenn Sie es sich noch mal anders überlegen, dann wissen Sie ja, wo ich bin.«
    Sie hatte es sich wirklich nicht anders überlegt. Jetzt hatten sie den Eingang des Kirchhofs beinahe erreicht. Zwei oder drei Minuten bis zum Verabschieden. Das plötzliche Auftauchen der Frau kam für sie beide völlig überraschend.
    »Was machen Sie hier?«, wollte sie

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