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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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schwermachen. Aber diese Dinger werden noch sieben Tage da hängen.«
    »Nein. Noch vier.« Merkte sie, dass sie ihn berührte?
    »Guy Fawkes ist am –«
    »Die guten Leute hier zünden ihre Feuer nicht am 5. November an«, entgegnete er. »Anscheinend legen sie nicht viel Wert darauf, die Verschwörung der Katholiken zu Fall zu bringen, die das Parlament in die Luft sprengen wollten. Sie feiern am 2. November.«
    »Allerseelen?«, fragte sie.
    »Ich dachte, Sie gehen nicht in die Kirche? Aber Sie haben recht. Der 2. November ist Allerseelen, der Tag, an dem wir für jene Verstorbenen beten, die das Reich Gottes noch nicht erreicht haben mögen. Nur nennen sie das hier oben anders. Sie nennen es den Tag der Toten.«

41
     
31. Oktober
    An Halloween sollte ein großer dicker Mond scheinen. Irgendwie passte das dazu. Der Mond, den Tom jetzt betrachtete und der so schnell am Himmel aufging, dass er fast die Schleifspur aus silbrigem Licht sehen konnte, war nicht ganz voll, aber er sah trotzdem riesengroß aus. Er war die geisterhafte Galeone aus den Gedichten und leuchtete von einer Stelle knapp über dem höchsten Steinbogen der Klosterkirche zu ihm herab.
    Halloween war im Haus der Fletchers normalerweise eine ziemlich wichtige Angelegenheit. Wahrscheinlich lag das daran, dass Toms Mutter Amerikanerin war. Aber dieses Jahr nicht. Niemand feierte in Heptonclough Halloween, alle waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Feier am »Tag der Toten« vorzubereiten, am 2. November. Also hatten die Fletcher-Kinder eine einsame Kürbislaterne auf dem Sims eines Fensters stehen, das zum Garten hinausging, wo niemand außer ihnen sie sehen konnte.
    Tom saß in seinem Zimmer am Fenster, hinter dem Vorhang verborgen. Hier konnte niemand ihn sehen. In letzter Zeit hatte sich das als nützliche Methode erwiesen, um alles Mögliche in Erfahrung zu bringen, was er eigentlich nicht wissen sollte.
    Wie zum Beispiel, dass seine Mutter wollte, dass sämtliche Knochenmänner von der Ruine abgehängt wurden. Joe und er hatten an diesem Morgen vierundzwanzig Stück gezählt, fünf mehr als am Anfang.
    Seine Mutter konnte die Knochenmänner auf den Tod nicht ausstehen und hatte gerade erst vor zehn Minuten mit Harry telefoniert. Sie war nahe dran gewesen, sich mit ihm zu verkrachen.
    Sechsundzwanzig. Er hatte gerade sechsundzwanzig Knochenmänner auf der Klosterruine gezählt. Heute Morgen waren es nur vierundzwanzig gewesen. Irgendwann im Laufe des Tages waren zwei neue hinzugekommen. Super!
    Heute Morgen beim Frühstück hatte Joe gefragt, ob sie auch einen Knochenmann machen könnten. Seine Mutter hat sehr entschieden nein gesagt und Tom dabei einen nervösen Blick zugeworfen, doch er hätte ganz ehrlich nichts dagegen gehabt. Er fand die Puppen ziemlich cool und auf ihre Art sogar ganz witzig. Da gab es einen, der eine Reithose und ein paar alte Gummistiefel anhatte und eine Reitkappe auf dem Kopf trug. In der Hand hatte er ein Stöckchen, das eine Reitgerte sein sollte, und unter dem Arm einen Plüschfuchs.
    O Scheiße. O Gott. Einer von ihnen hatte sich gerade bewegt. Tom zwinkerte, rieb sich die Augen, schaute noch angestrengter hin. Einer von den Knochenmännern – aus nichts als alten Klamotten und Abfällen gemacht – kroch auf einer der Mauern entlang. Tom wollte schon vom Fensterbrett springen, losrennen und seine Eltern holen. Dann hielt er inne. Der Knochenmann war weg. Hatte er sich das bloß eingebildet?
    Wenn ja, dann tat er das immer noch, denn da kletterte ein zweiter durch das am tiefsten gelegene Turmfenster. Der, den Joe am komischsten fand, der mit dem geblümten Frauenkleid und dem großen Strohhut. Tom konnte den Hut sehen, ganz deutlich, wie er auf dem Kopf der Gestalt wackelte. Dann sprang sie in den Schatten hinab und verschwand.
    Was zum Teufel ging hier vor? Würden die Knochenmänner gleich alle aufstehen und sich bewegen? Tom kniete jetzt aufrecht da; es war ihm egal, ob ihn jemand sah. Eigentlich hoffte er sogar, dass jemand ihn sehen würde. Wieder eine Bewegung, drüben bei der Außenmauer. Dann zwei, die sich zusammen bewegten – oder trug der eine den anderen?
    »Dad!«, rief er so laut, wie er sich traute, denn er wusste, dass Millie auf der anderen Seite des Flurs schlief. »Dad, komm her!«
    Dann berührte ihn eine Hand, und Tom wäre fast mit einem Satz durch die Fensterscheibe gesprungen. Gott sei Dank, jemand war hier, jemand anderes konnte es auch sehen. Er zerrte den Vorhang zur Seite, um

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