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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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wissen und funkelte Evi wütend an.
    Harry erschrak. Er hatte seine ganz Aufmerksamkeit der Frau an seiner Seite gewidmet. Die andere, die gleich hinter der Kirchenmauer stand, hatte er gar nicht bemerkt.
    »Hallo, Gillian.« Im Stillen verfluchte er sein Pech. Er hatte sich beim Abschiednehmen Zeit lassen wollen, hatte sehen wollen, ob vielleicht … »Wollten Sie mich sprechen?«, fuhr er fort. »Die Sakristei ist offen. Ehrlich gesagt dürfte das eigentlich nicht sein. Eigentlich soll ich immer abschließen, wenn ich die Kirche verlasse. Ich war wohl abgelenkt.« Er lächelte zu Evi hinab. Sie sah ihn nicht mehr an. Ihr Blick war fest auf Gillian gerichtet. Harry fühlte, wie der Druck ihrer Hand auf seinem Unterarm nachließ. Er presste den Arm fester an den Brustkorb und legte seine freie Hand über die ihre.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte Gillian abermals und löste den Blick nur von Evis Gesicht, um finster ihre Hand zu mustern, die jetzt auf Harrys Arm gefangen war. »Was haben Sie gesagt?«
    »Gillian, warum warten Sie nicht …«, setzte er an.
    Gillians Kopf fuhr mit einem Ruck hoch. »Was hat sie gesagt? Sie darf doch gar nicht …«
    »Nein, das darf ich nicht«, unterbrach Evi sie. »Ich darf nicht über meine Patienten sprechen, ohne dass sie es mir erlauben, niemals. Also tue ich es nicht. Ich bin gekommen, weil ich mit Reverend Laycock über etwas völlig anderes reden wollte.«
    »Wir haben nicht über Sie gesprochen.« Harry empfand das dringende Bedürfnis, das eindeutig klarzustellen. Sein Blick wanderte zwischen Gillian und Evi hin und her. Die jüngere Frau machte ein zorniges, verwirrtes Gesicht. Evi sah einfach nur traurig aus. Jäh kam ihm ein Gedanke. Grundgütiger.
    »Um ehrlich zu sein, Gillian, ich habe in einer Viertelstunde eine Besprechung in einer von meinen anderen Kirchen«, sagte er. »Tut mir leid, hab’s glatt vergessen. Wenn Sie reden möchten, können Sie mich heute Nachmittag zu Hause anrufen. Jetzt entschuldigen Sie uns. Ich muss Dr. Oliver zu ihrem Wagen bringen.«
    Gillian ging ein Stück weiter und blieb knapp außer Hörweite stehen. Harry ging mit Evi durch das Tor des Kirchhofs hinaus und dann die paar Meter bis zu ihrem Auto. »Dieses Problem, das wir da haben«, sagte er mit leiser Stimme. »Sie wissen schon, das Problem, das uns bei unserem ersten Date in die Quere gekommen ist.« Evi wühlte in ihrer Handtasche. Sie antwortete nicht.
    »Sind wir dem gerade begegnet?«, wollte er wissen.
    Evi hatte ihren Autoschlüssel gefunden. Sie drückte auf den Knopf der Fernbedienung, und die Türen entriegelten sich automatisch. Er ließ ihren Arm los und trat vor sie, um ihr die Tür zu öffnen. Sie sah ihn immer noch nicht an, sondern hatte sich wieder nach der Klosterruine umgedreht.
    »Ich weiß, das geht mich eigentlich nichts an«, sagte sie, klappte den Gehstock zusammen und warf ihn auf den Beifahrersitz. »Aber ist das nicht merkwürdig, all diese Figuren auf einem Kirchengrundstück?« Ihre Aktentasche wurde ebenfalls ins Auto verfrachtet. Sie schien fest entschlossen, ihn nicht anzusehen. »Ich denke nur an die Fletcher-Jungen«, fuhr sie fort. »Wenn es dunkel ist, ist das bestimmt ein ziemlich unheimlicher Anblick.«
    »Oh, das können Sie mir glauben«, stimmte Harry zu. Nun, wenn sie sich weigerte, ihn anzusehen, dann konnte er sie nach Herzenslust anstarren. Dicht unter dem rechten Ohr hatte sie einen winzigen Leberfleck.
    Evi wandte sich um – und ertappte ihn. »Können Sie dann nicht …« Sie ließ die Frage unvollendet in der Luft hängen.
    »Evi, ich bin erst seit ein paar Wochen hier. Wenn ich jetzt anfange, mich aufzuplustern, dann könnte das für meine Amtszeit hier verheerend sein.«
    Sie öffnete den Mund, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ja, ich weiß. Meine Karriere ist mir wichtiger als das Wohlergehen zweier Kinder, und ich habe deswegen auch wirklich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Aber Tatsache ist, dass ich auf diesem Grund und Boden nicht allein das Sagen habe. Ich kann mit meinem Kirchenvorsteher sprechen und schauen, ob die Figuren nicht früher heruntergenommen werden können als vorgesehen. Ich kann mit dem Erzdiakon sprechen. Wenn der mich unterstützt, kann ich wahrscheinlich verhindern, dass es nächstes Jahr wieder passiert.«
    Die Finger ihrer rechten Hand hatten sich über der seinen geschlossen, die auf dem oberen Rand der Fahrertür lag. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich will Ihnen nicht das Leben

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