Blutfehde
dieser einen Sache…?«
»Nicht wegen einer Sache, Paul«, sagte ich. »Drei. Von verschiedenen Seiten: seine Schwester, der Cop, der ihn verhaftet hat, und dann sein eigener Anwalt.«
Mercer gab mir Schützenhilfe. »Er war so nah dran, seiner gerechten Strafe wegen Amandas Ermordung zu entkommen, wenigstens aus Lems Sicht, dass ihn der Gedanke, die Vergangenheit würde ihn wieder einholen, schier verrückt machte.«
»Da frag ich mich«, sagte Battaglia und steckte die Zigarre wieder in den Mund, »warum er nicht gleich versucht hat, Alex zu töten, wenn er schon die Gelegenheit dazu hatte.«
»Wenn Mercer Recht hat, dann gab es für Quillian keinen Grund, diese Ereignisse mit meiner Person zu verbinden. Er wollte nur raus - raus aus dem Gerichtssaal, raus aus der U-Haft.« Ich zerpflückte die Serviette, deren Suppenflecken mich an Elsies Blut erinnerten.
»Ganz genau«, sagte Mercer.
»Elsie war das schwächste Glied. Er hat sie einfach überwältigt und dann um sich geschossen. Er hatte es genauso wenig auf sie abgesehen wie auf mich. Im Gegensatz zu Elsie versperrte ich ihm in dem Moment nicht den Weg. Brendan Quillian wollte einfach nur raus.«
Wir erörterten noch eine Viertelstunde lang verschiedene Ideen, als Rose den Kopf zur Tür hereinsteckte.
»Ich habe doch gesagt, keine Anrufe«, fauchte Battaglia, noch ehe sie etwas sagen konnte. Er wollte abwarten, wie der Leiter der Strafvollzugsbehörde dieses Fiasko zu handhaben gedachte, bevor er damit an die Öffentlichkeit ging.
»Es ist Richter Gertz, Mr Battaglia. Ich dachte, es würde Sie interessieren.« Rose kannte Battaglia besser als er sich selbst.
Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln, als er zum Hörer griff. »Sie haben sich eine Tapferkeitsmedaille verdient«, sagte er und zwinkerte Mike zu. »Freddy, was für einen Laden schmeißen Sie denn da oben? Den O.K. Corral? Wo stecken Sie? Gibt es hier im Haus einen Panikraum, über den ich Bescheid wissen sollte?«
Wie auch immer die Antwort lautete, kurz war sie nicht, und Battaglia verging dabei das Lächeln.
»Der geht’s gut. Sie ist gerade bei mir. Natürlich ist sie erschüttert wegen der Frau, die umgebracht wurde, und dass auf ihre Freunde geschossen wurde. Aber Sie kennen Alex. Hundertprozentig professionell, wenn es drauf ankommt.«
»Eher neunzig Prozent Blended Scotch in den Adern und zehn Prozent Haarspray, sodass sie von außen wie zusammengeklebt aussieht«, sagte Mike. »Man braucht sie nur anzupusten, und sie würde sich für heute auszählen lassen.«
»Hör auf damit, Mike«, sagte Mercer und drückte den Deckel auf meinen Kaffeebecher. »Ich bring dich nach Hause, sobald uns Mr B gehen lässt, Alex. Du hattest jetzt genug Koffein.«
»Sie haben was?« Battaglia zerdrückte seinen Zigarrenstummel im Aschenbecher. »Ja, Chapman ist auch hier. Ich sag’s ihm. Danke, Freddy. Sehen Sie, Alex? Manchmal sollten Sie doch auf Pat McKinney hören. Ein altes Sprichwort besagt: Jede Politik beginnt zu Hause.< Vermutlich geht es auch bei jedem Verbrechen um etwas Privates.«
»Was habe ich damit zu tun?«, fragte Mike.
»Scheint so, als hätte Gertz Zeit zum Nachdenken gehabt, als er sich heute Vormittag unter seiner Bank ausruhte. Spätestens seit heute hat er Brendan Quillian auf dem Kieker. Er will, dass wir nichts unversucht lassen, um ihn zu finden und für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.«
»Und?«
»Er hat bereits den Bezirksstaatsanwalt in der Bronx angerufen und ihm von dem alten Mordfall erzählt, dem Mord an der jungen Hassett. Als Nächstes will er den Hauptverwaltungsrichter von Bronx County kontaktieren und diesen zähen alten Bastard dazu bringen, umgehend die Exhumierung anzuordnen. Gertz will wissen, was Sie morgen vorhaben, Chapman. Könnten Sie morgen früh, für den Fall, dass er die richterliche Anordnung bekommt, auf dem Friedhof sein und dafür sorgen, dass die Rechtsmedizin die Sache vorrangig behandelt?«
Mike stellte seine Beine auf den Boden und salutierte. »Zu Befehl, Mr B.«
»Kontaktieren Sie auch die Hassetts«, sagte Battaglia. »Es ist einfacher, wenn man die Zustimmung eines Familienmitglieds hat. Ich weiß, dass Sie mir erzählt haben, dass der Vater schon lange tot ist. Ist die Mutter noch -?«
»Sie ist vor kurzem gestorben«, sagte ich. »Mike hat Trish danach gefragt, kurz bevor wir uns von ihr verabschiedet haben.«
»Dann kontaktieren Sie die Brüder. Vielleicht brauchen wir den verdammten Richter
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