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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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ihn, wie er mit dem Finger die Buchstaben nachzeichnete und die Zahlen studierte, die das Geburtsund Todesjahr dieses jungen Mädchens markierten. Langsam wurde es eng in der letzten Ruhestätte, in der sich mehrere Hassett-Generationen Kopf an Fuß drängten. Mike sah sich die anderen Namen an, dann ging er den Hang hinab zu einem kleinen Teich unter einer riesigen Trauerweide.
    Ich folgte ihm und blieb stehen, als er vor einem größeren Grabstein stoppte. »Wer hätte das gedacht? William Barclay Masterson.«
    »Wer?«
    »Ein Spazierstock mit Goldspitze, Derbyhut, schnellster Schütze des Wilden Westens. Ich hätte sein Grab eher in Dodge City erwartet.«
    »Bat? Bat Masterson?« Ich kannte die Wiederholungen des beliebten Fernsehwesterns aus den 50er-Jahren mit Gene Barry, wusste aber nichts über das Leben des echten Masterson, den Teddy Roosevelt zum Deputy U.S. Marshai ernannt hatte.
    Keiner von uns hatte bemerkt, dass Evan Silbey uns auf dem Kiesweg gefolgt war. »Er kehrte von Dodge City nach New York zurück. Bat war Sportreporter für den Morning Telegraph, als er -«
    »Hast du das gesehen?«, fragte Mike und blickte zu einem hohen Obelisken.
    »Was? Den Transporter?« Der Kombi der Rechtsmedizin, deutlich erkennbar an seiner Seitenaufschrift, kam hinter Mikes Dienstwagen zum Stehen.
    Mike schüttelte den Kopf. »Da versteckt sich jemand hinter dem Grabstein gegenüber von dem Hassett-Grab, der nicht zu dieser unangenehmen kleinen Ausgrabung eingeladen ist.« Er lief den Hang hinab.
    »Wo will er hin?« Silbeys Stimme kletterte fast eine Oktave höher.
    Ich sah jemanden in einem dunklen Mantel von dem Obelisken über die Straße zu dem ruhigen Teich laufen. Mike rief der Person zu, stehen zu bleiben, und nahm die Verfolgung auf.
    »Mike.« Ich flüsterte fast. Es erschien mir unangemessen, die Stille dieser Stätte zu stören.
    Er ignorierte mich und erreichte die Kreuzung im gleichen Moment wie der Lastwagen mit den vier Totengräbern.
    Die unbekannte Person beschleunigte ihre Schritte, und Mike verlor ein paar Sekunden, weil er den Lastwagen vorbeilassen musste.
    Die Zweige der Trauerweide neigten sich zur Erde wie Hunderte Arme. Die Person im dunklen Mantel verschwand unter der großen Trauerweide vor dem angrenzenden protzigen Mausoleum mit dem grünen Kupferdach.
    Zehn Sekunden später war auch Mike zwischen den Zweigen verschwunden. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Nach dem gestrigen Trauma konnte ich keine Aufregung mehr gebrauchen. Es war zu spät, Mike hinterherzulaufen, und ich wusste nicht, was ihn überhaupt veranlasst hatte, dieser Person nachzustellen.
    Ich ging zwischen den Grabsteinen zur Straße hinab und flehte Mr Silbey an, die Totengräber hinter Mike herzuschicken. Die vier Totengräber und Silbey sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Was ist los, Miss Cooper?«, fragte der Fahrer der Rechtsmedizin.
    »Mike Chapman verfolgt da drüben jemanden. Können Sie nachsehen, ob er Hilfe braucht?«
    »Klar. Wer ist es?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und was ist, wenn er gefährlich ist?«, fragte der Fahrer zögerlich.
    »Wahrscheinlich ist es ein Paparazzi«, sagte ich. »Mike befürchtete, dass die Presse Wind davon bekommen hat. Wir wollten die Exhumierung ohne Reporter über die Bühne bringen. Bitte beeilen Sie sich.«
    Wir hatten uns auf der Fahrt zum Friedhof darüber unterhalten. Ich hatte zwar nicht gesehen, dass die Person eine Kamera dabeihatte, aber jetzt hoffte ich sogar, dass der Eindringling nur ein Pressefotograf war.
    Widerwillig ging der Fahrer in Richtung Teich.
    Das nächste Auto hielt hinter unserer stetig wachsenden Karawane. Ein stämmiger, stiernackiger Mann in T-Shirt, Jeans und sauberen Arbeitsstiefeln - sein Kopf war fast zu dick für die Baseballkappe - stieg aus dem Auto und kam langsam und gesenkten Hauptes auf Evan Silbey und mich zu.
     
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    »Ich dachte, Sie erwarten sonst niemanden«, sagte Silbey. »Rufen Sie Chapman zurück. Wer ist das?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich.
    Der muskulöse Typ hob den Kopf und steuerte auf den Grabstein von Rebecca Hassett zu. Er hatte äußerst markante Gesichtszüge: eine Knollennase, ein kantiges Kinn, stechend blaue Augen und eine bockige Miene. Es war ihr Bruder Bobby.
    Er drohte mir mit dem Finger. »Glauben Sie ja nicht, dass ich Sie an meine Schwester ranlasse, Frau Staatsanwältin. Weder Sie noch diesen Klugscheißer von Cop, der seine Nase in unsere Privatangelegenheiten steckt. Herrgott noch

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